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Angela Merkel und Peer Steinbrück machen Wahlkampf in Sachsen-Anhalt Brocken-Benno ist der Kanzlerin zu schnell

Von Hagen Eichler und Michael Bock 23.08.2013, 01:10

Wernigerode/Magdeburg l Nein, auf dem Brocken war sie noch nicht - das räumt Merkel ein, als sie die Bühne auf dem Wernigeröder Marktplatz betritt. "Zu DDR-Zeiten konnte man ja nicht, und in der letzten Zeit war ich auch nicht oben." Doch nach der Wahl werde sie den Harz erneut besuchen, sagt sie. Als sie von Brocken-Benno hört, dem Mann, der den Weg täglich hinaufwandert und jetzt nahe der Bühne steht, will die passionierte Wanderin wissen, wie lange er braucht - es sind zwei Stunden. "Mit Ihnen kann ich nicht mitgehen", entscheidet sie.

Dann kommt die Kanzlerin zu ihren Botschaften: Deutschland muss sich behaupten in einer Welt, in der auch andere Nationen nicht schlafen. Am Ende gibt es ein Versprechen: Mütter, die vor 1992 Kinder geboren und erzogen haben, sollen das für ihre Rente besser angerechnet bekommen.

Die Stimmung ist freundlich, rund 5000 CDU-Anhänger füllen den Platz. Nach 30 Minuten bittet Merkel um beide Stimmen für die CDU - für sie geht es weiter ins sächsische Oschatz. In Sachsen-Anhalt spricht sie noch ein zweites Mal - am 17. September in Magdeburg.

Peer Steinbrück geht schon jetzt in der Landeshauptstadt auf Tuchfühlung. Im Bürgerhaus Kannenstieg plaudert er mit Kindern ("Macht die Schule Spaß?"), flachst mit sportlichen Seniorinnen ("Der Bauchtanzgruppe schließe ich mich nicht an"). Und der 66-Jährige ist sogar mal verblüfft. "Herr Minister, kann ich mal ein Foto machen?", fragt jemand. "Waaas? Minister will ich nicht mehr werden", sagt der SPD-Kanzlerkandidat und grinst.

Im Innenhof des Bürgerhauses beantwortet Steinbrück bei Kaffee und Kuchen Fragen von 100 Zuhörern. Wahlkampf im Kleinen. Es geht um Altersarmut, öffentliche Sicherheit, die Mietpreise. Er gestikuliert, erklärt, fordert. Zum Beispiel höhere Steuern. Aber nur für Spitzenverdiener, "die oberen fünf Prozent". Ja, damit mache der politische Gegner Stimmung gegen ihn: "Aber die sagen auch, dass wir Rasierapparate und Trockenhauben verstaatlichen wollen."

Steinbrück fährt weiter nach Leipzig, dann nach Chemnitz. Diesmal wird er vor Tausenden Menschen reden.