Gasprojekt in der Nordsee Fridays For Future plant Protestcamp auf Borkum
Jahrelanger Streit und eine behördliche Entscheidung - ein Energiekonzern darf ab sofort Gas vor der Nordseeinsel fördern. Doch der Protest geht weiter.

Borkum/Berlin - Klimaaktivisten wollen auf der ostfriesischen Insel Borkum gegen Gasbohrungen in der Nordsee protestieren. Mehr als 200 Teilnehmende seien für das Protestcamp von Donnerstag an angemeldet und würden in den kommenden Tagen auf die Nordseeinsel reisen, teilten Fridays For Future und die Deutsche Umwelthilfe auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit.
Umstrittenes Projekt - Erdgas darf vor Borkum gefördert werden
Rund 20 Kilometer vor Borkum möchte der niederländische Energiekonzern One-Dyas Gas fördern. Jahrelang gab es Streit um die Bohrungen - nun dürfen sie auch auf deutschem Hoheitsgebiet beginnen. Das zuständige niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hatte Anfang der Woche einem von dem Unternehmen beantragten Sofortvollzug zugestimmt. Auf niederländischem Gebiet fördert das Unternehmen bereits seit März in einer Testphase Gas aus dem grenzüberschreitenden Gasvorkommen.
Umweltverbände und Teile der niedersächsischen Landesregierung sind gegen die neue Gasförderung, die in einem Gebiet nahe dem Nationalpark Wattenmeer erfolgt. „Die Auswirkungen sind massiv und vielfältig auf Mensch, Natur und das Klima, und der Nutzen der fällt vor allem für den fossilen Konzern One-Dyas an“, sagte Julian Schwartzkopff von der Deutschen Umwelthilfe.
Auch Vertreter der Jusos und der Grünen Jugend Niedersachsen planen, an dem Protest auf der Nordseeinsel teilzunehmen, wie die Jugendorganisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme mitteilten. Die geplante Gasförderung vor Borkum stehe in direktem Widerspruch zu den Klimazielen und zur Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, hieß in dem Statement. „Sie schafft neue fossile Infrastruktur in einem hochsensiblen Gebiet.“
Kritik an Wirtschaftsministerin
Mit der Kritik richteten sich die Aktivisten bei der Pressekonferenz vor dem Wirtschaftsministerium auch direkt an Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU). „Sie muss ihren Job ernst nehmen und auch Klimaschutz zur Priorität machen“, sagte Carla Reemtsma, Sprecherin Fridays for Future Deutschland. Konkret fordere Fridays For Future von der Politik einen Stopp jeglicher neuer Infrastruktur. „Das heißt, keine neuen Gaskraftwerke, keine neuen Gasbohrungen und natürlich kein Geld für Klimakiller“.
Was die Wissenschaft sagt
In der Wissenschaft gibt es einen klaren Konsens: Sollen die katastrophalsten Folgen der Erderwärmung verhindert werden, dürfen keine neuen Projekte zur Förderung von Kohle, Öl und Gas mehr entstehen. Auf der UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai hatten sich alle Staaten, darunter Deutschland, erstmals grundsätzlich auf eine Abkehr von diesen klimaschädlichen Energieträgern verpflichtet.