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Raumfahrt Deutschland zahlt Rekordsumme an Raumfahrtbehörde

Für die heimische Raumfahrtindustrie ist der höhere Etat ein Erfolg. Denn wer einzahlt, bekommt Industrieaufträge zurück. Bremen dürfte profitieren.

Von dpa 27.11.2025, 16:33
Esa-Chef Aschbacher präsentiert mit Ministerin Bär das Ergebnis der Konferenz.
Esa-Chef Aschbacher präsentiert mit Ministerin Bär das Ergebnis der Konferenz. Sina Schuldt/dpa

Bremen - Deutschland bleibt wichtigster Unterstützer der europäischen Raumfahrtbehörde (Esa) - und stockt seinen Beitrag auf einen neuen Höchstwert auf. „Wir stellen aus unserem Bundeshaushalt in Deutschland 5,4 Milliarden Euro bereit“, sagte Raumfahrtministerin Dorothee Bär (CSU) auf der Esa-Ministerratskonferenz in Bremen. Im vorigen Dreijahreszeitraum hatte Deutschland 3,5 Milliarden Euro zum Budget beigesteuert. 

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sprach wie auch Bär von einem Signal. Weiter sagte Bovenschulte: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Bremen als führender deutscher Raumfahrstandort von den Beschlüssen der Esa-Ministerratskonferenz erheblich profitieren wird.“

Deutschland erhält erstes europäisches Ticket Richtung Mond 

Für die finanzielle Unterstützung wird Deutschland von der Behörde entlohnt. Ein deutscher Astronaut soll mit dem „Artemis“-Programm der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einigen Jahren Richtung Mond fliegen, wie Esa-Chef Josef Aschbacher ankündigte. Deutschland bekomme den Vortritt vor Frankreich und Italien. Wer genau Richtung Mond darf, sagte Aschbacher nicht.

Die USA wollen mit dem „Artemis“-Programm wieder Astronauten zum Mond bringen. Zunächst, in der ersten Jahreshälfte 2026, sollen vier US-Astronauten während der Mission „Artemis 2“ den Mond umrunden. 

Die deutschen Esa-Astronauten Alexander Gerst (49) und Matthias Maurer (55) haben beide mehrfach betont, wie gerne sie zum Mond fliegen würden. Gerst äußerte sich auf der Konferenz zurückhaltend: Erst müsse „Artemis 2“ fliegen; davon hänge ab, wer danach mitkönne. 

Maurer sagte zu der Entscheidung, dass Deutschland von den Esa-Mitgliedern zuerst einen Astronauten stellen darf: „Also ich habe mich richtig gefreut, es ist eine tolle Entscheidung, die richtige Entscheidung.“ Schließlich sei Deutschland größter Beitragszahler. 

Deutschland bekommt Industrieaufträge 

Von Deutschlands Budgeterhöhung dürften die Bundesländer profitieren. Grundsätzlich gilt: Wer einzahlt, bekommt von der Esa Industrieaufträge in etwa derselben Höhe zurück. Bremen, Bayern, Baden-Württemberg hatten vorab sechs Milliarden Euro verlangt. Die Bundesregierung hat sich dieser Forderung angenähert. 

Bremen, die Konferenzstadt, gehört zu einem der wichtigsten Raumfahrtstandorte Europas. Dort baut die ArianeGroup eine Stufe der Trägerrakete Ariane 6 zusammen, Airbus fertigt ein Modul des US-Raumschiffs „Orion“, und der Raumfahrtkonzern OHB hat in Bremen seinen Hauptsitz.

Aus der Grünen-Bundestagsfraktion hieß es, die Raumfahrt-Milliarden sollten im ganzen Land verteilt und nicht hauptsächlich nach Bayern gelotst werden. In Bayern regiert Bärs Parteifreund Markus Söder. 

Esa-Chef Aschbacher zeigt sich erfreut 

Das gesamte Drei-Jahres-Budget der Esa beträgt nahezu 22,1 Milliarden Euro. Aschbacher nannte das Ergebnis „ziemlich herausragend“. Vor der Konferenz hatte er sich besorgt gezeigt, dass Europa abgehängt werden könne. Die Botschaft sei von den Ministern ernst genommen worden, sagte er. 

Das beschlossene Budget ist annähernd so hoch wie von Aschbacher vorgeschlagen. Üblicherweise liegt der Etat nach den Verhandlungen deutlicher unter dem Esa-Vorschlag. 

Esa-Konferenz bestimmt den Kurs

Der in Paris sitzenden Esa gehören 23 Mitgliedsstaaten und drei assoziierte Mitglieder an, wobei weitere Länder wie Kanada mit der Esa zusammenarbeiten. Aufgabe der Organisation ist es, das europäische Weltraumprogramm fortzuentwickeln und umzusetzen. 

Auf der Ministerratskonferenz, die alle drei Jahre ausgerichtet wird, entscheiden die Mitglieder über Vorhaben und deren Finanzierung. Deutschland hatte 2022 den Ratsvorsitz von Frankreich übernommen. Deshalb ist die Konferenz dieses Jahr in Bremen ausgerichtet worden.