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Vollschutz als Aufnahmebedingung Erste Kitas im Land führen Impfpflicht ein

In Sachsen-Anhalt gibt es eine neue Debatte über Schutzimpfungen. Ein Kita-Träger vergibt Plätze nur noch an Kinder mit Impfausweis. Experten warnen jedoch vor einer flächendeckenden Pflicht.

01.09.2014, 01:28

Magdeburg l Der zweitgrößte Kita-Träger in Halle (SKV Kita) hat eine indirekte Impfpflicht eingeführt. Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, erhalten für ihre Kleinen keinen Betreuungsplatz. "Die Regelung richtet sich an Impfgegner. Wir wollen unsere Kinder schützen", sagte Geschäftsführerin Elke Schwabe der Volksstimme. Elternvertreter sehen darin einen Eingriff in das Sorgerecht der Eltern.

Auslöser für den Schritt war ein Vorfall im Dezember. Erstmals seit Jahren gab es einen Masern-Fall in einer der 15 Einrichtungen. "Eltern, die mit ihren Kindern auf Masernpartys gehen - also bewusst nicht geimpfte Kinder mit an Masern erkrankten Kindern zusammenführen - lehnen wir ab", so Schwabe.

"Wir haben Verständnis für das Anliegen des Trägers", erklärt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage. "Eine Impfpflicht halten wir aber für mehr als ungünstig. Hier wird übers Ziel hinausgeschossen." Begründung: Eine "Pflicht" rufe Impfgegner in besonderer Weise auf den Plan. Diese argumentieren, dass Impfungen zu Schäden bei Kindern führen können.

Gesundheitsexperten weisen diese Bedenken jedoch zurück. "Alle Impfstoffe sind geprüft und nebenwirkungsarm", sagt Professor Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg. "Impfen ist vorbehaltlos zu empfehlen." Gleichzeitig warnt Jorch jedoch vor einer "Gesundheitsdiktatur". Es sei ein hohes Gut, dass Patienten beziehungsweise deren Eltern frei darüber entscheiden dürfen, den Rat der Ärzte anzunehmen oder nicht.

Die Impfgegner kritisiert Jorch trotzdem: "Sie werden nur deshalb nicht durch die Realität bestraft, weil sich die meisten Menschen impfen lassen. Wäre das nicht so, hätten wir jedes Jahr Tausende tote Kinder durch Masern."

Ob nun auch andere Kitas im Land eine Impfpflicht einführen, ist bisher nicht abzusehen. Viele Erzieher drängen darauf, dass alle Impfungen vorhanden sein sollten. Einen Zwang gibt es überwiegend nicht. Der Kita-Rechtsanspruch wird von der Impfpflicht nicht beeinträchtigt. Abgewiesene Eltern können sich an die Kommune wenden. Sie muss einen anderen Platz anbieten.