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Aufgespießt Der erste Internet-Heilige

In Zeiten der Digitalisierung wird auch die katholische Kirche ganz schnell.

Von Siegfried Denzel 30.04.2025, 06:02
In seiner Heimatstadt Assisi ruht der einbalsamierte künftige Heilige in Sportkleidung und Turnschuhen.
In seiner Heimatstadt Assisi ruht der einbalsamierte künftige Heilige in Sportkleidung und Turnschuhen. Foto: Imago

Wäre der Papst nicht am umgangssprachlich Ostern genannten Fest der Auferstehung gestorben, hätte die katholische Kirche am vergangenen Sonntag einen epochalen Sprung in die Neuzeit unternommen: Sie hätte ihren ersten Internet-Heiligen bekommen. Aber nur einen Tag nach der Beisetzung von Franziskus hätte das etwas pietätlos gewirkt; deshalb kann sich Carlo Acutis voraussichtlich erst am kommenden Sonntag in die Gemeinschaft der Heiligen einreihen.

Was für eine Kirche, die von Ewigkeit zu Ewigkeit schaut, trotzdem ungewöhnlich ist: Carlo Acutis war erst 15 Jahre alt, als der wegen seiner frommen Internet-Aktivitäten auch „Influencer Gottes“ genannte Jugendliche im Jahr 2006 an Leukämie starb. Tragisch für ihn: Erst nach dem Tod ging’s mit der Kirchen-Karriere steil bergauf.

Weil er als „Cyber-Apostel“ die junge Generation wieder an den Glauben herangeführt und zwei Kranke geheilt habe, wurde er schon 2020 seliggesprochen – die Vorstufe zum Heiligenschein. Den gibt’s nun am Sonntag und beweist: In Digitalisierungszeiten geht’s auch bei der Kirche schnell. Früher begann der Selig- und Heiligsprechungs-Prozess erst ein halbes Jahrhundert nach dem Tod. Frühestens.