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Einsteigen, bitte Bahnhof Fangschleuse soll im August 2026 in Betrieb gehen

Direkt vor den Toren der Tesla-Fabrik in Grünheide entsteht ein neuer Bahnhof. Doch das Projekt ist nicht unumstritten. Was steckt hinter dem Bauprojekt?

Von Alina Grünky, dpa 24.07.2025, 05:00
Der neue Bahnhof Fangschleuse entsteht in der Nähe der Tesla-Gigafactory. (Archivbild)
Der neue Bahnhof Fangschleuse entsteht in der Nähe der Tesla-Gigafactory. (Archivbild) Patrick Pleul/dpa

Grünheide - Der neue Bahnhof Fangschleuse am einzigen europäischen Werk des Elektroautobauers Tesla in Grünheide soll Mitte August 2026 in Betrieb gehen. Dann wird der Personenverkehr aufgenommen, wie die Deutsche Bahn (DB) auf Anfrage mitteilte. Nach einer rund dreiwöchigen Sperrung aufgrund der Bauarbeiten ist die Strecke ab diesem Freitag (25. Juli) nach 23.00 Uhr wieder frei - vorerst. 

Denn es wird nicht die letzte Sperrung gewesen sein. Die Arbeiten dauern noch mehr als ein Jahr an. Der Bahnhof Fangschleuse wird etwa zwei Kilometer entfernt als modernerer Personen- und Güterbahnhof komplett neu aufgebaut - und damit quasi direkt am Eingang von Teslas „Gigafactory“. Der Industriestandort Freienbrink soll so besser erschlossen werden, hieß es von der DB, die mit dem Bau betraut ist.

Warum braucht es einen neuen Bahnhof?

Die Bahn erwartet durch den angekündigten Ausbau am Industriestandort im Ortsteil Freienbrink mit 40.000 neuen Arbeitsplätzen auch steigende Fahrgastzahlen. „Dadurch werden künftig rund 16.000 Reisende pro Tag am Bahnhof erwartet“, sagte DB-Projektleiterin Sabrina Grunert. Bis 2021 seinen es weniger als 1.000 Reisende pro Tag gewesen. „Der heutige Personenbahnhof verfügt gegenwärtig nur über zwei Gleise und ist bereits jetzt während der Hauptverkehrszeiten überlastet.“ 

Warum wird der Bahnhof verlegt?

„Eine Erweiterung des bestehenden Personenbahnhofs Fangschleuse ist am aktuellen Standort nicht möglich, da der Platz begrenzt ist“, begründet Grunert den Umzug. „Am neuen Standort, etwa zwei Kilometer westlich, gibt es ausreichend Platz für mehr Gleise und längere Bahnsteige, an denen dann auch Züge mit einer Länge bis zu 220 Metern halten können.“ Demnach soll der neue Bahnhof ebenfalls Fangschleuse heißen. 

Das Land Brandenburg finanziert die Kosten des neuen Personenbahnhofs, nach derzeitigem Stand belaufen sie sich auf 59 Millionen Euro. Eine Förderung vom Bund sei beantragt. 

Welche Pläne gibt es für den Güterverkehr?

Die Bahn geht durch den Ausbau auch von einem erhöhten Güterverkehr aus. „Hierzu erweitern wir den Bahnhof um zahlreiche Gleise und Weichen“, sagte die Projektleiterin. Durch die neue Anbindung an die Strecke Berlin – Frankfurt (Oder) können demnach zukünftig bis zu 2.400 Lkw-Fahrten täglich von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

Konkret soll ein Güterbahnhof mit fünf Gleisen und zwei Überholgleisen entstehen. Die Gleisanlagen ermöglichen es den Zügen demnach, die Richtung zu wechseln und gleichzeitig in den Industriestandort ein- und auszufahren, ohne den Zugverkehr auf der Strecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) zu beeinträchtigen. 

Beeinträchtigen die Bauarbeiten den Bahnverkehr?

Die Bauarbeiten begannen Anfang des Jahres und erfolgen „unter rollendem Rad“, wie Grunert betonte. Das bedeute, dass der Bahnbetrieb größtenteils weiterlaufe und der alte Bahnhof bis zum Start des neuen genutzt werden könne. 

Seit dem 7. Juli und bis zum 25. Juli gibt es eine Sperrung auf der Strecke, da der erste Teil des Fußgängertunnels eingeschoben wird. Ersatzverkehr wird unter anderem von der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) bereitgestellt. Eine größere, dreiwöchige Sperrung soll es erst wieder ab Ende Juli 2026 geben. Zwischendurch könne es kürzere Sperrungen in der Nacht oder auch mal am Wochenende geben. Darüber werde rechtzeitig informiert. 

Welche Vorteile soll es für Reisende geben?

Die RE1 soll nach Abschluss der Bauarbeiten mit einem häufigeren Takt alle 20 Minuten verkehren. „Das bringt mehr Komfort und mehr Flexibilität für Pendler und Reisende“, so Grunert. Der Bahnhof wird komplett barrierefrei ausgebaut mit zwei Aufzügen.

Wieso wurde am Bahnhof Fangschleuse protestiert?

Der Bahnhof Fangschleuse ist bereits mehrfach Standort von Protesten geworden. Hunderte Umweltaktivisten kritisierten unter anderem den Ausbau des Tesla-Werks. Das US-Unternehmen produziert seit März 2022 in Grünheide Elektroautos. Sie halten das Werk für umweltschädigend für die regionale Natur und versuchten mehrfach, die Vorbereitungsarbeiten zum Bau des neuen Bahnhofs zu behindern.

Auch von der Bürgerinitiative Grünheide hatte es Kritik an den neuen Bebauungsplänen gegeben, in die unter anderem der Bereich vor dem neuen Bürgerbahnhof fällt, weil damit unter anderem eine Rodung von mehr als 100 Hektar Waldfläche verbunden sein soll. Aktivisten hatten vergangenes Jahr deshalb unter anderem ein Waldstück und einen Bagger in der Nähe des Bahnhofs besetzt und behinderten so die Bauarbeiten. Der Bahnhof musste zudem zeitweise gesperrt werden, da sich Aktivisten auf die Gleise setzten.