Wärmewende Grünen-Fraktionschef Graf fordert Abkehr von Holzkraftwerken
Der Umbau der Berliner Fernwärmeversorgung weg von fossilen Rohstoffen ist aufwendig und kostet Milliarden. Eine Weichenstellung in diesem Prozess finden die Grünen allerdings falsch. Und sagen warum.

Berlin - Berlins Grünen-Fraktionschef Werner Graf fordert einen Stopp der Planungen für zwei neue Holzheizkraftwerke zur Fernwärmeversorgung. „Das Verbrennen von Holz ist einerseits keine ökologische Maßnahme und auf der anderen Seite finanziell hochriskant für alle Berlinerinnen und Berliner“, sagte Graf der Deutschen Presse-Agentur. Als Alternative schlägt er vor, stärker Geothermie zur Wärmegewinnung in den Blick zu nehmen.
„Man kann im Prinzip sagen: Holz ist nur junge Kohle“, erläuterte er. „Wenn wir Holz verbrennen, stoßen wir klimaschädliches Kohlendioxid aus.“ Die Frage sei auch, wo die benötigten Holzmengen für neue Anlagen herkommen sollten.
Woher das Holz nehmen?
„Der gesamte Grunewald dürfte kaum ausreichen, um die beiden Holzkraftwerke auch nur ein Jahr lang zu befeuern“, so Graf. Solche Mengen aus Altholz seien weder aus Berlin noch aus Nachbarbundesländern zu beschaffen. „Das heißt, wir werden Holz etwa vom Balkan oder aus Russland importieren müssen. Wir begeben uns also wieder in Abhängigkeiten, weil wir das Holz in diesen Massen gar nicht in Berlin oder in Deutschland haben.“ Hinzu komme, dass der Holzpreis „durch die Decke gehen wird“. Die Rechnung müssten am Ende die Bürger bezahlen.
Zwei Biomassekraftwerke in Betrieb
In Berlin verbrennen bereits das Biomassekraftwerk Märkisches Viertel und das Fernheizkraftwerk Neukölln Holz. Im Zuge der sogenannten Wärmewende weg von Kohle und Gas plante der Konzern Vattenfall bis 2030 zwei weitere Holzheizkraftwerke an den Standorten Reuter West und Klingenberg mit einer Gesamtkapazität von bis zu 390.000 Tonnen Biomasse jährlich.
Nach der Rekommunalisierung der Vattenfall-Fernwärme verfolgt nun die landeseigene BEW Berliner Energie und Wärme die Pläne weiter. Sie versorgt rund 700.000 Wohnungen und damit mehr als ein Drittel der zwei Millionen Berliner Wohnungen mit Fernwärme für Heizung und Warmwasser.
Graf schaut nach Hamburg
Graf verwies darauf, dass Hamburg vor einigen Monaten Pläne fallen ließ, das dortige Kohlekraftwerk Tiefstack auf die Verbrennung importierter Holzpellets umzurüsten. Stattdessen will das kommunale Unternehmen HEnW in eine größere Wärmepumpen-Kapazität investieren.
Graf, designierter Grünen-Spitzenkandidat für die Wahl 2026, sieht in dieser Technologie einen vielversprechenden Ansatz auch für Berlins Fernwärmeversorgung. Gegenwärtig sei nicht klar, wie bei der Wärme der Energiemix der Zukunft aussehe. „Aber wir wissen nicht einmal, welche Potenziale wir in Berlin bei der Geothermie haben. Bohrungen in Brandenburg sind aber bereits vielversprechend.“
Thema Abwärme
Nach Einschätzung Grafs könnte Berlin auch Abwärmepotenziale bei Rechenzentren, Flusswasser oder Kläranlagen nutzen. „Mein Vorschlag ist, dass wir erst mit dem anfangen, was ökologisch sinnvoll ist und finanziell für die Berlinerinnen und Berliner am günstigsten ist. Geothermie, Abwärme und Wärmepumpen sind ökologisch sinnvoll und schonen langfristig den Geldbeutel der Berlinerinnen und Berlinern. Und das heißt, wir müssen jetzt mit aller Kraft Geothermie erforschen.“
Vorbild Potsdam
Potsdam treibe Geothermieprojekte bereits voran, ergänzte Graf. Der städtische Versorger EWP stellte bei einer Bohrung 2023 fest, dass er doppelt so viel Wärme aus Geothermie nutzen kann als erwartet. Berlin hingegen habe bislang nicht einmal Probebohrungen umgesetzt, so Graf. Potsdam und München wollten zukünftig rund zwei Drittel ihres Fernwärmebedarfs mit Geothermie decken. Es müsse dringend untersucht werden, wie viel in Berlin möglich sei.