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Wie dem Salzwedeler Tüftler Torsten Menzel im Erfinderzentrum Sachsen-Anhalt geholfen wurde Den mobilen Pferdezaun aus der Altmark gibt es heute sogar in Amerika

Von Dörthe Hein 21.02.2011, 04:36

Magdeburg (dpa). Mit einem Baumkuchen und einer Idee fuhr Torsten Menzel 2005 nach Magdeburg. Dort trifft der Salzwedeler Radio- und Fernsehtechniker auf offene Ohren. Nach einem Missgeschick seiner achtjährigen Tochter hat er sich einen mobilen Zaun ausgedacht, mit dem sich im Nu ein kleines Gelände für Pferde abstecken lässt. Verhedderte Zaunbänder – wie bei seiner Tochter – sollen der Vergangenheit angehören. Das neue Prinzip: Pfosten in die Erde stecken, Band herausziehen, fertig. Menzels Problem ist 2005, dass seine Idee nur auf dem Papier existiert. In Magdeburg sucht er im Erfinderzen- trum Sachsen-Anhalt Hilfe. Und findet sie.

Seit 1992 gibt es die Anlaufstelle für Unternehmen und Hobby-Tüftler. Seit der ersten Stunde ist Jürgen Weigt als Berater dabei. Zu ihm und seinen vier Kollegen kommen Menschen, die ihre Erfindungen schützen lassen wollen. Weigt forscht dann nach, ob die Idee wirklich neu ist und Aussichten auf ein Patent bestehen. "Die Schwiegermuttererfindung brauchen wir nicht", fasst er zusammen und meint die, bei denen es nur um die schöne Urkunde geht, aber keine Marktchancen bestehen.

Fernsehtechniker Menzel war sich seiner Erfindung damals nicht sicher. "Als Erfinder habe ich mich gar nicht gesehen", sagt er heute. Seine Idee breitete er damals in Magdeburg aus – ein eigentlich gefürchteter Moment bei Erfindern. "Man traut sich ja nie, etwas zu erzählen, aus der Angst, es könnte jemand schneller sein bei der Patent- anmeldung", sagt der 38-Jährige. Das Erfinderzentrum garantiert strenge Geheimhaltung, betont Berater Weigt. Menzels Idee vom mobilen Zaun stellte sich nach 14-tägiger Prüfung als neu heraus.

Weil Neuerungen ein wichtiger Motor der Wirtschaft sind, fördert das Land Sachsen-Anhalt Erfinder, so sie vom Erfinderzentrum als förderwürdig eingestuft sind. Das Geld fließt über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt. Um Innovationen zu schützen und ihre Verwertung zu fördern, hat das Institut im vergangenen Jahr 418 000 Euro Fördergeld für 129 Projekte von 85 Erfindern und Unternehmen bewilligt. 2008 waren es noch mehr als eine halbe Million Euro für 155 Projekte. Grundsätzlich ist Sachsen-Anhalt eines der Bundesländer mit vergleichsweise wenigen Patentanmeldungen. 2009 waren es laut Deutschem Patent- und Markenamt weniger als 300, 2008 noch 356.

Den Schutz vor groben Fehlinvestitionen sieht Zaun-Erfinder Menzel als eines der Hauptargumente für die Zusammenarbeit mit dem Zentrum. "Man steht am Scheideweg und weiß nicht, ob sich die Investition lohnt."

Das unternehmerische Risiko trug er schon selbst; Erfolgsgarantien gibt es schließlich nicht. Aber zu 75 Prozent wurde gefördert, dass die Idee vom Papier zum Prototypen wurde, der auf Herz und Nieren geprüft wurde sowie die Patentierung.

Von der Idee aus dem Sommer 2005 dauerte es rund zwei Jahre bis zum Verkauf des ersten Zaunes. Das Erfinderzen- trum beriet auch bei der Firmengründung, Messeauftritten und internationalen Schutzrechten. Seit 2010 ist Menzel mit seinen Zäunen auch auf dem amerikanischen Markt. In die Magdeburger Villa des Erfinderzentrums kommen laut Berater Weigt jährlich rund 300 Unternehmen und freie Erfinder, um sich beraten zu lassen, rund ein Drittel seien Hobby-Tüftler.