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Ärztemangel Ärzteausbildung in Ungarn: Projekt trägt erste Früchte

Um den Ärztemangel zu lindern, lässt Sachsen junge Mediziner in Ungarn ausbilden. Mehr als 200 Teilnehmer hat das Programm aktuell, der erste Absolvent startet nun regulär als Hausarzt durch.

Von dpa 16.06.2025, 12:58
Kümmert sich fortan im Zwickauer Ortsteil Mosel um Patienten: Hausarzt Maximilian Braun.
Kümmert sich fortan im Zwickauer Ortsteil Mosel um Patienten: Hausarzt Maximilian Braun. Hendrik Schmidt/dpa

Zwickau - Im Kampf gegen den Ärztemangel in Sachsen trägt die 2013 begonnene Ausbildung junger Mediziner in Ungarn allmählich Früchte. Als erster Absolvent beginnt der 32-jährige Maximilian Braun im Zwickauer Ortsteil Mosel seine Arbeit als Hausarzt in einer Praxis. Das Beispiel zeige, dass wegen der langen Ausbildungszeit von Ärzten die Sicherung der ärztlichen Versorgung reichlich Vorlauf brauche, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). 

Der Bedarf ist groß: Sachsenweit gibt es den Angaben nach mehr als 370 freie Hausarztstellen. Besonders betroffen sind kleinere Städte und der ländliche Raum. Zudem sind laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) etwa 30 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt und gehen auf absehbare Zeit in Rente. Deswegen werden in den kommenden Jahren viele Praxisnachfolger gebraucht. 

Jährlich 40 Plätze für Medizinstudium ohne Einser-Abi in Ungarn 

Um Abhilfe zu schaffen, hat 2013 das Projekt „Studieren in Europa - Zukunft in Sachsen“ begonnen - zunächst mit jährlich 20 Studienplätzen, später wurde die Zahl auf 40 aufgestockt. Die Teilnehmer absolvieren ihr Medizinstudium demnach an der Universität Pécs in Ungarn in einem deutschsprachigen Studiengang. Danach werden sie in Sachsen zum Facharzt für Allgemeinmedizin weitergebildet.

Die Bewerber für das Programm brauchen einen Abiturdurchschnitt von 2,6 und besser. Sie verpflichten sich, im Anschluss an ihre Ausbildung mindestens 5 Jahre lang als Hausarzt jenseits der Regionen Leipzig, Markkleeberg, Dresden und Radebeul zu arbeiten. Dafür tragen die KV, die sächsischen Krankenkassen und das Land die anfallenden Studiengebühren. Pro Student und Semester seien das 7.800 Euro, hieß es von der KV. 

„Unsere Investition in dieses langfristige Projekt beginnt sich nun auszuzahlen“, konstatierte die Vizechefin der KV Sachsen, Sylvia Krug. Dass nun der erste Absolvent seine Arbeit in einer Praxis aufnehme, sei ein bedeutender Meilenstein für das Projekt und für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Sachsen.

Mehr als 200 Teilnehmer im Programm

Aktuell nehmen laut KV 213 Menschen an dem Programm teil, 164 von ihnen sind noch im Studium. Seit 2019 seien 49 Absolventen für die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zurück nach Sachsen gekommen, erklärte Krug. Doch habe es auch Teilnehmer gegeben, die das Studium abgebrochen haben. Es sei zu erwarten, dass bald weitere Absolventen die Arbeit in einer Praxis beginnen.

Laut Gesundheitsministerin Köpping ist das Projekt ein Baustein, um die ärztliche Versorgung vor allem im ländlichen Raum zu sichern. Ein weiterer sei das Landarztprogramm mit 40 Studienplätzen. Es bietet Interessierten ohne Einser-Abi die Möglichkeit für ein Medizinstudium in Sachsen, wenn sie sich im Gegenzug für eine Hausarzttätigkeit in unterversorgten Regionen verpflichten. Außerdem gebe es eine Prämie, wenn Ärzte über das Renteneintrittsalter hinaus weiter praktizieren, erläuterte Köpping. Zudem würden neue Wege etwa mit Hilfe von Telemedizin sowie mobilen Praxen erprobt.