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Berliner Bewerbung „Berlin schafft es nicht“: Olympia-Gegner formieren sich

Berlins Olympia-Beauftragter Niroomand sieht im Widerstand gegen die Bewerbung alte Argumente. Die Gegner befürchten hohe Kosten und Nachteile für die Berliner. Ein Olympiasieger teilt die Sorgen.

Von dpa Aktualisiert: 27.11.2025, 14:06
Das Bündnis NOlympia startet ein Volksbegehren.
Das Bündnis NOlympia startet ein Volksbegehren. Markus Lenhardt/dpa

Berlin - Berlins Olympia-Beauftragter Kaweh Niroomand sieht bei den Olympia-Gegnern nur veraltete Kritikpunkte an der Bewerbung der Hauptstadt. Die haben unterdessen einen Olympiasieger von ihrem Widerstand überzeugen können. Christoph Harting, Gold-Gewinner von 2016 in Rio, sieht für eine Berliner Bewerbung ein „moralisches Dilemma“ angesichts der Nachhaltigkeit vergangener Spiele. 

„Wir haben tolle Sportstätten erlebt, die jetzt verfallen. U-Bahnen wurden gebaut, die jetzt nicht mehr fahren. Es geht immer auf Kosten anderer“, sagte der Diskus-Olympiasieger bei einer Pressekonferenz, bei dem das Bündnis seine Pläne für ein Volksbegehren gegen die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in Berlin vorstellte. 

Harting kritisiert ebenso die fehlenden Gelder im heimischen Sport, wo selbst am Olympiastützpunkt Physiotherapeuten eingespart werden. „Ich finde es vom Senat geheuchelt, weil der Breitensport nicht unterstützt wird. Der Senat geht nicht auf die Grundbedürfnisse ein“, sagte Harting, der Spiele in der Hauptstadt natürlich toll fände: „Aber Berlin schafft es nicht.“

Niroomand verweist auf Änderungen bei den Anforderungen

Das sieht Niroomand anders und äußerte schon vorher Kritik an den Punkten, die die Gegner vorbringen. „Die Argumente, die ich bisher gehört habe, sind dieselben, die man auch vor zehn oder 15 Jahren hervorgebracht hat. Inzwischen hat sich vieles, was die Ansprüche an die olympischen Bewerberstädte angeht, kolossal verändert“, sagte er der dpa. 

Heute würden die Olympischen und Paralympischen Spiele an die Gastgeberstädte angepasst und nicht mehr umgekehrt, sagte der 72-Jährige und nannte Paris 2024 als Beispiel. Auch bei den Themen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Nachnutzung der Sportstätten sei viel passiert.

Bündnis NOlympia: Kosten von acht bis zehn Milliarden Euro 

Der Sprecher von NOlympia, Uwe Hiksch, sagte im RBB-Inforadio, die Olympischen Spiele würden die Stadt mindestens acht bis zehn Milliarden Euro kosten - Geld, das besser in den Breitensport investiert werden sollte. Befürworter der Spiele halten dem entgegen, dass diese viele Investitionen erst ermöglichen würden.

Die Spiele in Paris hätten aber gezeigt, dass die Bürger nicht davon profitiert hätten, so Hiksch. „Da wurden riesige, temporäre Sportstätten gebaut, die danach sofort wieder abgerissen werden mussten, die Innenstadt wurde für die Menschen gesperrt. (...) Für die Pariserinnen und Pariser haben die Olympischen Spiele Nachteile gebracht, sogar Repressionen“, sagte er.

Klara Schedlich, Sprecherin für Sportpolitik der Grünen-Fraktion, kritisierte die Berliner Regierung: „Es gibt kein Konzept, keine Kostenschätzung. Berlin sollte erst einmal seine Hausaufgaben machen, bevor sich die Regierung auf ein großflächiges Ereignis konzentriert.“

Dialog angeboten

Niroomand will ins Gespräch kommen: „Ich würde mir wünschen, dass diese Auseinandersetzung wirklich sachlich geführt wird und nicht nur aus einer totalen Nein-Stimmung. Dass man bereit ist, sich auszutauschen.“ Er habe dem Bündnis schon den Dialog angeboten und man werde ihn auch aktiv suchen.

„Wir haben auch in unserem Kuratorium, das im Dezember die konstituierende Sitzung haben wird, Vertreter aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Auch da wird ein kritischer, aber konstruktiver Dialog stattfinden“, sagte er.

DOSB entscheidet im nächsten Jahr

Zuletzt hatte eine repräsentative Civey-Umfrage für Aufsehen gesorgt. Demnach sind 67 Prozent der Berliner gegen eine Olympia-Bewerbung für die Jahre 2036, 2040 oder 2044. Ein möglicher Volksentscheid könnte in Berlin wohl frühestens 2027 stattfinden – und daher erst nach der DOSB-Entscheidung. Dadurch besteht das Risiko, dass die Stadt zuerst den Zuschlag bekommt und es dann im Anschluss eine Ablehnung durch die Bevölkerung geben könnte. 

Niroomand kritisierte, dass NOlympia diesen möglichen Volksentscheid als Drohgebärde in Richtung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nutze. „Das zeigt mir doch, wenn man mit solchen Methoden arbeitet, dass man eher etwas vernichten will, anstatt konstruktiv über die Zukunft der Stadt nachzudenken“, sagte er.

Neben Berlin wollen Nordrhein-Westfalen, München und Hamburg als deutsche Kandidaten für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele ins Rennen gehen. Der DOSB will im Herbst des kommenden Jahres eine Entscheidung fällen.