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Kultusministerium zur Ausbildung von Lehrern / Grüne kritisieren Nachteile für ländlichen Raum Männermangel an den Schulen und in den Kindergärten Sachsen-Anhalts

Von Martin Rieß 24.12.2011, 05:23

"Von zeitgemäßer Lehrerfortbildung ist Sachsen-Anhalt meilenweit entfernt." Claudia Dalbert, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, kritisiert die Verteilung von Referendariaten und die Weiterbildung für Lehrer.

Magdeburg/Halle l Männliche Vorbilder fehlen für Kinder in Schule und Kindergarten: Vor allem Frauen lehren in den unteren Klassen, und auch Kindergärtner sind unter den Kindergärtnerinnen die absolute Ausnahme.

Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. In der Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag wird deutlich: Die überwiegende Mehrheit der Referendare und damit der künftigen Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt sind Frauen. Im Land gibt es 421 Referendarinnen und nur 133 Referendare. Die bildungspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen und Fraktionsvorsitzende, Claudia Dalbert, fordert, dass die Landesregierung aktiv werden müsse, um den Lehrer-Beruf für Männer attraktiv zu machen. Das sieht auch der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW), Thomas Lippmann, so: "Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis ist wichtig. Leider kann ich bisher keine Ansätze erkennen, dass hier etwas von der Landesregierung unternommen wird."

Beate Hagen, Sprecherin des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums, sagt: "Wir können die Vergabe von Studienplätzen natürlich nicht reglementieren." Allerdings sei durchaus denkbar, in Zukunft Aktionen wie den Girls\' Day, an dem seit einigen Jahren auch Jungen an für ihr Geschlecht untypische Berufe herangeführt werden sollen, dazu zu nutzen, um bei Jungen speziell für den Lehrerberuf zu werben.

Ein weiterer Kritikpunkt der Bündnisgrünen an der Lehrerausbildung in Sachsen-Anhalt ist die Konzentration auf die Großstädte: Die Lehrerbildungsseminare befinden sich in Halle und in Magdeburg. Claudia Dalbert: "Die Schulen auf dem Land haben schon jetzt Probleme, ihre Stellen zu besetzen. Diese Situation wird in Zukunft noch schlimmer."

"Brauchen eine stärkere Regionalisierung."

Der Grund: Von insgesamt 554 Referendaren arbeiten allein 226 an Schulen in Magdeburg und Halle. "Wenn die mit ihrer Ausbildung fertig sind, werden sie wohl kaum in die Altmark oder in den Burgenlandkreis wechseln. Hier muss die Landesregierung das Konzept für die Ausbildung so aufstellen, dass wir eine stärkere Regionalisierung hinbekommen", so die Grünenpolitikerin.

Unterstützung auch in diesem Fall vom GEW-Vorsitzenden Lippmann. Er bezeichnet die Konzentration auf Magdeburg und Halle als ein "hausgemachtes Problem". Wenn die Landesregierung die Ausbildung in zwei Städten konzentriere, müsse sie sich nicht wundern, wenn die Einstellung neuer Lehrkräfte in der Fläche nicht gelinge. "Das hätte schon längst geändert werden müssen." Die GEW fordert Seminare an mindestens fünf Standorten.

Eine Notwendigkeit zur Veränderung sieht auch das Kultusministerium. Zwar soll es nicht mehr Seminar-Standorte geben. Ministeriumssprecher Philipp Hoffmann: "Wir wollen aber, dass die Ausbildungsschulen wieder stärker auf das Land verteilt werden." Die Referendare verbringen mit wöchentlich zwölf Stunden Ausbildungsunterricht einen großen Teil ihrer Ausbildungszeit an ihren Ausbildungsschulen. Häufig würden dort auch die fachdidaktischen Seminare abgehalten, so Hoffmann. Die Einbindung der Schulen in die zweite Phase der Lehrerausbildung soll zum Ins-trument der Personalplanung werden: Die Schulen könnten "aktiv an der Gewinnung des eigenen Lehrernachwuchses mitwirken".

Für kritikwürdig hält Dalbert zudem die Informationen aus der Antwort des Kultusministeriums zum Fortbildungsprogramm. "Ich finde Stichworte wie geltende Erlasse, Bedarfserfassung, Organisations- und Kulturwandel, nachhaltige Lernprozesse." Dabei würden die Unterschiede der Schüler in Bezug auf Motivation, psychische Entwicklung, ethnische und soziale Herkunft, emotionale und physische Leistungsfähigkeit immer größer. Dalbert: "Hierzu bietet das Kultusministerium den Lehrerinnen und Lehrern gerade mal acht Fortbildungsreihen an. Hier müssen mehr Angebote auf den Tisch."

Ähnlich sei es beim Thema soziale Kompetenzen, bei dem Lehrer sich mit Themen wie Ausgrenzung, Mobbing und Wertevermittlung befassen - hier zählt Dalbert sechs Fortbildungsreihen. Zwei Fortbildungsreihen gibt es zum Thema Inklusion - dem gemeinsamen Lernen von Schülern mit und ohne Behinderung. Mit dem "Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit" habe die Landesregierung eine ausbaufähige Basis. Details seien aber bis Mai aufgeschoben worden.