Debatte um Straßennamen Mohrenstraße in Berlin nach langem Streit umbenannt
Nach jahrelangem Streit um die Umbenennung der Straße steht der offizielle Termin. Kurz vorher kommt es nochmals zu einem juristischen Tauziehen. Dann aber kann wie geplant gefeiert werden.

Berlin - Nach jahrelangem Streit trägt die Berliner Mohrenstraße einen neuen Namen und heißt Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Bei einem Festakt wurden Schilder in Berlin-Mitte symbolisch enthüllt und die Straße damit offiziell umbenannt. Zahlreiche Menschen applaudierten, als Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) und weitere Menschen den Akt vollzogen.
Redner verschiedener Initiativen betonten bei dem Fest, die Umbenennung stelle keine Formalie dar. Vielmehr sei diese Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels.
Umbenennung zuletzt nochmals fraglich
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) hatte dafür erst am Freitagabend den Weg frei gemacht, nachdem die Umbenennung praktisch in letzter Minute noch einmal auf der Kippe gestanden hatte.
Das Berliner Verwaltungsgericht hatte einen Tag zuvor dem Antrag eines Anwohners überraschend stattgegeben und die Umbenennung gestoppt. Der Bezirk legte dagegen erfolgreich Beschwerde bei der nächsten Instanz ein.
Erste Straßenschilder mit Amos Namen wurden bereits vor einigen Tagen angebracht. Heute - am Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung - wurden sie nun symbolisch enthüllt.
Ergebnis „beharrlicher demokratischer Arbeit“
Aus Sicht der Grünen ist die Umbenennung ein Ergebnis „beharrlicher demokratischer Arbeit“. „Für viele Schwarze Menschen war dieser Straßenname eine tägliche Erinnerung an Ausgrenzung – jetzt setzen wir ein klares Signal für Respekt und Vielfalt“, erklärte Tuba Bozkurt, Sprecherin für Antidiskriminierungspolitik der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Der Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Tahir Della, zeigte sich erleichtert über die neue Namensgebung. Schwarze Menschen hätten immer deutlich gemacht, dass dieser Begriff bei ihnen rassistisch ankomme, sagte Della dem RBB-Inforadio.
Würden solche Begriffe im öffentlichen Raum beibehalten, werde eine rassistische Perspektive reproduziert, sagte Della dem RBB-Inforadio. „Das heißt, wir brauchen tatsächlich eine Umkehr, einen Perspektivwechsel, der auch deutlich macht oder ermöglicht, dass wir uns auch wirklich mal diesen Perspektiven nähern, die Schwarze Menschen einnehmen.“
Kosten für Umbenennung in Kauf nehmen
Auf Kritik von Geschäftsleuten, es entstünden zum Beispiel Kosten wegen der Umbenennung, entgegnete Della: Die müssten in Kauf genommen werden, um einen antirassistischen öffentlichen Raum zu kreieren.
Betroffen von der Umbenennung ist unter anderem das Hotel „Hilton“. Von dort hieß es: „Die Anpassung der Adresse in allen Bereichen nehmen wir im gesamten Team mit Freude vor.“ Die Umbenennung sei ein „starkes Signal für Vielfalt und Weltoffenheit“.
Streit geht vor Gericht noch weiter
Der Bezirk und mehrere Initiativen wollten die Mohrenstraße seit Jahren umbenennen, da der Begriff „Mohr“ als rassistisch gilt. Der neue Name geht auf den aus Westafrika stammenden Gelehrten Anton Wilhelm Amo zurück, der im 18. Jahrhundert hierzulande wirkte. Er gilt als erster bekannter schwarzer Philosoph und Jurist an deutschen Universitäten.
Gegner argumentierten, die Namensgebung für die Mohrenstraße vor 300 Jahren sei nicht rassistisch, sondern wertschätzend gemeint.
Der Streit um die Umbenennung geht vor Gericht weiter. Noch immer sind Verfahren gegen die behördliche Anordnung offen. Allerdings hatte schon das Verwaltungsgericht in seinem Beschluss deutlich gemacht, dass die Anwohnerklagen gegen die Umbenennung wenig Erfolg haben dürften.