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Parteibasis überraschend für Gemeinschaftsschulen CDU-Politiker auf dem "Irrweg"

Die von der SPD durchgesetzte Gemeinschaftsschule bekommt unverhofft
Unterstützung: Dutzende Christdemokraten stimmen für die Schulform, die
ihre Parteiführung ablehnt.

Von Hagen Eichler 03.02.2015, 02:25

Magdeburg l Voraussichtlich acht neue Gemeinschaftsschulen werden im Sommer den Betrieb aufnehmen. Es handelt sich um bisherige Sekundarschulen. Die Kinder lernen dort weitgehend gemeinsam, werden also nicht wie bislang üblich nach der Grundschule auf verschiedene Schulformen aufgeteilt. Die CDU lehnt das von der SPD durchgesetzte Modell offiziell ab.

Die Parteibasis allerdings zeigt wenig Berührungsängste, wie eine Volksstimme-Umfrage zeigt. Sämtliche Neugründungen in diesem Sommer erfolgen mit dem Segen von CDU-Lokalpolitikern. In den meisten Kreistagen und im Stadtrat von Magdeburg haben die Christdemokraten sogar geschlossen für die Umwandlung von Sekundarschulen in Gemeinschaftsschulen gestimmt.

Mehrheit für gemeinsames Lernen bis zur 8. Klasse

Unter den Befürwortern sind selbst Landtagsabgeordnete, etwa Markus Kurze aus Burg. Er begründet seinen Kurswechsel mit der gefährdeten Lage der Sekundarschulen Möckern und Loburg (Jerichower Land). Durch die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule ließen sich zusätzliche Schüler anziehen, die jetzt zum Gymnasium nach Zerbst pendeln. "Wenn ich für die Region etwas erreichen kann, muss ich pragmatisch handeln", sagt Kurze. Ohnehin habe er Zweifel, ob es sinnvoll sei, die Kinder nach der vierten Klasse zu trennen.

Im Altmarkkreis Salzwedel haben die Christdemokraten einstimmig den Weg für zwei Gemeinschaftsschulen freigemacht. Für ihn zähle nicht der CDU-Kurs in Magdeburg, "sondern die Wirklichkeit auf dem platten Land, wo Entfernungen eine Rolle spielen", sagt Fraktionschef Matthias Mann. Wenn die Schüler länger gemeinsam lernten, könnten sie auch in ihrem gewohnten sozialen Umfeld bleiben.

Magdeburg hat nur noch eine Sekundarschule

Flexibel agiert der CDU-Landtagsabgeordnete Gunnar Schellenberger, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landtag. Zwar hält er die Gemeinschaftsschule für einen "Irrweg", die qualifizierte Förderung in getrennten Schulen sei "zehnmal besser". Als Kreistagsmitglied hat er dennoch für die Gründung einer Gemeinschaftsschule in Egeln (Salzlandkreis) gestimmt. "Die Region will das haben, die Schule, die Eltern, der Stadtrat", sagt der gelernte Gymnasiallehrer, "da bin ich als Demokrat gut beraten, wenn ich das akzeptiere."

Die Zahl der Gemeinschaftsschulen steigt in diesem Sommer von 22 auf mindestens 30. Vorreiter ist Magdeburg: In der Landeshauptstadt wird es außer der Sportschule keine einzige Sekundarschule mehr geben, dafür acht Gemeinschaftsschulen.