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250 Jahre Goethe in Weimar Goethe-Jubiläum: „Er gab Weimar Seele und Weltbedeutung“

Vor 250 Jahren kam Goethe nach Weimar – und veränderte die Stadt. Wie steht es heute um seinen Einfluss auf Kultur, Schulen und Besucherzahlen?

Von dpa 06.11.2025, 14:43
Für die einen ungebrochen wichtig, für die anderen ein Schul-Trauma: Goethes „Faust“ ist in immer weniger Bundesländern Pflichtlektüre in der Schule. (Symbolbild)
Für die einen ungebrochen wichtig, für die anderen ein Schul-Trauma: Goethes „Faust“ ist in immer weniger Bundesländern Pflichtlektüre in der Schule. (Symbolbild) Martin Schutt/dpa

Weimar - Goethes Ankunft in Weimar jährt sich am Freitag zum 250. Mal. Am 7. November 1775 kam der damals 26-Jährige auf Einladung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach in die Stadt. Da hatte er mit „Die Leiden des jungen Werther“ bereits Ruhm erlangt. In Weimar wurde er schließlich vom Literatur-Popstar zum Phänomen - seine neue Wahlheimat zur Kulturstadt. Doch sind Goethe und sein wohl bekanntestes Weimarer Werk „Faust“ noch relevant? 

Unbestritten ist Goethes Relevanz für seine Wahlheimat Weimar, so Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik-Stiftung Weimar. Ohne Goethe hätte es die Weimarer Klassik wohl nie gegeben. Weimar hätte den „Charakter einer kleinen Residenzstadt behalten“, so die Kunsthistorikerin, „ohne den geistigen Glanz der Spätaufklärung und des Humanismus.“ Zahlreiche Schauplätze von Goethes Wirken sind heute Unesco-Weltkulturerbe, darunter Goethehaus und Schloss, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Goethe- und Schiller-Archiv oder der Park an der Ilm. „Goethe gab Weimar eine Seele und die Weltbedeutung, die es bis heute hat“, so Lorenz. 

„Faust“ zunehmend unwichtiger in deutschen Schulen?

Weniger relevant scheint Goethe allerdings inzwischen in den deutschen Klassenzimmern zu sein. Schon 2022 ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass der „Faust“ nur noch in wenigen Bundesländern Pflichtlektüre an den Schulen ist. Der Deutsche Bühnenverein stellt fest, dass das Stück immer weniger gespielt wird. In der Saison 2022/23 wurden acht Inszenierungen verzeichnet, vor Corona waren es noch 20. 

„Ich nutze den Faust als Medium, um den Schülern Wissen beizubringen, was langsam verloren geht“, sagt Philipp Restitzki. Der Germanist ist Deutsch-Lehrer am Landau-Gymnasium im sächsischen Weißwasser und promoviert zugleich zum Thema Faust. In Sachsen gehört das Werk noch zum verpflichtenden Unterrichtsstoff. Das Werk enthalte zentrale Aspekte der kulturellen Bildung, so der Experte, zum Beispiel zum Thema griechische Mythologie oder Religion. 

Experte: „Goethe ist identitätsstiftend“

„Gerade wenn Mephisto gegen die Religion wettert, dann muss man eben auch wissen, was in der Bibel drinsteht“, so Restitzki. Weil Goethes Werk mittlerweile mehr als 200 Jahre alt ist, sich Sprache und kultureller Hintergrund der Menschen veränderten, werde der Faust zunehmend als schwer verständlich wahrgenommen, glaubt Restitzki. Goethe und Schiller seien zusammen identitätsstiftend für den deutschsprachigen Kulturraum. „Und das wegzustreichen nach und nach heißt, auch ein Stück weit unsere kulturellen Wurzeln vergessen“. 

Ungebrochen scheint die Goethe-Begeisterung unter den Weimarer Besuchern im Faust-Themenjahr: Die Klassik-Stiftung Weimar zieht ein positives Zwischenfazit. Mit Stand September haben rund 510.000 Menschen die Museen der Stiftung in der Kulturstadt besucht. Damit liegt die Anzahl der Besucher knapp über dem Vorjahreszeitraum (509.889). Die seit Mai laufende Hauptausstellung des Themenjahres „Faust - eine Ausstellung“ im Schiller-Museum sahen bislang 38.000 Besucher. Die meistbesuchte Kultureinrichtung ist nach wie vor das Goethe-Nationalmuseum.