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Prozesse Frau erstochen: Ehemann bestreitet Tötungsabsicht

Von dpa 22.05.2023, 17:31
Ein Relief über dem Eingang zum Kriminalgericht Moabit stellt die Göttin Justitia mit verbundenen Augen dar.
Ein Relief über dem Eingang zum Kriminalgericht Moabit stellt die Göttin Justitia mit verbundenen Augen dar. Carsten Koall/dpa/Symbolbild

Berlin - Im Prozess um den tödlichen Messerangriff auf eine mehrfache Mutter hat der angeklagte Ehemann nach fast sechsmonatiger Verhandlung zur Tat ausgesagt und Bedauern geäußert. „Ich habe etwas Dummes gemacht, ohne Absicht“, erklärte der 43-Jährige am Montag vor dem Berliner Landgericht. Er habe die Kontrolle über sich verloren. „Ich schäme mich, ich habe es nicht gewollt, ich bin ein Versager“, sagte der Mann am 25. Prozesstag.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Der aus Afghanistan stammende Mann soll seiner getrennt von ihm lebenden Frau - ebenfalls aus Afghanistan - am 29. April 2022 in Berlin-Pankow aufgelauert und sie auf der Straße mit 13 Messerstichen und Schnitten getötet haben. Die Anklage geht davon aus, dass er sich zur Tötung seiner Frau entschlossen habe, weil er sich durch deren Trennungsabsichten gekränkt fühlte. Er habe seine Frau auch „bestrafen“ wollen, weil sie aus seiner Sicht mit anderen Männern Kontakte unterhielt und sie sich „seinen Vorgaben zur Lebensführung widersetzte“.

Der Angeklagte hatte sich seit Prozessbeginn Ende November vorigen Jahres zwar mehrfach geäußert, allerdings nicht zum Tatgeschehen. Der 43-Jährige sagte nun, es habe Streit um die gemeinsamen Kinder gegeben. „Ich sagte, wenn das mit den Kindern geregelt ist, willige ich in die Scheidung ein“, so der Angeklagte. Etwa zwei Wochen vor der Tat sei er von zwei Männern attackiert worden. „Ich bekam Angst und besorgte mir zu meiner Verteidigung ein Messer.“

Nach seiner Darstellung will er die Frau zufällig in der Nähe einer Haltestelle getroffen haben. Sie habe ihn „provoziert“, so der Mann. „Ich habe die Nerven verloren und bin durchgedreht.“ Was genau geschah, habe er gar nicht mitbekommen. „Ich hatte keine Ahnung, was ich gemacht habe.“ Er sei auch nicht geflüchtet.

Der Angeklagte soll seine Frau im Jahr 2008 in seiner Heimat in Afghanistan nach islamischem Recht geheiratet haben. Es soll eine arrangierte Ehe gewesen sein. Über Iran, Türkei und Griechenland sei die Familie Anfang 2020 nach Deutschland gekommen. In Berlin soll sich die Mutter zunehmend emanzipiert haben. Zweimal habe die Frau ihren Mann bei der Polizei angezeigt, weil er sie geschlagen und bedroht haben soll, hieß es im Prozess. Die Verhandlung wird am 25. Mai fortgesetzt.