Aufgespießt Der erste Internet-Heilige
In Zeiten der Digitalisierung wird auch die katholische Kirche ganz schnell.

Wäre der Papst nicht am umgangssprachlich Ostern genannten Fest der Auferstehung gestorben, hätte die katholische Kirche am vergangenen Sonntag einen epochalen Sprung in die Neuzeit unternommen: Sie hätte ihren ersten Internet-Heiligen bekommen. Aber nur einen Tag nach der Beisetzung von Franziskus hätte das etwas pietätlos gewirkt; deshalb kann sich Carlo Acutis voraussichtlich erst am kommenden Sonntag in die Gemeinschaft der Heiligen einreihen.
Was für eine Kirche, die von Ewigkeit zu Ewigkeit schaut, trotzdem ungewöhnlich ist: Carlo Acutis war erst 15 Jahre alt, als der wegen seiner frommen Internet-Aktivitäten auch „Influencer Gottes“ genannte Jugendliche im Jahr 2006 an Leukämie starb. Tragisch für ihn: Erst nach dem Tod ging’s mit der Kirchen-Karriere steil bergauf.
Weil er als „Cyber-Apostel“ die junge Generation wieder an den Glauben herangeführt und zwei Kranke geheilt habe, wurde er schon 2020 seliggesprochen – die Vorstufe zum Heiligenschein. Den gibt’s nun am Sonntag und beweist: In Digitalisierungszeiten geht’s auch bei der Kirche schnell. Früher begann der Selig- und Heiligsprechungs-Prozess erst ein halbes Jahrhundert nach dem Tod. Frühestens.