Evakuierung in Berlin Blindgänger in der Spree - Tausende müssen Häuser verlassen
Vor wenigen Tagen wurde in Spandau ein Weltkriegs-Blindgänger gefunden. Er soll am Freitag entschärft werden. Noch bevor es so weit ist, müssen auch in einem anderen Bezirk Häuser geräumt werden.

Berlin - Tausende Menschen in Berlin-Mitte haben am späten Abend ihre Wohnungen wegen eines Kriegsmunitions-Funds in der Spree verlassen müssen. Experten der Kriminaltechnik gehen davon aus, dass es sich um eine Weltkriegsbombe handelt, wie ein Polizeisprecher über die Onlineplattform X bekanntgab. Der Blindgänger soll in den nächsten Stunden entschärft werden.
Ein Transport des Blindgängers sei nicht vorgesehen, so dass die Entschärfung vor Ort erfolge, hieß es. Die Polizei hat einen Sperrkreis von rund 500 Metern rund um den Fundort an der Mühlendammschleuse errichtet. Beamtinnen und Beamte gingen von Haus zu Haus, um Bewohner zu informieren. Gegen Mitternacht gab das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine öffentliche Warnmeldung heraus und forderte alle Menschen auf, den Sperrbereich zu verlassen.
„Wir gehen davon aus, dass wir hier mehrere Stunden brauchen werden, um diese Evakuierungsmaßnahmen durchzuführen“, sagte Jan Misselwitz, Sprecher der Berliner Polizei. Erst wenn alle Menschen in Sicherheit seien, würden sich die Expertinnen und Experten die Bombe unter Wasser anschauen können. Es sei ein „sehr schwieriges Unterfangen“. Die Polizei geht davon aus, dass der Einsatz bis in die Morgenstunden dauert.
Keine medizinischen Einrichtungen betroffen
Konkrete Angaben zur Zahl der betroffenen Menschen machte der Sprecher zunächst nicht. Medizinische Einrichtungen sind demnach nicht betroffen. Dafür liegen Botschaften sowie Gebäude der Senatsverwaltung im Sperrkreis.
Für Menschen, die nicht bei Angehörigen oder Freunden unterkommen können, sollte eine Notunterkunft eingerichtet werden. Wegen des Einsatzes wurden auch Straßen gesperrt, die U-Bahn-Linie 2 war ebenfalls unterbrochen. Die Polizei wollte in Kürze eine Karte veröffentlichen, auf denen die betroffenen Straßen zu sehen sind.
Der Blindgänger war bei Bauarbeiten an der Mühlendammschleuse in der Nähe der Fischerinsel entdeckt worden. Der Schiffsverkehr auf der Spree wurde daraufhin unterbrochen. Schlick im Wasser dürfte die Bergungsarbeiten erschweren.
Die Fischerinsel gehörte einst zum ältesten Teil der mittelalterlichen Stadt Cölln. Obwohl von den damaligen Gebäuden nur noch wenig zu sehen ist, wird das Stadtviertel im südlichen Teil der Spreeinsel in Berlin-Mitte von vielen Touristen aufgesucht.
Folgen für weitere Evakuierung in Spandau?
Erst am vergangenen Mittwoch war in Spandau eine Weltkriegsbombe gefunden worden, die am morgigen Freitag entschärft werden soll. Deswegen müssen rund 12.400 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Der Sperrbereich dort soll um 8.00 Uhr eingerichtet werden.
Die bevorstehende Entschärfung in Mitte könnte nun auch diese Pläne betreffen. „Inwieweit das Auswirkungen auf die für morgen früh geplante Entschärfung in Spandau hat, das können wir jetzt noch nicht absehen“, sagte Vinzenz Kasch, Sprecher der Berliner Feuerwehr. „Das ist auf jeden Fall etwas, was wir für die Nacht im Auge haben und was wir sicherlich auch in die Planung einbeziehen werden.“
Im Sperrkreis um den Fundort in der Neuendorfer Straße im Ortsteil Hakenfelde befinden sich unter anderem ein Krankenhaus, eine Pflegeeinrichtung, eine Grundschule sowie zwei Kitas. Nach Angaben des Krankenhauskonzerns Vivantes wird das Klinikum aber nicht evakuiert.
Die Evakuierung gehört zu den bislang größten in der Hauptstadt aufgrund einer Bombenentschärfung. Zuletzt mussten im Juli 2023 in Berlin-Marzahn etwa 15.000 Menschen wegen der Entschärfung eines 500 Kilogramm schweren Weltkriegs-Blindgängers ihre Wohnungen verlassen.