SLK: Die Woche im ganzen Salzland Warum das Sommerloch partout nicht im Salzland auftauchen will
Ein korrupter Bürgermeister in der Kinderstadt, ein Sprengstoff-Prozess um einen lehrwilligen Naturwissenschaftler, die nächste Schlagzeile zum Großen Schachtsee - und was sonst noch alles wichtig war in dieser Woche im Salzlandkreis.

haben Sie auch schon mal das Gerücht gehört, im Sommer gäbe es Löcher? Da würde einfach nichts passieren? Und deshalb würde es jeder Quatsch in die Zeitung schaffen? Nun ja, da sind bei mir an der richtigen Adresse.
Ich bin nämlich vom Gegenteil überzeugt. Nachrichten pflegen sich gewöhnlich nicht an die staatlich verordneten Ferienzeiten zu halten. Und wenn es in den Ferien dann doch mal wieder irgendein großes Tier tagelang in die Schlagzeilen schafft, obwohl es eigentlich gar nicht so groß und vor allem nicht so gefährlich ist? Na, dann ist das eben die Ausnahme von der Regel.
Wo das Sommerloch dafür herhält, Geschichten, die man sonst nicht so erwartet hätte, zu erklären, da widerspreche ich sogar vehement: Wir sollten Sie meines Erachtens viel öfter überraschen. Ihnen viel öfter Geschichten erzählen, mit denen Sie nicht gerechnet haben. Denn nicht erst seit heute wissen wir, dass Sie die viel häufiger sogar zu Ende lesen als jene vermeintlich so wichtigen Nachrichten, die wir alle sonst für so bedeutsam halten.
Nehmen wir doch einfach diese Woche im Salzlandkreis: Da ist mehr passiert als in mancher Woche ohne Ferien. Ein korrupter Bürgermeister in Bernburgs Kinderstadt Bärenhausen zum Beispiel: Das gab es noch nie! Oder einen Naturwissenschaftler, der wegen Sprengstoff-Besitzes vor Gericht steht, obwohl er doch eigentlich nur Kindern etwas beibringen will: Unfassbar!
Und erst in der Woche davor, als die Hitze und das Feuer auf den Feldern in der Region nicht nur die Wehren in der Region in Atem hielten.
Immer eine Schlagzeile wert ist der Große Schachtsee
Manchmal sind es auch alte Geschichten, die dann noch mal hochkommen. Wie die vom Großen Schachtsee, der es gefühlt seit drei Jahren – ja, seit die Irish Travellers da waren – nicht mehr aus den Schlagzeilen hinaus geschafft hat.
Am Montagnachmittag hatte ich die Gelegenheit, das, was seitdem passiert ist, im Gespräch mit Landrat Markus Bauer und dem Leiter seiner Verwaltungsdirektion, Thomas Michling, noch mal von A bis Z zu erläutern. Den Verantwortlichen des Salzlandkreises war es wichtig zu betonen, dass sie gar nicht anders konnten, als so einzugreifen, wie sie es seitdem getan haben.

Das war ihnen wichtig, weil die Debatte nicht abreißt. Aktuell geht es laut und stark darum, warum man denn im Schachtsee nicht zumindest baden kann. Und darum, wer da wofür verantwortlich ist. Denn gerade im Fall von Landrat Bauer wurden seine Kritiker nach dem Tod einer Dauer-Camperin im Anschluss an die Räumung Anfang April zuletzt doch überdeutlich: mit sehr persönlichen Anfeindungen auf Flyern, die plötzlich überall in seiner Heimatstadt Nienburg klebten.
Und wo wir einmal gerade dabei waren, bei A bis Z, habe ich dann auch noch mal nachgehakt. Ist das alles, was da in den vergangenen drei Jahren am und um den Schachtsee passiert ist, wirklich nicht nur eine Retourkutsche für die Irish Travellers und deren Besuch damals? Nein, betonen Bauer und Michling. Aus den Schlagzeilen bringt sie das aber vermutlich trotzdem nicht.
Gespräche, die ziemlich konkret werden
Mindestens genauso spannend war zuvor schon ein anderer Ausflug, den ich unternommen habe – nach Baalberge. Dort habe ich jemanden getroffen, der von dort kommt, dort aufgewachsen ist und am liebsten für immer auch bleiben will.
Wenn es denn dann funktioniert, das Leben hier. Was für ihn auch bedeutet, dass die Bahn fährt. Dabei gehört er mit 17 Jahren doch eigentlich zu einer Generation, die angeblich immer nur wegwill, in die große Stadt.

Aber was wollen die Jungen im Salzlandkreis wirklich? Deshalb habe ich mich dort - irgendwo zwischen Bahnhof und Kirche - mit Mark Styra getroffen. Das Ergebnis hören Sie hier in der jetzt schon elften Folge unseres Podcasts „Salz Land Köpfe“.
Und bevor Sie auf dumme Gedanken kommen: Nein, nicht nur im Sommerloch habe ich Zeit, solche Gespräche zu führen. Sondern – wie gesagt – inzwischen schon zehn andere Male seit vergangenem Winter. Weil ich es wichtig finde, Gespräche zu führen.
Weil dahinter die wirklich wichtigen Nachrichten stecken. Zum Beispiel eine ehrliche und offene Antwort auf die Frage, warum die Migrationskrise unsere Jugend mindestens genauso beschäftigt wie der Lehrermangel in unserem Land.
Wenn die Schlagzeile kleiner als das Chaos ist
An Mängeln mangelt es uns tatsächlich gerade nicht – auch da sind die Sommerferien kein wirksamer Impfstoff. So hat es in dieser Woche den Klinikbetreiber Ameos erwischt: Er wurde Opfer einer Cyberattacke.
Alles halb so wild, hieß es zunächst am Mittwoch, als die Sache ruchbar wurde, sowohl aus der Konzernzentrale als auch von der Klinikleitung der drei Standorte im Salzlandkreis. Auch die Leitstelle wollte nicht klagen: Die Notaufnahmen hätten weiter angefahren werden können.

Irgendwie passte das allerdings nicht zusammen mit dem Verständnis einer inzwischen längst schon ziemlich digitalisierten Medizin – auch und gerade in den Kliniken. Außerdem bekamen die Kollegen Detlef Anders und Frank Gehrmann aus Aschersleben sowohl aus dem Rettungsdienst als auch von den Klinikfluren ganz anderes zu hören.
Und so bleibt der Eindruck hängen, dass das schwarze Loch in Sachen IT-Panne womöglich noch viel tiefer war, als es in einem vermeintlichen Sommerloch überhaupt sein dürfte. Keine Sorge, wir bleiben dran – und nicht nur um der Schlagzeile willen.
Gute Geschichten, bei den sich das Lesen lohnt
Für manches allerdings, das räume ich ein, bleibt für viele tatsächlich vor allem in den Ferien Zeit. Und eigentlich bietet nur der Sommer das wirklich richtige Wetter. Für große Radtouren zum Beispiel.
Eine Radtour wie die, über die Kollege Thomas Linßner in dieser Woche berichtet hat: Oliver Trelenberg, nach eigenen Angaben früher ein seelisches Wrack, radelt seit Jahren durch Deutschland und sammelt Spenden für schwerstkranke Menschen.

Dabei kam Oli auch durch Barby. Zuvor hatte er sich schon in die Gästebücher der Städte Amberg, Bonn und in die Goldenen Bücher der Stadt Butzbach und Geesthacht eingetragen.
Und wieder sind wir an so einem Punkt: Ich habe die Geschichte zu Ende gelesen. Weil ich das, was Oli macht, wichtig finde. Besser kann Zeitung für mich nicht funktionieren. Egal ob im Sommer – oder im Frühling, im Herbst oder im Winter.
Foto der Woche
Mein Foto der Woche atmet nun aber wirklich Ferienluft. Es zeigt eine ganz besondere Reisegruppe: Mit Simsons fuhr René Nußbaum mit Hendrik Christmann, Luca Schmidt, Norman Nußbaum, Christof Renkwitz und Eike Dockhorn aus dem Süden des Salzlandkreises auf den Darß – Stefanie Nußbaum fuhr im „Materialwagen“ hinterher. Die Geschichte hinter der Tour hat Kollege Carsten Roloff hier aufgeschrieben.

So viele Simsons am Ostsee-Strand: Mehr Ostalgie verbunden mit Sommer- und Ferien-Feeling geht doch gar nicht. Oder was meinen Sie?
Wohin am Wochenende?
Wenn Sie glauben, ich schicke Sie jetzt in die Ferien, weil Sie ja nichts verpassen, dann haben Sie sich aber geschnitten. In Aschersleben zum Beispiel ist ordentlich was: Da verwandelt sich am Wochenende die Herrenbreite in ein Paradies für Oldtimer-Liebhaber.

Der größte Gartenträume-Park der Stadt ist in diesem Jahr Start- und Zielstation der ADAC Sachsen-Anhalt Classic, bei der etwa 100 Oldtimer-Teams zur Ausfahrt durch die östlichste Harz- und Vorharzregion an den Start gehen.
Die Ankunft der klassischen Fahrzeuge war für gestern geplant, die gemeinsame Ausfahrt findet heute statt. Zur Siegerehrung am morgigen Sonntag sind alle Oldtimer noch bis mittags auf der Herrenbreite zu bewundern.
Dann können Sie auch eine Picknick-Decke mitbringen: Es findet nämlich zeitgleich ein Gartenträume-Picknick-Tag statt. Am Sonntag sind alle Familien, Freundesgruppen und Naturliebhaber eingeladen, sich im Ascherslebener Stadtpark unter freiem Himmel niederzulassen.

Es gibt ein kulinarisches Angebot vor Ort, dazu Musik mit DJ Kochi, Spiel und Spaß für Kinder sowie Besuch von den Lamas Anna und Elli. Außerdem stellen sich die Jugendfeuerwehr und der Bogensportverein vor. Im Zentrum steht aber von 11 bis 16 Uhr einfach das gemütliche Beisammensein.
Das klingt endlich mal nach fünf Stunden Sommerloch. Nach all den Schlagzeilen haben wir uns das am Wochenende aber auch verdient, oder? Spätestens am Montag hat es sich wieder verzogen. Versprochen!
Ihr Frank Klemmer