Wildtiere Experte: Von gesundem Wildschwein geht keine Gefahr aus
Einwohner von Kleinmachnow wollen keine Wildschweine mehr in ihren Siedlungen. Der Berliner Wildtierexperte Ehlert kennt die Ängste, sieht aber bei gesunden Tieren keine Gefahr von Angriffen auf den Menschen.
Berlin/Kleinmachnow - Von einem gesunden Wildschwein geht nach Einschätzung des Berliner Wildtierexperten Derk Ehlert keine Gefahr für den Menschen aus. Er habe es in den vergangenen 20 Jahren noch nicht erlebt, dass ein Wildschwein von sich aus einen Menschen angegriffen und verletzt habe, sagte Ehlert der dpa. Es habe sich bei Einzelfällen um Angriffe etwa von kranken oder angefahrenen Tieren gehandelt. Ehlert rät jedoch, Abstand zu Wildschweinen zu halten und Tiere nicht einzuengen.
In Kleinmachnow südlich von Berlin beklagen Bürger wachsende Probleme mit Wildschweinen, die Vorgärten verwüsten und sich auch tagsüber mitten in Wohnsiedlungen aufhalten. Anwohner sehen ihre Lebensqualität eingeschränkt. Aber auch in Berlin, an den Rändern der Stadt, halten sich Wildschweine auf.
„Es ist nicht so, dass Tausende von Wildschweinen durch Kleinmachnow rennen“, sagte Ehlert, Wildtierexperte der Berliner Umwelt-Senatsverwaltung. Aber subjektiv hätten die Menschen Angst vor den Tieren und um ihre Kinder.
Grundstücke sollten eingezäunt und Tore verschlossen werden, sagte Ehlert. „Wildschweine kommen auf die Grundstücke, nicht weil sie uns ärgern wollen, sondern weil sie Nahrung suchen.“ Um über den Winter zu kommen, legen sich Wildschweine gerade im Herbst eine Speckschicht zu.
Bei der Frage, ob Wildschweine in den kommenden Wochen und Monaten vermehrt auch in Siedlungsgebieten auftauchen würden, spiele das Wetter eine Rolle, sagte Ehlert. Regne es im Winter viel, hielten sich Wildschweine weniger in Siedlungen auf und gingen lieber in die Wälder zurück. Bei kaltem und gefrorenem Boden werde es dagegen schwieriger für die Wildtiere, im Wald Nahrung zu finden. Zudem würden jetzt die Maisfelder geerntet, so dass die Tiere, die sich dort aufhielten, neue Gebiete suchten.
Beim brandenburgischen Jagdverband heißt es: „Nähert man sich einem Tier an, ist es zunächst nicht verkehrt, sich bemerkbar zu machen durch laute Schritte oder ein Vor-sich-her-Pfeifen. Eine Wildschweinfamilie sollte man in Ruhe ziehen lassen und einen großen Bogen um sie machen.“
Wildschweine sind Allesfresser. Beliebt sind Eicheln und Bucheckern, sie fressen aber beispielsweise auch Mais und Fallobst. Durch das Wühlen im Boden wollen sie an Käferlarven und Würmer herankommen.
Im Jagdjahr 2021/22 wurden in Brandenburg nach Angaben des Agrar- und Forstministeriums um die 58.000 Wildschweine geschossen - ein starker Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Im Jagdjahr 2020/2021 waren es mehr als 90.000 Tiere.