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Tod einer 38-Jährigen Erst Gift im Kaffee, dann erschlagen? Ex-Freund vor Gericht

Ihre Kaffeemaschine soll er mit Gift präpariert und seine Ex-Freundin dann mit einem Brecheisen brutal erschlagen haben: Ein 40-Jähriger beteuert vor Gericht, er habe nichts damit zu tun.

Von Thomas Strünkelnberg, dpa Aktualisiert: 25.08.2025, 13:45
Ein 40-Jähriger soll seine Ex-Partnerin brutal getötet haben, zum Prozessauftakt weist er alle Vorwürfe zurück.
Ein 40-Jähriger soll seine Ex-Partnerin brutal getötet haben, zum Prozessauftakt weist er alle Vorwürfe zurück. Julian Stratenschulte/dpa

Hildesheim - Er reibt unablässig seine Hände und wippt leicht mit dem Stuhl, seine Antworten sind kurz angebunden und kaum zu verstehen: Im Prozess um den gewaltsamen Tod einer 38-Jährigen im Landkreis Peine hat ihr früherer Lebensgefährte alle Vorwürfe zurückgewiesen. „Ich habe mit den Vorwürfen nichts zu tun“, sagte der 40-Jährige zum Prozessauftakt am Landgericht Hildesheim. Er sitzt seit März in Untersuchungshaft.

Der Landwirt ist wegen versuchten Mordes und Totschlags angeklagt. Der Deutsche soll Ende Februar in einem Wohnhaus in Rietze bei Edemissen 23 Mal mit einem Brecheisen auf den Kopf der Frau geschlagen und sie eine Treppe hinuntergestoßen haben. Die Mutter von drei Kindern, darunter zwei gemeinsame Kinder, erlitt ein Hirntrauma und Knochenbrüche, darunter einen Schädelbruch, und starb an Blutverlust. Als Nebenklägerin war die Mutter der Toten im Gerichtssaal, sie blickte oft nach unten, kniff die Lippen zusammen.

Kaffee vergiftet

Laut Anklage soll der Mann mit einer neuen Lebensgefährtin eine Wohnung auf dem Hof seiner Eltern bezogen haben. Seine frühere Lebensgefährtin, von der er getrennt lebte, soll er im Glauben gelassen haben, mit ihr und den Kindern im Alter von 13, 6 und 5 Jahren dort einziehen zu wollen. Darunter habe die 38-Jährige psychisch gelitten, sagte die Staatsanwältin. 

Schließlich soll er beschlossen haben, sich der 38-Jährigen zu „entledigen“. Er soll ihre Kaffeemaschine mit dem Insektizid Parathion oder E605, dem sogenannten „Schwiegermuttergift“, präpariert haben. Die Frau soll jedoch einen seltsamen Geruch und eine blaue Färbung wahrgenommen und den Kaffee nicht getrunken haben. Wenige Tage später kam es zum Angriff mit dem Brecheisen.

„Unstimmigkeiten“ in Beziehung

Der angeklagte Landwirt erzählt auf viele Nachfragen von Richter und Staatsanwältin, er habe seine Ex-Partnerin im Juni 2017 kennengelernt, im Frühjahr 2018 sei sie zu ihm gezogen, Anfang 2024 allerdings hätten beide beschlossen, die Beziehung „auf Eis zu legen“. Es habe „Unstimmigkeiten“ gegeben, er habe das Gefühl gehabt, sie treffe sich mit anderen Männern - was sie nicht verneint habe. Er bezeichnete sie als psychisch krank, sie habe Medikamente genommen. 

Ende September 2024 hätten sie sich endgültig getrennt, Anfang Februar 2025 sei er ausgezogen. Schon seit April 2024 war er mit einer anderen Frau zusammen, im Mai 2025 wurde eine gemeinsame Tochter geboren. Er sagte auch, seine Ex-Partnerin habe trotz Trennung an der Beziehung festhalten wollen. Ende Februar 2025 habe sie dann von der Schwangerschaft seiner neuen Partnerin erfahren. 

Tag der Tat laut Aussage ganz alltäglich

Den 28. Februar 2025, den Tag der Tat, beschrieb der 40-Jährige als alltäglich - er habe auf dem Hof gearbeitet und Bodenproben auf Feldern genommen. Schließlich habe ihn ein Mitarbeiter darüber informiert, dass Polizei und Rettungswagen vor dem Haus seiner früheren Lebensgefährtin waren. Er sei hingefahren, habe sich aber nur vor dem Haus aufgehalten.

Der Ex-Lebensgefährte war bereits am Tattag zunächst vorläufig festgenommen worden. Aber mangels dringenden Tatverdachts wurde er noch am Abend aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Im März wurde dann ein Haftbefehl wegen Verdachts des Totschlags erlassen.

E605 „stand plötzlich im Regal“

Der 40-Jährige erzählte vor Gericht, er habe im Sommer 2024 Rosen seiner früheren Freundin gegen Blattläuse behandeln sollen. Dazu habe er die Rosen mit E605 besprüht. Wo das Mittel herstamme, wisse er nicht: „Es stand plötzlich im Regal.“ Der Prozess wird fortgesetzt, nach derzeitiger Planung könnte im Dezember das Urteil fallen.