1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Know-how aus Sachsen-Anhalt ist weltweit gefragt

Senior-ExpertenKnow-how aus Sachsen-Anhalt ist weltweit gefragt

170 Senior-Experten aus dem Land unterstützen im Ruhestand ehrenamtlich Projekte und Unternehmen in vielen Ländern.

27.03.2015, 01:19

Magdeburg l Tegucigalpa heißt die Stadt, deren Namen Steffen Petzold vor seiner Reise in die gleichnamige Metropole kaum aussprechen konnte. Nach seinem vierwöchigen Aufenthalt in der Hauptstadt von Honduras geht er dem Diplom-Ingenieur für Wasserwirtschaft leicht von den Lippen. Der 65-Jährige Petzold ist ein Senior-Experte aus Sachsen-Anhalt, der im vergangenen Jahr mit seinem Wissen ein Projekt in einem Entwicklungs- und Schwellenland unterstützte.

Der Rentner aus Magdeburg half dem städtischen Klärwerk in Tegucigalpa beim Aufbau einer Biogasanlage, die aus Klärschlamm Energie gewinnen soll. "Die Welt ruft nach deutschen Ingenieuren", sagt er. 52 Einsätze solcher Experten aus Sachsen-Anhalt gab es im vergangenen Jahr weltweit. Insgesamt vermittelte der Senior Experten Service (SES), der von den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft jährlich mit rund acht Millionen Euro unterstützt wird, 2014 mehr als 1500 Spezialisten aus Deutschland in viele Länder der Erde.

"Durchschnittlich müssen pro Einsatz rund fünf Experten angefragt werden, bis einer zusagt", erklärt Julia Haun von SES. Bundesweit sind fast 12000 Fachleute registriert, 169 aus Sachsen-Anhalt. Seit 1983 gibt die gemeinnützige Gesellschaft Hilfe zur Selbsthilfe. Die gefragten deutschen Senioren verrichten ihre Arbeit ehrenamtlich, bekommen nur ein Taschengeld von durchschnittlich zehn Euro. Für Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung kommen die Projekte und Unternehmen auf, die den Experten beim SES angefragt haben. Vor der Reise werden die Rentner in Seminaren auf ihr Land vorbereitet und lernen, wie die einheimische Bevölkerung tickt. "Viele kontaktieren ihre alte Firma, sprechen mit Kollegen, um ihr Wissen aufzufrischen", erklärt Julia Haun.

Auch Gerhard Lafeld aus dem Mansfelder Land war im vergangenen Jahr im Auslandseinsatz. Der diplomierte Berufsschullehrer half in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans, bei der Verbesserung von Lehrplänen für angehende Klempner. "Ich konnte ein wenig Russisch, etwas Englisch, ansonsten hatte ich Hände und Füße", sagt der 66-Jährige.

Ziel der Experten-Reisen ist es auch, Kontakte für die deutsche Wirtschaft herzustellen. Aus vielen Auslandseinsätzen entwickeln sich Aufträge für deutsche Unternehmen. Die Experten unterstützen ihre Projekte auch von Deutschland aus, helfen beim Kauf von Ersatzteilen oder Maschinen. Der SES sucht ständig nach neuen Senior-Experten. Besonders gefragt sind derzeit Köche, Bäcker, Brauer, Metzger, Landwirte und Fachärzte. Meinung