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Berliner Schule Eltern fordern: Mobbing-Vorfälle an Schule aufarbeiten

Seit mehr als einer Woche steht eine Schule in den Schlagzeilen, weil ein Lehrer dort wegen seiner Homosexualität gemobbt worden sein soll. Nun äußert sich die Elternvertretung mit klaren Worten.

Von dpa Aktualisiert: 30.05.2025, 15:04
An der Carl-Bolle-Grundschule soll ein Lehrer wegen seiner Homosexualität monatelang gemobbt worden sein. (Archivbild)
An der Carl-Bolle-Grundschule soll ein Lehrer wegen seiner Homosexualität monatelang gemobbt worden sein. (Archivbild) Sebastian Gollnow/dpa

Berlin - In die Debatte um mutmaßliches Mobbing gegen einen homosexuellen Lehrer hat sich nun die Gesamtelternvertretung der fraglichen Berliner Schule zu Wort gemeldet. „Wir stehen an der Seite des Betroffenen“, hieß es in einer Erklärung. „Diese Vorfälle müssen aufgearbeitet werden, unddie Carl-Bolle-Schule muss jetzt endlich in den Fokus der verantwortlichen Behörden rücken.“

Man sei „schockiert“ über die jüngsten Berichte über die Diskriminierung eines Lehrers aufgrund seiner sexuellen Orientierung. „Es gibt an unserer Schule elementare Probleme, die wir gemeinsam angehen müssen“, heißt es in der Erklärung, über die zuvor die „Berliner Morgenpost“ berichtete. „Unsere Kinder berichten von Ausgrenzung, Gewalt und fehlendem Respekt in der Schülerschaft.“ 

Und weiter: „Leider kommt es dazu, dass Religion missbraucht wird, um andere Kinder und Erwachsene zu diskriminieren und herabzuwürdigen. Es fallen zum Beispiel Kommentare zu Geschlechterrollen oder Speisevorschriften. Religiös-fundamentalistische Anfeindungen bleiben innerhalb der Schülerschaft zu oft unwidersprochen.“ Dieser Missstand sei absolut inakzeptabel.

Monatelanges Mobbing machte Lehrer krank

An der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit soll ein Lehrer nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden sein - weil er schwul ist. Er beklagt auch Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin, die sogar in eine Anzeige gegen ihn mündeten. Schulleitung und Schulaufsicht hätten ihn nicht geschützt, obwohl er dort wiederholt um Hilfe gebeten habe. 

Seit rund drei Monaten ist der Lehrer krankgeschrieben. Schulleitung und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) äußerten sich bisher nicht öffentlich zu dem Fall, über den nach Berichten der „Märkischen Oderzeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ seit mehr als einer Woche diskutiert wird.

Mehr gegenseitige Achtung

„Jeder übergriffige Kommentar, jede Herabwürdigung muss erkannt, thematisiert und konsequent geahndet werden“, fordert die Elternvertretung in ihrer Erklärung. „Wir brauchen an unserer Schule eine gelebte Kultur der gegenseitigen Achtung auf Basis des Grundgesetzes – unabhängig von Religion, Herkunft oder Lebensweise.“

Gleichzeitig lehne man vorschnelle Schuldzuweisungen, populistische Verallgemeinerungen und die pauschale Diffamierung von Muslimen ab. „Viele muslimische Familien vermitteln ihren Kindern Werte, die im Einklang mit unserer Rechtsordnung stehen.“ 

„Senat muss handeln“ 

Die Carl-Bolle-Schule sei mit einer gut funktionierenden Schulsozialarbeit
einschließlich Kooperation mit den zuständigen Behörden, Jugendamt und Polizei auf einem guten Weg, meinten die Elternvertreter. „Auch der Senat sollte sich spätestens jetzt dazu aufgefordert fühlen, sein Engagement zu intensivieren.“

Die Schule brauche einen Internetauftritt, zügige Maßnahmen gegen den Sanierungsstau und eine Stärkung der Gewaltprävention in der Schülerschaft. „Wir Eltern geben uns nicht damit zufrieden, dass die Zuständigen weiterhin zu den aktuellen Ereignissen schweigen.“