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Digitalisierung Diakonie sieht Nachteile der Digitalisierung in Jobcentern

Digitalisierung ist ein Schlagwort unserer Zeit. Doch profitieren wirklich alle Menschen vom technischen Fortschritt? Die Diakonie in Sachsen hat Zweifel und warnt vor Folgen.

Von dpa 17.06.2025, 10:24
Die Diakonie warnt vor den Folgen der Digitalisierung in Jobcentern (Symbolbild).
Die Diakonie warnt vor den Folgen der Digitalisierung in Jobcentern (Symbolbild). Hendrik Schmidt/dpa

Radebeul - Die Diakonie Sachsen sieht mit wachsender Sorge die digitale Umstellung in Jobcentern. Zwar biete die Digitalisierung der Verwaltung viele Chancen, doch drohe sie sozial benachteiligte Menschen zunehmend vom Zugang zu wichtigen Leistungen auszuschließen, teilte die Diakonie. 

„Wir begrüßen die Modernisierung der Verwaltung, wenn sie tatsächlich zu mehr Effizienz und Transparenz führt“, erklärte Diakonie-Chef Dietrich Bauer. Die Möglichkeit, Unterlagen automatisiert zu bestätigen und jederzeit abrufen zu können, sei ein echter Fortschritt – zumindest auf dem Papier: „Doch in der Realität scheitern viele Hilfesuchende bereits an der ersten Hürde, nämlich der Anmeldung und Registrierung für die digitalen Portale.“

Beratungsstellen kompensieren Systemlücken

Nach Angaben der Diakonie berichten Mitarbeiter aus den eigenen Beratungsstellen, dass die Online-Zugänge für viele Klientinnen und Klienten nicht ohne Unterstützung zu bewältigen sind. Der Zugang zu den Systemen sei oft komplex und in vielen Fällen selbst für die Fachkräfte kein technischer Support erreichbar.

Besonders betroffen sind Menschen, die weder über geeignete digitale Endgeräte noch über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit den Apps oder über eine notwendige E-Mail-Adresse verfügen, hieß es. Auch sprachliche Hürden oder fehlende finanzielle Mittel führten dazu, dass sie die ihnen zustehenden Leistungen nicht ohne Weiteres beantragen können.

„Viele Hilfesuchende können die App auch aufgrund mangelnden Guthabens oder Stromabschaltungen nicht nutzen“, erklärt Marcus König, Teamleiter einer Jugendberatungsstelle des diakonischen Beratungszentrums Vogtland. 

Diakonie fordert sozial gerechte Digitalisierung

Die Diakonie fordert, die digitale Transformation im Sozialbereich so zu gestalten, dass niemand zurückgelassen wird und die Beratungsstellen nicht weiter überlastet werden. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie kann das Leben vieler Menschen erleichtern – aber nur dann, wenn sie verständlich, leicht zugänglich und begleitend umgesetzt wird.“ 

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirche. In Sachsen sind mehr als 27.000 hauptamtlich Beschäftigte in rund 2.000 ambulanten und stationären Diensten wie Pflegeheimen und Sozialstationen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Beratungsstellen und Kindertagesstätten tätig.