Entscheidung im EU-Parlament Geringerer Wolfs-Schutz: Reaktionen in Niedersachsen geteilt
Der Schutzstatus des Wolfes soll gelockert werden, Abschüsse könnten dann leichter erfolgen. Die Entscheidung sei überfällig, sagt Umweltminister Meyer. An der Neuregelung gibt es aber auch Kritik.

Straßburg/Hannover - Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, den Schutzstatus von Wölfen in der EU abzusenken, stößt in Niedersachsen auf geteilte Reaktionen. Durch die Lockerung könnten Wölfe künftig leichter abgeschossen werden. Der Nabu in Niedersachsen sieht in der Änderung einen Rückschritt für den Artenschutz. Umweltminister Christian Meyer dagegen begrüßte den Beschluss in einer Mitteilung. „Endlich. Wir in Niedersachsen haben lange gefordert, dass sich angesichts steigender Wolfsbestände auch der Schutzstatus an die Realität anpassen muss“, sagte der Grünen-Politiker.
Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments hatte zuvor in Straßburg im Eilverfahren dafür gestimmt, den Status von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken. Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt aber als wahrscheinlich. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist festgehalten, dass die Entscheidung unverzüglich in deutsches Recht übernommen werden soll.
Umweltminister Meyer nannte die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der sogenannten FFH-Richtlinie überfällig. Er betonte zugleich aber auch, dass der Wolf eine geschützte Art bleibe und Wölfe nun nicht wahllos abgeschossen werden dürften. „Durch die Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes und die Umlistung des Wolfes in der FFH-Richtlinie wird es mehr Möglichkeiten geben, in Gebieten mit vielen Nutztierschäden – trotz guten Herdenschutzes – künftig problematische Wölfe zu entnehmen. Wichtig ist, dass Entnahmen zukünftig rechtssicher, EU-konform und einfacher möglich sind“, sagte Meyer.
Warum Umweltschützer Kritik üben
Umweltschützer kritisierten dagegen, dass es für die Entscheidung keine wissenschaftliche Grundlage gebe. Die Herabstufung des Schutzstatus sei eine rein politisch motivierte Entscheidung und entgegen den Empfehlungen von Fachleuten, sagte Frederik Eggers, Nabu-Teamleiter Natur- und Umweltschutz, in einer Mitteilung. „Nicht-selektive Abschüsse werden die Zahl der Nutztierrisse nicht verringern. Nur flächendeckender, standortangepasster Herdenschutz bietet wirksamen Schutz“, teilte Eggers weiter mit. Der Nabu forderte die Landesregierung auf, trotz der Entscheidung auf EU-Ebene weiter auf Herdenschutz zu setzen.
Unterstützung für die Entscheidung kam dagegen auch aus den Fraktionen der SPD und CDU im Landtag. „Dieser Beschluss ist eine gute Nachricht, denn er wird Abschüsse von Wölfen erleichtern, wo sie notwendig sind, um Weidetiere und die Bevölkerung zu schützen“, sagte die landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Karin Logemann. Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Marco Mohrmann, sagte: „Heute ist ein guter Tag für Weidetierhalter, ihre Tiere und den ländlichen Raum überhaupt!“ Niedersachsen brauche alle Möglichkeiten des Bestandsmanagements für den Wolf.
Wie viele Wölfe es in Niedersachsen gibt
Über den Wolf diskutieren Befürworter und Gegner auch in Niedersachsen seit Jahren emotional. Da es immer wieder zu Rissen von Nutztieren wie Schafen und Rindern kommt, sind Wölfe vor allem für die Weidetierhaltung ein Problem.
Nach Angaben der Landesjägerschaft waren zuletzt 56 Wolfsrudel, 4 Wolfspaare und 3 ständig alleine lebende Einzelwölfe in Niedersachsen nachgewiesen. Vor drei Jahren, Ende 2021, gab es noch 38 Rudel. Immer wieder kommt es durch Wölfe zu Rissen von Nutztieren wie Schafen.
Umweltminister Meyer hatte zuletzt gesagt, er halte den Erhalt von mindestens 44 Ruden in Niedersachsen für angemessen. „Der Bestand dürfte aus unserer Sicht zumindest nicht unter 44 Rudel sinken. Aber eingegriffen werden soll nur dort, wo Wölfe trotz Schutzmaßnahmen vermehrt Schäden an Nutztieren stiften“, hatte der Grünen-Politiker der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gesagt.