Autoverkehr in Berlin A100-Verlängerung wird freigegeben – Proteste zur Eröffnung
721 Millionen Euro, 3,2 Kilometer und Proteste: Was die Freigabe der A100-Verlängerung für Berlin bedeutet – und warum viele dagegen sind.

Berlin - Die Berliner Stadtautobahn A100 wird an diesem Mittwoch um 3,2 Kilometer länger. Nach mehr als einem Jahrzehnt Bauzeit soll am Nachmittag der sogenannte 16. Bauabschnitt zwischen Neukölln und Treptow für den Autoverkehr freigegeben werden, wie die Niederlassung Nordost der bundeseigenen Autobahn-Gesellschaft mitteilte.
Während ihre Befürworter die Strecke als wichtige verkehrliche Maßnahme zur Anbindung des Berliner Ostens an das Autobahnnetz betrachten, warnen Kritiker vor mehr Autoverkehr in den Kiezen und einer zunehmenden Belastung für Anwohnerinnen und Anwohner.
Proteste angekündigt
Gegen die Inbetriebnahme des Abschnitts haben deshalb mehrere Gruppen Proteste angekündigt. Das Bündnis „A100 wegbassen“ etwa will am Vormittag an der Treptower Ausfahrt des neuen Abschnitts mit einem großen Schriftzug das buchstäbliche „ENDE“ des weiteren Autobahnausbaus fordern. Zudem ist eine Kundgebung vor dem Hotel geplant, in dem die Feierlichkeiten zur Eröffnung abgehalten werden sollen.
Auch mit Blick auf die Proteste ist der Festakt mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (beide CDU) im Estrel Hotel auf der Sonnenallee in Neukölln geplant und nicht auf der Strecke selbst.
Gesamtkosten liegen bei 721 Millionen Euro
Der 3,2 Kilometer lange Autobahnabschnitt führt vom Dreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle Treptower Park. Er umfasst mit den zwei weiteren Auf- und Abfahrten Grenzallee und Sonnenallee insgesamt drei Anschlussstellen.
Ein Großteil der Trasse verläuft in einem bis zu sieben Meter tiefen Trog. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich den Angaben zufolge auf 721 Millionen Euro. Mit dem Abschnitt soll der Berliner Osten besser an das Autobahnnetz angebunden werden.
Die Autobahn-Gesellschaft betont, dass mit der Verlängerung die Stadtstraßen in Treptow und Neukölln entlastet werden. Zudem gehe es um eine schnellere Erreichbarkeit des Flughafens BER und um bessere Verbindungen nach Dresden, Cottbus und Frankfurt/Oder.
Autobahn soll noch weiter verlängert werden
Perspektivisch soll die Autobahn mit dem sogenannten 17. Bauabschnitt noch weiter durch den Ostteil der Stadt verlängert werden. Insbesondere gegen diese Pläne gibt es seit Jahren Gegenwind aus den betroffenen Kiezen. Bürgerinitiativen, Umweltgruppen und Anwohner wollen den Bau verhindern. Umfragen zufolge ist ein erheblicher Teil der Stadtbevölkerung dagegen.
„Schon heute ist die A100 der teuerste Autobahnabschnitt Deutschlands“, teilten die Berliner Grünen mit. „Jeder weitere Meter bedeutet mehr Lärm, Abgase und zusätzlichen Verkehr für die Menschen.“
Ähnlich äußerte sich die Umweltorganisation Greenpeace. „Diese Trasse zerschneidet die Stadt, heizt sie auf - klimatisch wie sozial. Statt jetzt mit dem nächsten Abschnitt weitere Milliarden Euro in eine aus der Zeit gefallene Stadtautobahn zu pumpen, auf der Menschen auch künftig im Stau stehen werden, könnte Berlin mit diesem Geld zu einer modernen Großstadt wie Paris werden, mit einer Mobilität für Menschen statt für Autos“, teilte Mobilitätsexpertin Lena Donat mit.
Senat und Wirtschaft dafür
Die Berliner Wirtschaft hält dagegen. Der 16. Bauabschnitt sei ein spürbarer Gewinn für die Hauptstadt, teilte die Hauptgeschäftsführerin der Berliner Industrie- und Handelskammer, Manja Schreiner, mit. Die Stadt wachse rasant und die Infrastruktur müsse Schritt halten. „Parallel muss mit Hochdruck an der Planung zum 17. Bauabschnitt gearbeitet werden.“
So sieht es auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner. „Das Ziel, das wir mit der Verlängerung der A100 verfolgen, ist, den Verkehr aus den Wohngebieten rauszuziehen.“ Würde es beim 16. Bauabschnitt bleiben, würde dieses Ziel nicht erreicht, betonte Wegner auf einer Veranstaltung der Autobahn-Gesellschaft am Montag. „Dafür brauche ich den 17. Bauabschnitt, um gerade auch den Ostteil stärker ins Gesamtverkehrskonzept für Berlin zu integrieren.“