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Die große Volksstimme-Serie über das Leben der ersten Frau von Kaiser Otto I. erscheint nun auch in Buchform Das Buch einer Reise in die Welt Edithas

Von Oliver Schlicht 10.12.2009, 05:51

Magdeburg. Editha ( 910-946 ), die erste Frau von Kaiser Otto, ist in diesem Jahr auf ganz besondere Weise in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Nach dem spektakulären Fund der ihr zugeordneten Gebeine im Magdeburger Dom veröffentlichte die Volksstimme eine Serie über das Leben und Wirken von Königin Editha. In überarbeiteter Form werden diese Beiträge von Volksstimme-Redakteurin Caroline Vongries nun in Buchform veröffentlicht.

Um die besondere Aura zu verstehen, die Editha bis heute umgibt, ist der vielleicht gewagte Vergleich mit einer anderen Frau naheliegend. Einer Frau, deren Schicksal in der Gegenwart viele Millionen Menschen sehr bewegt hat : Diana Frances Spencer, dritte Tochter von Lord Edward John Spencer, besser bekannt als Lady Diana aus England.

Diese junge Frau heiratet in die königliche Familie hinein, bekommt zwei Kinder, engagiert sich sozial und krempelt mit ihrer ganz persönlichen Art das von Etiketten geprägte Leben am Hof um. Unterschied : Lady Diana trennt sich von ihrem Prinzen, Editha wird eine glückliche Königin und regiert an der Seite ihres Mannes. Vereint sind beide Frauen im frühen Tod, Editha stirbt mit 36 Jahren, Diana wird nur 37 Jahre alt.

Der Tod Edithas hat die Menschen beschäftigt

Auf eine ganz ähnliche Art, wie die Öffentlichkeit im Sommer 1997 auf den Tod von Lady Diana schockiert reagiert hat, muss der Tod von Editha die Menschen im frühen Mittelalter beschäftigt haben. Zwei Frauen haben in ihrer jeweiligen Zeit eine Lücke hinterlassen.

Dies wäre bei Editha wohl kaum so umfangreich überliefert, wäre sie " nur " die schmückende Frau an der Seite des Königs gewesen. Die Frage ist also : Auf welche Weise hat Editha das damals übliche Frauenbild verändert ? Wie kann es sein, dass vom Leben des Paares Otto und Editha so gleichwertig berichtet wurde, in einer Zeit, als von einer Gleichberechtigung von Mann und Frau im heutigen Sinn noch keine Rede sein konnte ?

Die ist der grundlegende Anlass, warum sich Caroline Vongries, Volksstimme-Redakteurin in Schönebeck, im Frühjahr dieses Jahres so umfangreich mit dem Leben Edithas beschäftigt hat.

Nachdem sich die Aufregung um den Fund der vermeintlichen Überreste der Königin im Magdeburger Dom und deren Präsentation in Halle gelegt hatte, begab sich Vongries auf eine umfangreiche Spurensuche – in der Fachliteratur, in Interviews mit Historikern und in sehr persönlichen Zwiegesprächen mit Orten und Zeitzeichen des 10. Jahrhunderts in Magdeburg und Umgebung.

Die Autorin hat das in einer ruhigen Unaufgeregtheit getan, wie sie in einer Tageszeitung eigentlich selten zu lesen ist. Sie hat im " Editha-Skandaljahr " den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung wieder zurückgelenkt auf die einfache, spannende Frage : Wer war Editha ?

Nicht, dass dies in wissenschaftlichen Beiträgen nicht schon zum Teil erörtert worden wäre. Der Zugang einer Journalistin zum Thema ist aber ein gänzlich anderer als der eines Historikers. Die reportagehafte Beschäftigung mit den " Editha-News ", die stetige Suche nach Resten von verlässlichen Nachrichten über diese Frau, macht das Lesen der Editha-Beiträge von Caroline Vongries zu einem ganz eigenen Erlebnis.

Neun Zeitungsseiten sind im Frühjahr in der Editha-Serie der Volksstimme erschienen. Diese Texte wurden nach einer Sommerreise der Autorin ins englische Winchester, dem Geburtsort Edithas, nun noch einmal überarbeitet, ergänzt und durch Bild- und Kartenmaterial vervollständigt.

Herausgekommen ist ein spannendes Buch über " die starke Frau an Ottos Seite " – so der Untertitel. Editha verkörpert bei Vongries ein Frauenbild, das nicht aus dem Agieren gegen die Männerwelt heraus Stärke beweist, sondern im Miteinander. Sie stellt sich hinter ihren Mann, inspiriert ihn, entwickelt mit ihm gemeinsam Visionen.

Nein, dies ist kein feministisches Buch im engeren Sinn, sondern das Porträt einer Frau, die selbstbewusst ihr Umfeld geprägt hat. Dass sie das in einer Zeit tat, in der Frauen der niederen Stände weitgehend rechtlos waren, macht sie zu einer besonderen Figur der Zeitgeschichte.

Das Buch nähert sich Editha auf unterschiedliche Weise. Nach einem Einführungskapitel über die Hintergründe des Editha-Interesses im Zusammenhang mit der Domausgrabung geht es im Folgekapitel zunächst um die englische Heimat in Wessex. Ausführlich schildert Vongries anschließend das Leben am Hof Ottos in Mitteldeutschland und die Heirat des Paares. In Frohse ortet die Autorin das " Liebesnest ". Direkt am Elbehafen soll der Burghof gelegen haben. Vieles, so auch diese Burg, sind heute kaum mehr als Legenden.

Bettler Heinrich liegt ihr zu Füßen

Vongries erzählt natürlich auch die anderen Editha-Legenden. Etwa als Heinrich, der Bruder Ottos, sich ihr als Bettler verkleidet zu Füßen geworfen hatte, um Editha als Anwältin zu gewinnen. Heinrich hatte zuvor ein Attentat auf seinen Bruder geplant. Und was ist dran an der Geschichte von Editha, der Madonna von Pretzien ? Das Bildnis in der Kirche des kleinen Dorfes bei Schönebeck hat erstaunliche Ähnlichkeit mit anderen Darstellungen der Frau Ottos. Im Mittelalter gehörte Pretzien zum Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Auf welche Weise hat Editha das Klosterleben – damals ein Frauenort des intellektuellen Austauschs – beeinflusst ?

"Editha lebt ", schreibt der Chefredakteur der Volksstimme, Dr. Franz Kadell, im Vorwort des Buches von Caroline Vongries. Dies sei 2009 sehr deutlich geworden. " Sie lebt in den Herzen der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Sie ist mehr als 1063 Jahre nach ihrem frühen Tod weiterhin die erste Stadthalterin dieser über die Zeiten mehrfach geschundenen Stadt. Editha ist die Seele Magdeburgs. " Was will, was kann uns Editha heute sagen ? Kadell : " Das Buch lädt zu einer Reise ein. "

Das Buch " Editha – Die starke Frau an Ottos Seite " ( ISBN 978-3-942148-00-9 ) von Caroline Vongries erscheint am 14. Dezember im Quadratartverlag Magdeburg ( 120 Seiten ). Es wird als einfache Ausgabe ( 17, 90 Euro ) und als Schmuckausgabe ( 23, 90 Euro ) herausgegeben.