Verkehr Lösung im Streit um Finanzierung der „Wilden Zicke“ in Sicht
Nach langem Stillstand liegt eine vorläufige Vereinbarung zur Finanzierung der Naumburger Straßenbahn vor. Der Zuschuss rückt näher – doch bis das Geld fließt, könnte es noch dauern.

Naumburg - Im monatelangen Finanzierungsstreit um die Naumburger Straßenbahn zeichnet sich eine Lösung ab. Wie der Betreiber auf Anfrage mitteilte, soll nach Vorlage eines Vertragsentwurfs der im Dezember vom Burgenlandkreis beschlossene Zuschuss von 120.000 Euro für das laufende Jahr bald fließen.
Noch steht die Unterschrift unter dem Vertrag aber aus – und auch inhaltlich gibt es aus Sicht der Straßenbahngesellschaft Nachbesserungsbedarf. Zuvor hatte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet.
Straßenbahn-Geschäftsführer Andreas Plehn war am Montag im Landratsamt zu Gesprächen. Er zeigte sich erleichtert über die Bewegung in der Sache, wies aber auch darauf hin, dass der Vertragsentwurf inhaltlich noch nicht vollständig überzeugend sei. Einige Formulierungen seien erklärungsbedürftig. Die vorgelegte Vereinbarung werde nun von einem Fachanwalt geprüft.
Kompromiss mit Haken
Es handelt sich um eine sogenannte Notvergabe, mit der der Betrieb zunächst für bis zu zwei Jahre gesichert werden kann. Anschließend sei eine reguläre EU-weite Ausschreibung vorgesehen.
Trotz der Aussicht auf finanzielle Unterstützung reiche das Geld zunächst nicht für einen Vollbetrieb, sagte Plehn. Es fehlten weiterhin anderthalb Stellen. „Das heißt, die Mitarbeiter tarifgerecht zu entlohnen und anderthalb Mitarbeiter einzustellen – das gelingt jetzt erst mal noch nicht.“
Die Gesellschaft werde dem Landkreis daher einen reduzierten Fahrplan vorschlagen. Auch die Stadt Naumburg prüfe, ob sie die Bahn ab dem kommenden Jahr zusätzlich finanziell unterstützen könne.
Hoffen auf den Spätsommer – und auf die Stadt
Mit einer Auszahlung der Mittel rechnet Plehn frühestens im August oder September. „Mit dem Wissen, dass es jetzt in die Gänge kommt, lässt sich das auch noch überstehen“, sagte er.
Der Kreistag hatte Ende 2024 beschlossen, die historische Straßenbahn mit jährlich 120.000 Euro zu unterstützen – ab 2026 in steigender Höhe. Der Zuschuss ist an die Vergabe einer sogenannten Dienstleistungskonzession gekoppelt, die Fahrplan, Qualitätsanforderungen und Finanzierung regelt.
Die „Wilde Zicke“ ist mit ihrer 2,8 Kilometer langen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Salztor Deutschlands kleinster Straßenbahnbetrieb. Derzeit fährt sie unter anderem dank ehrenamtlicher Unterstützung.