Parteien Krach greift Wegner an – SPD startet früh in den Wahlkampf
„Träge und ambitionslos“: SPD-Hoffnungsträger Krach schießt bei seinem ersten Auftritt als SPD-Spitzenkandidat in Berlin gleich scharf gegen Regierungschef Wegner. Was sagt der dazu?

Berlin - Bis zur Berlin-Wahl 2026 ist es zwar noch eine ganze Weile hin, doch der designierte SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach setzt von Anfang an auf die Abteilung Attacke. Gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Hauptstadt nach seiner Nominierung ging der 46-Jährige den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) scharf an. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Berlin aus dem Roten Rathaus unter Wert regiert wird: träge, ambitionslos und halbherzig“, meinte er.
Berlins Stimme sei in der Bundespolitik kaum zu hören, so Krach. Zu vielen Themen beziehe Wegner keine klaren Positionen im Interesse der Berlinerinnen und Berliner. Als Beispiel nannte Krach die Debatte um die Zukunft des bundesweiten 58-Euro-Tickets für den ÖPNV.
SPD will gegen „Stress“ vorgehen
In Berlin habe sich in den letzten Jahren „Stress“ breitgemacht, konstatierte Krach. Viele Menschen sorgten sich um hohe Mieten, Schulen und Kitas oder die Infrastruktur. „Das muss funktionieren. Das sind die Basics der Politik“, so Krach. „Aber es kann nicht der Anspruch eines Regierenden Bürgermeisters sein, sich damit zufriedenzugeben, dass solche Basics funktionieren oder eben nicht funktionieren“. Die SPD wolle mehr.
Nach Krachs Einschätzung kann Berlin in vielen Bereichen Vorbild sein, etwa bei Gesundheitsversorgung, Infrastruktur, Sicherheit und Sauberkeit oder als „Innovationsmotor“. „Und da braucht man mehr Kraft und ein starkes Statement aus dem Roten Rathaus.“ Gleichzeitig sei es wichtig, als Regierender Bürgermeister nicht allen Menschen alles zu versprechen, sondern klare Entscheidungen zu treffen und diese dann auch umzusetzen.
Wegner wehrt sich
Wegner, der im Rathaus parallel seine Sommerpressekonferenz abhielt, wies die Vorwürfe umgehend zurück. All seine SPD-Amtsvorgänger hätten keine Verwaltungsreform geschafft. „Die haben nur drüber geredet.“ Er sei dieses Thema angegangen. „Das war jetzt nicht so richtig träge. Ambitionslos war es übrigens auch nicht.“ Dazu gebe es viele weitere Punkte in seiner Regierungszeit, „die wir hinbekommen haben“, so der CDU-Landeschef.
„Das muss jeder selbst entscheiden, wie er in so einen Wahlkampf geht, wie er formuliert“, fügte Wegner mit Blick auf Krachs Vorwürfe hinzu. „Ich glaube, dass die Menschen sehr gut unterscheiden können, redet man über jemanden oder redet man für sich. Welche Qualitäten bringt man mit und was hat man erreicht. Da haben die Berliner sicher ein feines Gefühl.“ Es sei viel zu früh, jetzt in den Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl am 20. September 2026 einzusteigen. Die 2023 gebildete Koalition aus CDU und SPD sei vielmehr zum Arbeiten gewählt worden.
Krach hat Bock
„Ich habe richtig Bock auf Wahlkampf“, sagte Krach etwa vier Kilometer Luftlinie entfernt. „Wir haben jetzt 384 Tage. Ich starte direkt mit dem Wahlkampf, ab heute geht es los.“ Und weiter: „Ich will gemeinsam mit den 18.000 Genossinnen und Genossen hier in Berlin die Hauptstadt für die SPD zurückholen. Ich will gewinnen. Es geht nicht um Platz zwei oder drei, es geht um Platz eins.“ Und falls das nicht klappt? „Ich habe keinen Plan B.“
Tempelhofer Feld bebauen?
Auch zu einigen inhaltlichen Punkten äußerte sich der designierte Spitzenkandidat, etwa zur Debatte um eine Randbebauung des Tempelhofer Felds: „Wenn jemand glaubt, mit einer Bebauung, in welcher Form auch immer, vom Tempelhofer Feld seien die Wohnungsprobleme in der Hauptstadt gelöst, der irrt.“ Krach verwies auf den Volksentscheid von 2014 gegen eine Bebauung des früheren Flughafenareals. „Und wenn es einen solchen Volksentscheid gibt, dann kann man nicht einfach sagen, das interessiert mich nicht.“
Gleichwohl könne man schauen, wie man das Feld noch „lebenswerter“ gestalte, über mehr Inklusion, über Sportmöglichkeiten, über Kulturangebote sprechen. „Ja, und irgendwann wird man auch die Diskussion über einzelne Wohnungsbauprojekte führen.“ Er sei sich sicher, dass da eine Lösung gefunden werde, die alle Interessen berücksichtige, so Krach.
Umzug nach Berlin 2026
Der 46-Jährige wirkte von 2014 bis 2021 als Staatssekretär für Wissenschaft in Berlin und ist seither Regionspräsident in seiner Geburtsstadt Hannover. Er war in der Vorwoche von den Berliner SPD-Führungsgremien für die neue Aufgabe nominiert worden. Endgültig zum Spitzenkandidaten gekürt werden soll Krach am 15. November auf einem Parteitag.
Seinen Umzug nach Berlin plant er im kommenden Jahr, wie er sagte. „Ich bin gerne Berliner, meine Familie im übrigen auch.“ Mit den Fraktionen im Regionalparlament Hannover werde er diese Woche darüber sprechen, wie es mit seinem Amt dort weitergehe. Klar sei, es werde dort vor der regulären Wahl des neuen Regionalpräsidenten am 13. September 2026 keine vorgezogene Neuwahl geben. „Ich kann sagen, ich werde hier (in Berlin) im Wahlkampf sein (...), aber ich werde auch nicht meine Aufgabe in Hannover vernachlässigen.“