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Anschlag auf Weihnachtsmarkt Ehemalige Kollegen des Todesfahrers: Er war unzuverlässig

Der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt arbeitete als Arzt mit psychisch kranken Straftätern. Im Prozess gegen ihn berichten nun ehemalige Kollegen. Das ruft den Angeklagten auf den Plan.

Von dpa Aktualisiert: 19.11.2025, 13:29
Der Angeklagte Taleb al-Abdulmohsen sitzt in einem kugelsicheren Glaskasten im temporären Gerichtsgebäude des Landgerichtes Magdeburg.
Der Angeklagte Taleb al-Abdulmohsen sitzt in einem kugelsicheren Glaskasten im temporären Gerichtsgebäude des Landgerichtes Magdeburg. Simon Kremer/dpa

Magdeburg - Ehemalige Kolleginnen des Todesfahrers vom Magdeburger Weihnachtsmarkt haben ihn vor Gericht in seiner Tätigkeit als Arzt als ruhig, wenig kommunikativ und wenig engagiert beschrieben. Zudem habe es Fragen zu seiner fachlichen Eignung gegeben. Aus Sicht der späteren therapeutischen Leiterin, die ihn seit der Einstellung 2020 im Maßregelvollzug für psychisch kranke Straftäter kannte, war er bei Teamsitzungen eher passiv und lieferte wenig fachlichen Input. 

Sie habe sich entschlossen, al-Abdulmohsen nicht in der psychotherapeutischen Arbeit einzusetzen, er habe auch keine Einzelpatienten behandelt, so die Psychologin. „Er wirkte wenig interessiert an therapeutischen Themen.“ Er habe mehr über Abläufe in Saudi-Arabien gesprochen und weniger über die Krankheitsbilder der Patienten. Al-Abdulmohsen sei mit Blick auf Krankmeldungen unzuverlässig gewesen. Mitunter hätten die Kollegen auf den Stationen bis Mittag nicht von Krankmeldungen gewusst. 

In der Klinik hätten Kollegen den Psychiater an Aufgaben erinnert. Einige Patienten hätten sich nicht von al-Abdulmohsen behandeln lassen wollen. „Es wurde das Vertrauen in deine medizinische Behandlung moniert und hinterfragt“, sagte die leitende Psychologin zum Angeklagten. 

Der Angeklagte ergreift immer wieder das Wort

Al-Abdulmohsen stellte - wie auch bei bisherigen Zeugen im Prozess - eine Reihe von Fragen an diese Zeugin. Er versuchte aus seiner Sicht das Bild, das von ihm entsteht, geradezurücken. „Das ist eine Art von Racheaktion“, sagte der 51-Jährige zum Gericht über die Zeugenaussage. 

Eine Krankenschwester sagte in Richtung des Angeklagten: „Auch wenn Sie da waren, waren Sie nie pünktlich.“ Man habe ihm immer hinterhertelefonieren müssen. Wegen unterschiedlicher medizinischer Ansichten bei der Behandlung von Patienten habe sie mehrfach andere Ärzte hinzugezogen. 

Der Angeklagte widersprach auch ihr mehrfach mit Nachdruck und wurde vom Vorsitzenden Richter gebremst, er möge bei Fragen bleiben. Al-Abdulmohsen sagte, seine Kollegen würden nun wegen seiner Tat übertreiben. Damals war er am 20. Dezember mit einem 340 PS starken Mietwagen über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Es starben sechs Menschen, mehr als 300 werden verletzt. Al-Abdulmohsen hat die Tat gestanden.