SPD-Parteitag Krach führt die Berliner SPD in den Wahlkampf
Steffen Krach soll die Berliner SPD zurück ins Rote Rathaus führen. Welche Schwerpunkte er im Wahlkampf setzt und wie die Partei hinter ihm steht.

Berlin - Steffen Krach ist der Spitzenkandidat der Berliner SPD für die nächste Abgeordnetenhauswahl. Auf einem Landesparteitag in Berlin-Friedrichshain votierten die Delegierten einstimmig für den 46-Jährigen. Anschließend gab es minutenlangen Applaus. „Ich bin überwältigt“, sagte Krach. Schon zuvor hatte er als Ziel ausgegeben: „Ich will mit euch am 20. September 2026 das Rote Rathaus von der CDU zurückholen.“
Der SPD-Landesvorstand hatte ihn bereits im September als Spitzenkandidaten vorgeschlagen. Krach war zwischen 2014 und 2021 Staatssekretär für Wissenschaft in Berlin und danach Regionspräsident in Hannover. Bei der Wahl zum Landesparlament fordert er den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner von der CDU heraus, mit der die SPD als Juniorpartner regiert.
Die SPD hat bei Wahlen zuletzt viel verloren
Krach gilt als Hoffnungsträger der Berliner SPD, die seit Jahren immer schlechtere Wahlergebnisse eingefahren hat. Bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus im Februar 2023 erreichte sie nur noch 18,4 Prozent. Damit lag sie weit hinter der CDU (28,2 Prozent) und nur hauchdünn vor den Grünen.
Die Sozialdemokraten stellten sich beim Parteitag demonstrativ hinter Krach. Für ihn gab es immer wieder anhaltenden Beifall. Mehrere Rednerinnen und Redner bedankten sich ausdrücklich bei ihm dafür, dass er die Herausforderung angenommen hat. Wortspiele wie „Lass es krachen“, waren mehrfach zu hören.
Die Bundestagsabgeordnete Annika Klose bezeichnetet ihn als „Glücksfall“. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh, sagte, wenn es eine Person gebe, die Kai Wegner das Rote Rathaus wieder abnehmen könne, dann Steffen Krach.
Co-Landeschefin Nicola Böcker-Giannini nannte ihn einen Kandidaten „mit Erfahrung und Strahlkraft“ und wandte sich direkt an ihn: „Lieber Steffen, es wird Zeit, an der Tür des Roten Rathauses zu klopfen und Kai Wegner von der Regierungsbank zu schicken.“
„Wir haben viel erreicht“, sagte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe mit Blick auf die SPD-Politik der vergangenen Jahre. „Aber wir wollen mehr. Mehr Mut, mehr Tempo, mehr Zusammenhalt in dieser Stadt. Und genau dafür steht Steffen Krach.“
Wowereit fordert Beinfreiheit für den Spitzenkandidaten
Ex-SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit forderte seine Partei auf, Krach müsse eine gewisse Beinfreiheit gewährt werden. Schließlich gehe es darum, auch Wählerinnen und Wähler über die eigene SPD-Klientel hinaus zu gewinnen.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey ergänzte: „Steffen Krach kann das. Und er kann es auch besser als Kai Wegner es gerade macht.“ In einer Mischung aus Englisch und Berlinerisch schob sie hinterher: „We can do it. Und dit wird jut, lieber Steffen!“ Aber sie mahnte auch: Ein Spitzenkandidat könne nur mit voller Unterstützung der Partei erfolgreich sein und forderte volle Rückendeckung für den neuen Frontmann im Wahlkampf.
Dahinter steht auch der Eklat in Neukölln eine Woche zuvor: SPD-Bezirksbürgermeister Martin Hikel hatte mit seiner überraschenden Ankündigung Schlagzeilen gemacht, bei der Wahl 2026 nicht mehr für das Amt zu kandidieren. Hikel begründete das mit dem aus seiner Sicht zu schlechten Ergebnis seiner Wahl zum Spitzenkandidaten von 68,5 Prozent. Hikel - gleichzeitig der zweite Berliner Landesvorsitzende - beklagte zu wenig Unterstützung aus der eigenen Partei.
Krach streifte in seiner fast eineinhalbstündigen Parteitagsrede zahlreiche Themen von sauberen Spielplätzen bis innere Sicherheit. Dringenden Handlungsbedarf sieht er besonders bei der Mieten- und Wohnungspolitik, aber auch bei der Familienfreundlichkeit. Die Einhaltung der Mietpreisbremse müsse konsequent überwacht und die Arbeit der Mietprüfstelle weiter unterstützt werden, sagte er.
Krach fordert hohe Bußgelder gegen skrupellose Vermieter
Es mache ihn wütend, wenn Mieterinnen und Mietern systematisch überhöhte Mieten abgeknöpft würden. Er forderte hohe Bußgelder in solchen Fällen. Nötig seien außerdem klare Botschaften an die Managementetagen dieser Unternehmen. Systematischer Betrug müsse auch strafrechtliche Folgen für die verantwortlichen Personen haben.
Nachholbedarf sieht Krach in Berlin auch beim Thema Familienfreundlichkeit. „Ich will, dass Berlin die Familienmetropole in Europa wird“, sagte er. Familienfreundlichkeit bedeute eine bezahlbare Stadt, in der sich Familien mit kleinem Geldbeutel ein gutes Leben für sich und ihre Kinder leisten könnten. sagte Krach. Egal, ob Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Mann und Frau, queere Familien, kleine oder große müssten die Chance dazu haben.