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32,5 Millionen Euro Schaden Das sind die Tricks der Taschendiebe

Mehr als 117 000 Taschendiebstähle pro Jahr listet die Statistik der
Bundespolizei auf. Der Schaden wird bundesweit mit 32,3 Millionen Euro
beziffert. Mit einer Aufklärungsquote von 5,3 Prozent ist die Chance,
das Diebesgut wiederzusehen, sehr gering. Als Klauparadies gelten
Bahnhöfe wie der in Magdeburg.

20.08.2014, 06:48

Magdeburg l Polizeihauptmeister Ingo Kühl (50) steht mit prüfendem Blick im Tunnel des Hauptbahnhofes Magdeburg. Der Bundespolizist ist Experte in Sachen Taschendiebstahl. "Viele Leute sind viel zu leichtsinnig", sagt er und beobachtet eine Frau am Ticketautomaten, die ihre Tasche abgestellt hat, um einen Fahrschein zu kaufen. "Für einen Dieb die perfekte Situation", sagt Kühl.

Dabei ist der klassische Kofferdiebstahl eher selten. "Zu schwer und zu umständlich", sagt Kühl. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Halle, Leipzig und Halberstadt ist der erfahrene Polizist derzeit auf Bahnhöfen unterwegs, um Reisende aufzuklären. Für die Volksstimme listet Kühl die derzeit beliebtesten Maschen der Taschendiebe auf:

1. Der Blocker-Trick:

Dieser Trick ist besonders erfolgreich und funktioniert vor allem in vollen Bahnhöfen sehr gut. Ein Team aus drei Leuten sucht sich ein Opfer aus. Wenn der Zug einfährt, stellt sich eine Person ("Blocker") in die Zugtür und blockiert den Einstieg, während eine zweite Person ("Zieher") dem Opfer Wertgegenstände aus Tasche oder Rucksack entwendet und an eine dritte Person weitergibt. "Die Situation ist so unübersichtlich, dass das Diebesgut längst weg ist, bevor der oder die Geschädigte es merken", sagt Kühl.

2. Der Stadtplan-Trick

Der Klassiker unter den Tricks der Taschendiebe. Obwohl allgemein bekannt, führt der Karten-Trick immer noch am häufigsten zum Erfolg. Ein scheinbar hilfloser Tourist kommt mit einer Karte, fragt nach dem Weg und entwendet nebenbei Handy oder Geldbörse. "Das funktioniert nicht nur auf Bahnhöfen, sondern überall", sagt Kühl. In Bahnhöfen sei die Erfolgsquote nur höher, weil Reisende oft unaufmerksamer sind, da sie in Gedanken noch im oder schon beim Urlaub seien.

3. Der Beschmutzer-Trick

Dieser Trick ist der einzige, bei dem es eine Winter- und eine Sommervariante gibt. Im Wesentlichen geht es darum, jemanden "versehentlich" zu beschmutzen. Und bei der Aufregung danach und dem Versuch, die Kleidung zu reinigen, entwenden die Diebe dann Wertgegenstände aus Rucksack, Jacke oder Tasche. Im Winter benutzen die Diebe meistens Senf und im Sommer eher Eis oder Getränke.

4. Der Geldwechsel-Trick

Wird besonders von Taschendieb-Profis angewendet. Unter dem Vorwand Wechselgeld zu benötigen, werden potenzielle Opfer angesprochen. Für diesen Trick werden besonders häufig ältere Personen ausgesucht. Beim Öffnen des Portemonnaies entwendet der Dieb Wertsachen aus der Tasche oder sogar Geldscheine aus der Geldbörse.

5. Der Geheimnummer-Trick

Auch dieser Trick ist eigentlich allgemein bekannt. Nur denken hier viele an Bankautomaten. "Dabei werden Geheimnummern besonders häufig in Bahnhöfen ausgespäht", sagt Kühl. Gerade die Kartenautomaten der Bahn seien im Stress des Reiseverkehrs ideal für Diebe. Meist bildet sich hinter den Automaten eine lange Schlange. Die Leute stehen oft dicht gedrängt. Und wer sich eine Fahrkarte kauft und mit Karte zahlt, muss seine Geheimnummer eingeben. Der Dieb steht hinter seinem Opfer, späht die Nummer aus und stiehlt mit einem anderen Trick das Portemonnaie. So hat er EC-Karte und Geheimnummer und kann das Konto leerräumen, bevor es jemand merkt.

6. Der Verwirrungstrick

Gibt es in mehreren Variationen. Hier spielen Reflexe den Dieben in die Hände. So ist es etwa ein beliebter Trick, so zu tun, als wollte man die Reisetasche stehlen. Während man das bemerkt und krampfhaft versucht, das zu verhindern, vernachlässigt man die Aktentasche oder einen kleineren Koffer. Ähnlich funktioniert der Trick, indem jemand scheinbar Kleingeld verliert. In dem Moment, wenn die Passanten helfen, werden sie bestohlen. Denn eines spielt den Dieben bei vielen Maschen in die Hände: die Hilfsbereitschaft der Menschen. "Leider müssen wir den Leuten zu einem gesunden Misstrauen raten", kommentiert Kühl.