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Vergessene Orte Totenstille gegenüber dem Friedhof

Die ehemalige Brunauer Sekundarschule steht seit 2004 leer. Der Eigentümer lässt das Gebäude verkommen. Wer also ein paar Katzen verstecken muss, ist in der ehemaligen POS genau richtig.

Von Marco Heide 31.01.2015, 02:30

Wer in Brunau ein paar Katzen verstecken muss, ist in der ehemaligen POS genau richtig. Die Tiere haben dort ihre Ruhe, denn das Gebäude steht seit 2004 leer.

Brunau l Im Sommer 2004 blieben die Uhren der Brunauer Sekundarschule bei 13.05 Uhr stehen. Nur ganze 25 Jahre waren Kinder und Jugendliche bis dahin durch die Flure gelaufen, hatten in den Klassenräumen gebüffelt und nach zehn Jahren die Sekundarschule in Richtung Berufsleben verlassen.

1979 wurde die Bildungsstätte als Polytechnische Oberschule "Wilhelm Pieck" eröffnet. Schon damals sah das Gebäude von außen recht grau und trist aus. Doch zu dieser Zeit erfüllten die Schüler das Gebäude mit Leben. Heutzutage verirren sich offensichtlich nur noch Randalierer in das Haus. Bereits auf den ersten Blick sind Schäden erkennbar. Unbekannte haben Fenster eingeworfen und die Glastüren des Haupteingangs sind eingetreten.

Im Inneren erinnert nicht mehr viel daran, dass das Gebäude früher eine Schule beherbergt hat. Die komplette Einrichtung wurde nach der Schließung ausgeräumt. Das, was übrig blieb, ist zum Großteil demoliert. Zum Beispiel die Verblendungen der Deckenleuchten hat es den Chaoten offensichtlich angetan. Im kompletten Gebäude liegen Teile davon auf den Fußböden verstreut. Ebenfalls an mehreren Stellen lassen sich die Überreste kleiner Feuer entdecken. Im Keller kokelten ungebetene Gäste in zwei alten Kochtöpfen und im Obergeschoss setzten andere Unbekannte eine Tür in Brand.

Beinahe gruselig wirken zwei andere Räume in der ehemaligen Schule. Dort stehen mehrere selbstgebaute Katzenboxen, die mit Isoliermatten ausgelegt sind. Die Tiere sind fort, aber die kleinen Kästen und leere Futterpackungen liegen noch herum.

Doch es gibt auch zumindest einen Ort, der Besucher in positives Staunen versetzt. Geht ein Besucher über die Treppe in die zweite Etage, erblickt er sofort das große Glasmosaik, das durch das einfallende Tageslicht zu leuchten scheint und viel besser zur Geltung kommt, als wenn es sich der Betrachter von außen anschaut.

Dass sich das Erscheinungsbild des gesamten Gebäudes noch einmal zum Positiven wendet, ist unwahrscheinlich. In der Kalbenser Stadtverwaltung sei nicht bekannt, dass der Eigentümer des Hauses in nächster Zeit etwas mit dem Objekt plane, erklärt die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Bösener. Ein finanzielles Engagement der Stadt sei ihrer Ansicht nach ausgeschlossen. Und so wird dieser graue Klotz den Brunauern noch weitere Jahre erhalten bleiben - eine tote Schule schräg gegenüber dem Dorffriedhof.