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Elberado Eine Welt nur für Kinder

Mit ihrem Projekt „Elberado“ wurden Julia Tecklenborg und Heiko Bergt vom Verein „Kinderbunt“ Kandidaten für den „Magdeburger des Jahres“.

Von Michaela Schröder 11.12.2014, 02:14

Magdeburg l Auf der großen Wiese zwischen den Lehrgebäuden der Hochschule Magdeburg-Stendal wird im Sommer 2014 eine abgegrenzte Fläche kurzerhand zum Aufbau einer Miniaturstadt genutzt: Es entstehen Häuser, eine Kirche, das Rathaus - ein "Elberado" für Kinder. Die Stadt im Miniaturformat macht für Kinder gesellschaftliche Zusammenhänge spielerisch erlebbar und bietet eine Alternative zu allseits bekannten Kinderbetreuungsangeboten.

Die Kinderstadt ist mehr als ein Rollenspiel, sie ist ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie in einer jungen Altersgruppe. "Kinder agieren miteinander und entwickeln gemeinsam Ziele, lösen Probleme und gestalten Zukunft - egal wie alt sie sind, wo sie herkommen oder welchen religiösen Hintergrund sie haben", erzählt Heiko Bergt vom Kinderbunt e.V. Das Projekt, das von ihm und Julia Tecklenborg mit ins Leben gerufen wurde, ist keine Eintagsfliege. Veranstaltet wird das Projekt 2014 bereits zum dritten Mal vom Kinderbunt e. V. in Kooperation mit der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Kinderstädte gibt es schon seit den 1960er Jahren. Auch in Sachsen-Anhalt wurden bereits pädagogische Projekte dieser Art durchgeführt. Mit "Elberado" entsteht die erste Kinderstadt in der Landeshauptstadt. Für Heiko Bergt ist Magdeburg nicht die erste Baustelle. Mit großem Erfolg hat er in den vergangenen Jahren bereits in Dessau-Roßlau und in Bernburg gemeinsam mit Ehrenamtlichen Miniaturstädte für Kinder entstehen lassen. "Bei allem Spaß hat das Projekt auch einen tieferen Hintergrund", versichert der Sozialpädagoge. "Die Heranwachsenden können im Kinderdorf Erfahrungen sammeln, wie sie so im wirklichen Leben kaum möglich sind. Sie erlernen, eigenständig wichtige Entscheidungen zu treffen und erleben unmittelbar deren Konsequenzen."

Während seines Lehrauftrags an der Hochschule Magdeburg-Stendal wird er 2008 von einem Professor angesprochen - die Idee einer Kinderstadt in Magdeburg entsteht. Studierende des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen schaffen im Rahmen eines Hochschulprojekts die notwendigen Grundlagen für die Kinderstadt. 2010 stößt Julia Tecklenborg durch Zufall und Mundpropaganda zum Projekt. Die Chemie zwischen ihr und dem Sozialarbeiter stimmt auf Anhieb. Die "kühle Rechnerin", wie Bergt sie nennt, übernimmt die Teamleitung.

Das Vorhaben trifft auf offene Ohren, nicht selbstverständlich für Heiko Bergt, der beispielsweise in Dessau-Roßlau mehr Überzeugungsarbeit leisten musste. Der Verein Kinderbunt, Träger der Kinderstadt, gründet sich. Heiko Bergt leitet nicht nur die Projektgruppe, sondern übernimmt gleichzeitg den Vereinsvorstand. Förderanträge und eine Spendenaktion werden auf den Weg gebracht.

Die Finanzierung der Kinderstadt ist trotzdem nicht "in trockenen Tüchern" - ein Problem, mit dem der Verein auch 2012 und 2014 zu kämpfen hat. Rund 130000 Euro kostet die Durchführung, darunter Mittagessen und Getränke für die Kinder.

2010 wird sie Wirklichkeit - Magdeburgs erste Kinderstadt. In "Elberado" üben 1200 Knirpse, was für Erwachsene Alltag ist: Entscheidungen treffen, Geld verdienen und sogar regieren. 2014 sind es bereits 2800 Kinder, die einen Teil ihrer Sommerferien in der Spielwelt mit eigenem Geld verbringen. Rund hundert Freiwillige verschreiben sich zwei Wochen lang mit viel Engagement der Kinder- und Jugendarbeit und betreuen die Kinderstadt.

"Das Projekt ist ein spannendes pädagogisches Experiment, dessen Fortsetzung 2016 mit Wohlwollen und Neugier erwartet werden darf", so Bergt.