Artenschutz Experte zu möglicher Wolfsjagd: Jäger brauchen Schulung
Wolfsjagd in Brandenburg? Ein Experte mahnt: Zuerst ist eine Ausbildung der Jäger notwendig. Der geplante Kurswechsel der Regierung im Umgang mit dem Wolf bringt neue Konflikte mit Naturschützern.

Potsdam - Vor einer Jagd auf Wölfe muss aus Sicht eines Wildtierexperten zuerst die Ausbildung der Jäger dafür verbessert werden. „Wir brauchen wieder Erfahrung und das müssen wir auch erst wieder aufbauen bei der Jägerschaft“, sagte Sven Herzog, Professor am Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden, in Potsdam. Dort veranstaltete das Forum Natur Brandenburg, dem unter anderem der Bauern - und der Jagdverband angehören, am Dienstagabend ein Fachgespräch zum Wolf.
„Wir reden zwar von der Bejagung, aber wir wissen noch nicht so richtig, welche Wissensgrundlage wir brauchen, wie die Ausbildung aussehen muss“, sagte Herzog. Das müsse nun schnell entwickelt werden, damit einerseits die richtigen Tiere entnommen würden und andererseits ein Rudel nicht zerstört werde. „Das braucht, denke ich, eine sehr intensive und sehr zügige Ausbildung, wenn die Jägerschaft das tatsächlich übernehmen will.“
Das Agrarministerium bereitet eine Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht vor. Naturschutzverbände protestieren dagegen.
Kommt eine Wolfsjagd nach einer Quote?
Das genaue Vorgehen, um Pläne für eine Verringerung des Wolfsbestandes umzusetzen, ist derzeit noch unklar. Diskutiert wird unter anderem über eine mögliche Quote, nach der Wölfe geschossen werden. Ein Ziel ist es, die Zahl der Nutztier-Risse durch Wölfe - vor allem sind es Schafe - einzudämmen.
Bis zu einer Neuregelung in Brandenburg werden noch zahlreiche Diskussionen folgen, auch ein Wolfsplenum ist laut Ministerium geplant. Am Ende muss das Kabinett und dann der Landtag entscheiden.
Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) sagte bei der Veranstaltung des Forums Natur, die Sorgen der direkt Betroffenen - die Nutztierhalter - müssten ernst genommen werden. „Eine neue Wolfsverordnung ist derzeit am Start, und wir werden auch den Wolf ins Landesjagdrecht aufnehmen.“
Die künftige Bundesregierung verfolgt laut Koalitionsvertrag von Union und SPD ebenso diesen Weg. Außerdem wollen sie einen Vorschlag der EU-Kommission für ein schärferes Vorgehen umsetzen. Der Schutzstatus des Wolfes würde damit von streng geschützt auf geschützt gesenkt.
Nabu unzufrieden
Der Naturschutzbund Nabu kritisierte, Agrarministerin Mittelstädt führe keinen offenen Dialog und beziehe die Umweltverbände zu wenig ein. Der Nabu dringt darauf, dass der strenge Schutzstatus für den Wolf bestehen bleiben muss und er nicht in das Jagdrecht gehört. Es soll weiterhin möglich sein, einzelne Wölfe, die auffällig sind und Schaden in Weidetier-Herden anrichten, zu töten. Zudem fordern Naturschützer eine bessere Umsetzung des Herdenschutzes.