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Wedding-Planner Deutscher erfüllt Hochzeitsträume in New York

Eine Traumhochzeit vor der Skyline von Manhattan - das wünschen sich viele Paare. Erol Inanc macht es möglich. Der Münchner arbeitet seit mehr als 14 Jahren als Hochzeitsplaner in New York.

Von Christina Horsten, dpa Aktualisiert: 13.08.2022, 10:05
Eine Traumhochzeit vor der Skyline von Manhattan - das wünschen sich viele Paare.
Eine Traumhochzeit vor der Skyline von Manhattan - das wünschen sich viele Paare. Christina Horsten/dpa

New York - Als Annika Heisig und Patrick Brosch sich den ersten Kuss als frischvermähltes Paar geben, rattert über ihren Köpfen die U-Bahn auf der Manhattan Bridge, zu ihren Füßen schwappt der East River ans Ufer - und rundherum fangen New Yorker und Touristen spontan an zu jubeln und zu klatschen. „Herzlichen Glückwunsch“, schallt es in mehreren Sprachen von den Bänken rund um den Pebble Beach am Ufer von Brooklyn hinüber zu dem Paar. Heisig und Brosch strahlen sich an, während hinter ihnen am anderen Ufer des East River die Skyline von Manhattan wie eine perfekte Fototapete in der heißen Sonne glitzert.

Das Brautpaar aus der Nähe von Salzgitter ist zum ersten Mal in New York - und erst vor drei Tagen gelandet, Hochzeitskleid, Haarnadeln und Trauringe sicherheitshalber im Handgepäck. Am Pebble Beach im Brooklyn Bridge Park waren die beiden zuvor noch nie. „Ich wusste noch nicht mal, dass dieser Ort existiert“, hatte der 38-jährige Brosch gesagt, als er „glücklich, aber auch ein bisschen nervös“ aus einem gelben Taxi ausgestiegen und an das Ufer des East River vorgelaufen war. Jetzt winkt er gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Braut, deren Bruder und dessen Freundin, die als Trauzeugen dabei sind, in die Handy-Kamera und lässt Familie und Freunde in Salzgitter die Skyline und die Ringe bestaunen. „Schau mal, die hübsche Braut“, sagt eine vorbeilaufende Großmutter zu einem kleinen Kind an ihrer Hand.

Hochzeitsplaner aus München

„Das hast du so super ausgesucht, den Ort hier, der Wahnsinn“, sagt die 39-jährige Heisig und umarmt einen Mann mit dunklem Sakko und Krawatte, der das ganze Spektakel mit etwas Abstand zufrieden lächelnd beobachtet hat. „Ja, das ist schön hier, freut mich sehr, dass es euch gefallen hat“, sagt Erol Inanc.

Der 55-Jährige stammt aus München, lebt seit Anfang der 90er Jahre in New York und arbeitet seit 2005 als Hochzeitsplaner, vor allem für Paare aus dem deutschsprachigen Raum. Für Heisig und Brosch hat er neben dem Ort unter anderem auch die Fotografin für die Hochzeitsbilder organisiert und die Frau, die die beiden als eine Art Standesbeamtin am Strand von Brooklyn verheiratet hat. Bereits am Vortag war Inanc mit dem Paar auf dem Standesamt in Manhattan, um die Hochzeitslizenz abzuholen, nach der Trauung wird er sich nun um die international gültige Hochzeitsurkunde kümmern.

Heisig und Brosch haben sich über Freunde und ihr gemeinsames Hobby der Fotografie kennengelernt. Sie arbeitet als Sachbearbeiterin, er in der Autoproduktion. Als nach rund acht Jahren Beziehung das Thema Heiraten aufkam, sei beiden schnell klar geworden, dass sie kein großes Fest in Deutschland wollten, sagt Brosch. „Weil dann ist der ganze Tag ausgelegt für die anderen Leute. Du hast nicht wirklich selber was davon, weil du immer andere glücklich machen musst.“ Nach New York dagegen habe es ihn schon immer gezogen. „New York war immer das Ziel.“

Der „Perfekte Moment“

Vielleicht könne man einen geplanten Urlaub mit ihrem Bruder und dessen Freundin in der Millionenmetropole gleich zum Heiraten nutzen, schlägt Heisig vor - und Brosch macht ihr daraufhin einige Monate später in einem Restaurant einen Antrag. Über das Internet finden sie Hochzeitsplaner Inanc. „So ist es wirklich nur für uns“, sagt Brosch. „Wir haben unseren perfekten Moment in New York mit einer wunderschönen Szenerie.“ Über Inancs Unterstützung seien sie froh gewesen, sagt Heisig. „Mir war es lieber, Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil es ist ja doch anders als in Deutschland.“

„New York hat diese Anziehungskraft, das ist diese Traumstadt“, sagt Inanc. „Die Leute haben es in tausend Filmen gesehen. Sie wollen im Ausland heiraten und sie wollen es individuell und dann merken sie, dass das hier relativ leicht machbar ist.“ Auf Wunsch organisiert Inanc alles: Stylisten, Musiker, Fahrer, Blumen, Torten - auf der Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center, im Central Park, im Brooklyn Bridge Park wie Heisig und Brosch oder auch schon mal mitten auf dem Times Square. Die Kosten hängen davon ab, was gewünscht wird, landen normalerweise aber bei 2000 bis 3000 Dollar.

Schiere Begeisterung für die Stadt

Hochzeitsplaner sei er eher zufällig geworden, sagt Inanc, der als Teenager zum ersten Mal nach New York kam und nach der Schule dann direkt in die Metropole zog. „Ich war einfach sehr begeistert von der Stadt. Und ich wollte hier leben.“ Zunächst schlägt er sich mit unterschiedlichen Aushilfsjobs beispielsweise als Umzugshelfer und Deutschlehrer durch, später fängt er als Fremdenführer an und bietet einem spontanen Einfall folgend irgendwann auch Hilfe beim Heiraten an. „Ich hatte mal gehört, dass Deutsche im Ausland heiraten, aber so viel erwartet habe ich nicht. Das war ein Glückstreffer.“ Im deutschsprachigen Markt hat der 55-Jährige immer noch wenig Konkurrenz und seit dem Ende der pandemiebedingten Einreisebeschränkungen wieder gut zu tun, vor allem zwischen Mai und Oktober, aber auch um Weihnachten herum.

Nach der Trauung führen Inanc und die Fotografin die frischvermählten Heisig und Brosch noch durch den Brooklyn Bridge Park, zum Bahnhof Grand Central und zum Times Square, um noch mehr Erinnerungsfotos zu knipsen. Anschließend wollten sie den ganzen Tag im Hochzeits-Outfit durch New York laufen, sagt Heisig. Mit der Familie und den engsten Freunden werde im kommenden Jahr in einem Restaurant in Deutschland nachgefeiert - und für die Flitterwochen wollten sie dann am liebsten gleich wieder in die USA.

Hochzeitsplaner Inanc will im kommenden Jahr auch selbst heiraten. „Aber nicht in New York. Meine Freundin kommt aus Colorado, ihre ganze Familie lebt da und dann machen wir das dort.“