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Extremismus Landesinnenminister: Radikalisierung durch soziale Medien

Die Bundesanwaltschaft geht gegen eine rechtsextreme Gruppierung vor - die Verdächtigen sind sehr jung. Thüringens Innenminister sieht in sozialen Medien einen möglichen Grund für die Radikalisierung.

Von dpa Aktualisiert: 21.05.2025, 15:42
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sieht auch die Verbreitung von rechtsextremistischen Inhalten in den sozialen Medien als Grund für die Radikalisierung von Jugendlichen in der rechtsextremen Szene. (Archivbild)
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sieht auch die Verbreitung von rechtsextremistischen Inhalten in den sozialen Medien als Grund für die Radikalisierung von Jugendlichen in der rechtsextremen Szene. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Erfurt - Thüringens Innenminister Georg Maier sieht in der Verbreitung rechtsextremer und rassistischer Inhalte in sozialen Medien einen möglichen Grund für die Radikalisierung junger Menschen in der rechtsextremen Szene. „Die Rolle der Algorithmen und der sozialen Medien darf man nicht unterschätzen“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Die Kanäle in den sozialen Medien würden stark von „rechtspopulistischen und rechtsextremen Strömungen wie auch der AfD und anderen“ bespielt. „Das hat natürlich Folgen.“

Verdächtige im Alter zwischen 14 und 18 Jahren

Zuvor war die Bundesanwaltschaft in mehreren Bundesländern gegen eine mutmaßliche rechte Terrorgruppe vorgegangen. Fünf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren wurden festgenommen. Sie sollen Mitglieder - in einem Fall Unterstützer - einer rechtsextremistischen Terrorvereinigung sein, die sich „Letzte Verteidigungswelle“ nennt. 

Mit Brandanschlägen auf Asylbewerberheime und linke Einrichtungen wollte die Gruppe demnach das demokratische System der Bundesrepublik zum Zusammenbruch bringen. In Thüringen gab es keine Festnahmen. Nach dpa-Informationen ist der Grund dafür, dass zwei Verdächtige bereits in Untersuchungshaft sitzen.

Rechtsextreme Jugendkultur

Maier sagte, es mache ihn betroffen, dass die Verdächtigen so jung seien. „Es ist bedauerlich.“ Rechtsextreme nutzten verschiedene Kanäle, Jugendliche anzusprechen - etwa in Sportvereinen, in der Fußball-Fanszene und in sozialen Medien. Das scheine ihnen auch zu gelingen.

Aus Sicht unter anderem der Demokratieberater von Mobit zeigen die Ermittlungen gegen die „L.V.W“, wie sehr sich in Deutschland inzwischen wieder eine rechtsextreme und militante Jugendkultur entwickelt hat. Vor allem durch die Vernetzung der verschiedenen Gruppen über die sozialen Medien würden immer mehr junge Männer zu rechtsextremen Tätern. „Diese Jugendgruppen haben einen Raum geöffnet, in dem sich vor allem Jugendliche gegenseitig hochschaukeln und eine immer größere Enthemmung stattfindet – mutmaßlich bis hin zu Tötungsabsichten“, sagte die Projektleiterin von Mobit, Romy Arnold. Alleine in Thüringen seien nach Einschätzung von Mobit etwa ein halbes Dutzend solcher Gruppen aktiv.

Erinnerungen an die 1990er-Jahre werden wach

Die Linke-Abgeordnete Katharina König-Preuss sagte, es gebe eine „braune Jugendsubkultur, die sich teils in Social-Media-Gruppen formiert, radikalisiert und sich in der analogen Welt organisiert“. Symbolik und Kleidung dieser Jugendlichen erinnerten stark an die Nazikameradschaften der 90er-Jahre. „Die Festnahmen belegen: Eine neue Generation extrem rechter und hoch gewaltbereiter Jugendlicher tritt in die Fußstapfen ihrer Vorgänger, teils sind es die Kinder der Neonazis aus den 1990er Jahren.“