Bundesliga Krisen-Hertha setzt wieder auf Retter Dardai
Pal Dardai soll es bei Hertha BSC wieder richten. Einst von Fredi Bobic vor die Tür gesetzt, kommt es nun zu seiner Rückkehr. Der Ungar soll die Berliner vor dem Abstieg retten.
Berlin - Hertha BSC vertraut in allerhöchster Not wieder auf den bewährten Retter Pal Dardai. Der verzweifelte Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga trennte sich am Sonntag vom glücklosen Cheftrainer Sandro Schwarz und setzt bis Saisonende bei seinem bisher erfolglosen neuen Berliner Weg auf die ungarische Vereinsikone. „Alle kennen meine Beziehung zu Hertha BSC, deshalb musste ich auch nicht lange überlegen, als der Anruf kam“, sagte Dardai. „Es sind noch sechs Spiele, eventuell auch noch zwei mehr, und ich werde mit dem Team alles daransetzen, dass dieser Verein in der Bundesliga bleibt.“
Schon am Montag soll Dardai die Mannschaft erstmals wieder trainieren. Zuvor hatten übereinstimmend der „Kicker“, Sport1, „Bild“ und der Sender Sky über den Wechsel berichtet. „Wir haben nach der in der Art und Weise erschreckenden Niederlage in Gelsenkirchen die vergangenen eineinhalb Tage intensiv genutzt, um unsere Situation, auch gemeinsam mit Sandro, zu analysieren und zu bewerten. Wir sind dabei zu dem Entschluss gekommen, für unser Ziel Klassenerhalt, der Mannschaft für die wenigen noch ausstehenden Spiele einen neuen Reiz zu setzen“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber.
Nach der 2:5-Schmach beim FC Schalke 04 am Freitagabend und dem Abrutschen ans Tabellenende hatte sich Weber mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten. „Natürlich ist es auch ein Stück weit so, dass der Trainer die ärmste Sau in dem Augenblick ist, wenn man das Defensiverhalten sieht“, hatte Weber nach der 16. Saisonniederlage gesagt und von einem richtigen „Schlag in die Fresse“ gesprochen. Ein „Weiter so“ sei ausgeschlossen.
Tags darauf deutete sich das Ende noch mehr an: Schwarz hatte noch während des Auslaufens der Mannschaft das Vereinsgelände verlassen. Noch vor der Heimreise aus Gelsenkirchen hatte sich Schwarz auch realistisch gezeigt und gewusst, dass sein Job mehr als auf dem Spiel steht. „Ich war gerne Trainer von Hertha BSC und hätte mir natürlich wie alle, die es mit diesem Verein halten, gewünscht, dass unsere Arbeit mit mehr Punkten belohnt worden wäre. Aber ich kann mit Blick auf die Tabelle nachvollziehen, dass die Verantwortlichen sich für einen neuen Weg entschieden haben“, sagte der 44-Jährige nach den Gesprächen mit der Vereinsführung. Auch seine Co-Trainer Volkan Bulut und Daniel Fischer wurden freigestellt.
Schwarz hatte den Risiko-Posten beim Dauer-Krisenclub aus der Hauptstadt erst im Sommer vergangenen Jahres übernommen. Eingestellt hatte ihn Fredi Bobic, der seinerseits Anfang des Jahres inklusive schlagzeilenträchtigem Nachspiel den Verein hatte verlassen müssen. Nach dem ebenfalls geräuschvollen Aus von Investor Lars Windhorst kommt der finanziell angeschlagene und sportlich taumelnde Verein einfach nicht zur Ruhe.
Für den Klassenverbleib soll nun bis zum letzten Spieltag dieser Saison oder sogar in einer möglichen Relegation Herzens-Herthaner Dardai sorgen, der von Bobic im November 2021 freigestellt worden war. Zuvor hatte der 47 Jahre alte Ungar, der stets unerschütterlich wirkt, die Hertha noch vor dem Abstieg gerettet.
Das soll er nun auch bei seinem dritten Engagement als Chefcoach schaffen, das zunächst bis zum Ende der Spielzeit festgelegt ist. „Das wird keine einfache Aufgabe, aber ich freue mich darauf“, sagte Dardai.
Mit Dardai an der Seitenlinie setzt Herthas Präsident Kay Bernstein zumindest den so oft proklamierten Berliner Weg fort. Zuvor war schon Weber, einst langjähriger Leiter unter anderem der Fußball-Akademie, als Sportdirektor installiert worden. Für Hertha ist es vermutlich die bestmögliche Alternative. Auch, weil das Geld beim Club trotz der neuen Investoren von 777 nicht gerade üppig vorhanden ist.
Den Kontakt zu seiner Hertha hatte Dardai nach seiner zweiten Amtszeit nicht verloren und nach Bobics Aus sogar wieder häufiger bei Heimspielen auf der Tribüne gesessen. Er kennt also die Mannschaft, er kennt die prekäre Ausgangslage: 22 Punkte hat die Hertha, ist Tabellenletzter. Mit Werder Bremen (32 Punkte) am kommenden Samstag, aber vor allem mit dem VfB Stuttgart (24) und dem VfL Bochum (26) treten noch drei mehr oder weniger abstiegsbedrohte Mannschaften im Olympiastadion an.