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Kontrolleure fehlen Misstrauen an der Zapfsäule

Autofahrer wollen nur die Menge an Treibstoff bezahlen, die auch
tatsächlich in ihren Tank fließt. Deshalb sollen Zapfsäulen eigentlich
regelmäßig überprüft werden. In Sachsen-Anhalt ist das Landeseichamt
jedoch seit Monaten in Verzug.

23.08.2014, 01:17

Magdeburg l Die Preise für Benzin und Diesel steigen seit Jahren. Kunden sollten also erwarten können, dass sie dann auch die Menge bekommen, für die sie bezahlen. Doch eine Volksstimme-Anfrage beim Landeseichamt zeigt: Bei 23 der 598 Tankstellen im Land ist die Eichgültigkeit der Zapfsäulen abgelaufen.

"Durch unplanmäßige Personalabgänge gab es insbesondere im nördlichen Sachsen-Anhalt ein unvorhersehbares Kapazitätsproblem", räumt der Direktor des Landeseichamtes, Walter Klein, ein. In den vergangenen Monaten sei aber neues Personal eingestellt und ausgebildet worden. Voraussichtlich bis Oktober sollen die Überprüfungen der verbliebenen Tankstellen nachgeholt werden.

Dass die Kunden bis dahin einer größeren Betrugsgefahr ausgesetzt sind, schließt das Landeseichamt aus. In dieser Hinsicht gebe es keinen Unterschied zwischen geeichten und überfälligen Zapfsäulen, so Klein. Im Gegenteil: "In der Regel ist es sogar so, dass Zapfsäulen mit der Zeit mehr Kraftstoff abgeben. Grund dafür ist der kontinuierliche Verschleiß der Messwerke."

"In der Regel ist es so, dass die Zapfsäulen mit der Zeit mehr Kraftstoff abgeben." - Walter Klein, Landeseichamt

Dennoch gehen im Landeseichamt regelmäßig Kundenbeschwerden wegen vermuteter Minderabgaben ein - allein 40 waren es im vergangenen Jahr. In fünf Fällen hat sich der Verdacht bestätigt.

Häufig liegt jedoch kein Zapfsäulen-Problem vor. "Typisch ist, dass jemand annimmt, sein Tank fasst nur 69 Liter, die Zapfsäule zeigt aber 75 Liter Verbrauch an. Da muss man sagen: Der Tank ist nicht geeicht, teilweise gibt es bei den Herstellern Abweichungen", so Klein.

Seine Behörde hat in den vergangenen 20 Jahren nur einen Betrugsfall registriert. Eine Tankstelle hatte die Datenleitungen manipuliert und zusätzliche Teile in das Kassensystem eingebaut - das Landeseichamt hat damals auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Ansonsten lag die Beanstandungsquote bei den Eichprüfungen in den vergangenen Jahren bei durchschnittlich zehn Prozent. Wird beim Eichen ein Fehler festgestellt, räumen die Kontrolleure den Tankstellenbetreibern häufig eine Frist ein, um den Mangel zu beheben. Geschieht das nicht, können Bußgelder verhängt werden.