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Volksstimme-Leseraktion zur Jahrhundertflut 2002: Erzählen Sie uns Ihre Geschichte? Zeit des Bangens - Zeit der Selbstlosigkeit

Von Andreas Mangiras 08.08.2012, 05:18

Es waren heiße Sommertage mit viel Wasser - vor zehn Jahren, als die Elbe und ihre Nebenflüsse nach enormen Niederschlägen auf ein Maß anschwoll, dass das nachfolgende Hochwasser zu einer Jahrhundertflut werden sollte. Es war eine Zeit des Bangens und der großen Hilfs- und Einsatzbereitschaft. Erinnern Sie sich noch?

Burg/Genthin l Fast wäre es ein Jahrhundertsommer geworden, dann wurde es eine Jahrhundertflut. Es ist wie eine Vorahnung, als Anfang Juli im Raum Loburg fast 100 Liter Wasser Regen fällt. In kürzester Zeit. Straßen, Höfe und Keller werden überflutet. Die Ehle tritt über die Ufer. In Richtung Gommern wird sie hunderte Meter breit. Einsatzkräfte im Dauereinsatz.

Doch es sollte nur ein Vorspiel sein, von dem was sich dann ereignen sollte - an der Elbe und ihren Nebenflüssen.

Zuerst waren da Bilder - im Fernsehen. Niederschläge über Niederschläge in Tschechien. In sächsischen Orten werden Häuser in reißenden Sturzfluten einfach fortgespült. Die Dresdner Semperoper säuft ab.

Über Sachsen-Anhalt scheint die Sonne. Doch die Nervosität steigt. In Dornburg etwa ist sie so groß, dass fast eine Panik ausbricht, als des nachts das THW Bochum in den Ort einrückt. Bricht der Deich? Nein, der Deich hält. Die Bochumer hatten sich verfahren. Sie wollten in den Wörlitzer Winkel, gut 80 Kilometer südlich.

Krisenstäbe nehmen im Kreis und in den Gemeinden die Arbeit auf. Feuerwehren stehen in Bereitschaft, Deichwachen laufen. Zehntausende Sandsäcke werden organisiert und mit Sand gefüllt, um Deiche zu erhöhen. Und jeder versucht auch, sein Eigenes zu sichern. Doch Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit wachsen in diesen Tagen - ohne sie wäre es nicht gegangen!

In Wellen kommt die Flut. In der Nacht zum 20. Juli ist im Jerichower Land der Ernstfall eingetreten. Nur wenige Meter neben der B 1 in Heyrothsberge ist der Damm des Umflutkanals auf einer Länge von rund 30 Metern gebrochen. Trotz fieberhafter Versuche, den Bruch zu stopfen, gelingt dies nicht. Hunderte Bewohner von Gübs, Klein-Gübs sowie aus Teilen von Königsborn, Menz, Wahlitz und Heyrothsberge müssen in Sicherheit gebracht werden. Wegen akuter Überflutungsgefahr werden auch Teile von Biederitz evakuiert. Die Grund- und Sekundarschule Möser wird zum Auffanglager für flüchtende Menschen.

Dies ist nur eines von vielen Ereignissen, die die Menschen im Sommer 2002 durchmachten. Und heute? Letzte Sicherheit wird es wohl nie geben, aber mehr.

Der Deich bei Heyrothsberge ist wieder geschlossen. 45 von 200 Kilometer Deichanlagen zwischen Burg und Havelberg sind in den letzten zehn Jahren DIN-gerecht für den Hochwasserschutz saniert worden. Millionen Euro hat das gekostet.

Eine mobile Deichschutzanlage kann seit Kurzem hochwassergefährdete Bereiche der Stadt Jerichow schützen. Die 450 000 Euro teure Anlage kann in sechs Tagen aufgebaut werden. Ihre Höhe überschreitet das Hochwasser von 2002 um einen halben Meter.

Bei Biederitz wird für 3,7 Millionen Euro auf 2,5 Kilometer Länge der letzte Deichschluss in diesem Bereich errichtet.

Die Deichrückverlegung bei Klietznick steht ganz groß im Hochwasserschutzkonzept des Landes bis 2020.

In Gerwisch fehlt noch die Erhöhung eines Deiches um gut einen halben Meter, um mehr Schutz vor Hochwasser zu haben. Das Thema ist auf der Agenda, wann der Deich kommt, aber noch offen.

Liebe Leser, welche Erinnerungen bewegen Sie, wenn Sie an die Jahrhundertflut des Sommers 2002 zurückdenken? Wo drückt der Schuh heute noch? Erzählen Sie uns Ihre Geschichten, schicken Sie uns Bilder von damals - per E-Mail an redaktion.burg@volksstimme.de, per Post an Volksstimme, Zerbster Straße 39, 39288 Burg.