Kolumne Christian Beck über Nachwuchsförderung im Profifußball
FCM-Legende ‚Beckus‘ erzählt exklusiv im Volksstimme-Newsletter, was ihn im Fußball gerade bewegt. So wie die U23-Mannschaft vom 1. FC Magdeburg.

Magdeburg - Bald beginnt die Saison der U23-Mannschaft vom FCM. Der 1. FC Magdeburg II. Das macht schon was her. Nachwuchsarbeit, von ganz unten bis zum Profi, ist für einen Verein enorm wichtig. Nur so kannst du Talente fördern und an den Männerbereich heranführen. Gerade die Nachwuchsförderung im Fußball bringt aber auch viel Kritik mit sich.
Der FCM II startet direkt in der Verbandsliga, der 6. Liga. Er überspringt aus dem Nichts untere Ligen. Ich verstehe die Vereine, die dagegen protestieren. Immerhin haben diese viel Zeit, Geld und Energie investiert, um die Aufstiege bis zur Verbandsliga sportlich zu schaffen.
"Profifußball ist nun mal ein Leistungssport, da bleibt der Mensch oft leider hinten dran."
Christian 'Beckus' Beck - FCM-Legende
Auf der anderen Seite steht die Bereicherung des FCM II in der 6. Liga. Für mich wäre es damals ein Highlight gewesen, gegen eine zweite Mannschaft eines Profivereins zu spielen – zumal immer wieder mal Profis aus der ersten Mannschaft im Kader stehen.
Ich persönlich hätte mich wahnsinnig gefreut mich mit diesen Jungs messen zu dürfen, denen zu zeigen, dass ich trotz Liga Sechs ein richtig guter Spieler bin. Solche Spiele bringen enorm viel Erfahrung, sie motivieren und können einen als Spieler weiterbringen.
Meine Vergangenheit bei Rot-Weiß Erfurt
Ich hatte damals, als ich die Jugend-Stationen von Rot-Weiß Erfurt durchlaufen habe, das große Glück bei den Profis mittrainieren zu dürfen. Die Spiele sind schneller und härter. Sie helfen absolut für die eigene Entwicklung. Man kann sich, und das sollte nie unterschätzt werden, vor allem für die erste Mannschaft empfehlen.
Rückblickend schaue ich gerne auf diese Zeit. Auch, wenn das viel Arbeit mit sich gebracht hatte. Wenn die anderen Jungs feiern gegangen sind, bin ich sonntags mit meinen Team-Kameraden nach Berlin zum Auswärtssiel gefahren, um Fußball zu spielen.
Gefehlt hat es mir aber an nichts. Nach der Schule ging es für mich direkt auf den Bolzplatz, egal ob auf Asche oder Beton. Es gab nur Fußball, Fußball, Fußball für mich.
Als junger Spieler, der irgendwann in einer Profimannschaft spielen will, braucht es heute so viel. Demut, zu wissen wo du herkommst. Natürlich auch Talent und Glück, von jemanden entdeckt zu werden. Vor allem aber auch die familiäre Unterstützung – da bin ich meiner Mama bis heute dankbar, die so viele Kilometer mit mir gefahren ist, damit ich im Verein Fußball spielen konnte.
Das harte Profigeschäft
Es gibt so viele junge Menschen, die Fußball in einem Profiverein spielen wollen. Die Aussortierung, gerade bei manchen Bundesligisten, ist unerbittlich. Die Kids kommen oft schon in jungen Jahren mit der harten Realität dieses Geschäfts in Berührung. Ihnen wird oft Hoffnung gemacht, wo keine ist. Profifußball ist nun mal ein Leistungssport, da bleibt der Mensch oft leider hinten dran.
Der FCM sollte, meiner Meinung nach, nicht in eben diese Falle tappen, mit ihrer Neuausrichtung der U23. Aber da mache ich mir ehrlich gesagt überhaupt keine Sorgen und freue mich über die weitere Entwicklung des FCM II.