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Altersabsicherung Maier offen für mehr Grundrente und Start nach Arbeitsjahren

Wer lange wenig verdiente, steht auch nach Jahrzehnten Arbeit vor Altersarmut. Warum Thüringens SPD-Chef Maier eine Anhebung der Grundrente für eine Frage von Gerechtigkeit zwischen Ost und West hält.

Von dpa Aktualisiert: 23.12.2025, 14:10
Thüringens SPD-Chef und Innenminister Georg Maier hält eine Reform der Grundrente und eine Erhöhung des Zuschlags für nötig. (Archivbild)
Thüringens SPD-Chef und Innenminister Georg Maier hält eine Reform der Grundrente und eine Erhöhung des Zuschlags für nötig. (Archivbild) Michael Reichel/dpa

Erfurt - Thüringens Innenminister und SPD-Chef Georg Maier fordert eine Reform der Grundrente und hat sich offen für einen Renteneintritt nach Arbeitsjahren gezeigt. „Wenn wir den Grundrentenzuschlag etwas erhöhen – das ist leistbar“, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Seiner Ansicht nach sei das gerade für Menschen in Ostdeutschland relevant.

„Das ist eine Folge der Wendejahre, dass die Erwerbsbiografien unterbrochen waren, dass man nur wenig verdient hat, wenn man überhaupt einen Job hatte“, sagte Maier. Betroffene hätten in der Regel auch keine Betriebsrente. „Eine Reform der Grundrente würde aus meiner Sicht Deutschland wesentlich gerechter machen.“

Geringe Gehälter in den 1990er Jahren

Die Grundrente gibt es seit 2021 und soll Altersarmut abmildern. Den Zuschlag gibt es für Menschen, die mindestens 33 Jahre gearbeitet und Beiträge gezahlt haben oder dabei auch Zeiten für Kindererziehung oder Pflege aufweisen oder Kranken-, Übergangs- oder Kurzarbeitergeld bezogen haben. Die volle Höhe gibt es erst ab 35 Jahren.

Maier sagte, die „Babyboomer des Ostens“, die direkt nach der friedlichen Revolution ins Arbeitsleben eingestiegen seien, hätten damals nur wenig Geld verdient. „Das war hier ein Niedriglohnland. Relativ viele davon werden genau in diesem sozialen Sicherungssystem der Grundrente landen.“

Thüringen habe mit einer durchschnittlichen Rente in Höhe von 1.491 Euro die niedrigste Rente von allen Bundesländern. Im Freistaat betrage der durchschnittliche Grundrentenaufschlag 72 Euro und die durchschnittliche Grundrente inklusive dieses Aufschlags rund 1.100 Euro.

„Das sind Menschen, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben. Das ist das brennende Thema“, sagte Maier. Es sei in letzter Zeit viel über Generationengerechtigkeit gesprochen worden. „Aber wir müssen auch wieder über Gerechtigkeit zwischen Ost und West in der Rente reden.“

Maier gegen pauschales Anheben des Renteneintrittsalters

In der Debatte über die Zukunft der Rente zeigte sich Maier offen für den Vorschlag, den Renteneintritt künftig an den Arbeitsjahren festzumachen statt am Alter. „Ich finde, das ist erstmal ein interessanter Vorschlag“, sagte er der dpa. Es belohne Menschen, die schon früh angefangen haben zu arbeiten. „Das ist auch eine Wertschätzung des Geleisteten.“

Man müsse aber schauen, inwieweit Akademiker benachteiligt würden. Heutzutage würden viele Studierende neben dem Studium auch arbeiten. Man müsse aufpassen, „dass das nicht unfair wird und ungerecht“, sagte Maier. Es gebe auch gute Gründe, wenn jemand später ins Berufsleben einsteige. Die beste Lösung aus SPD-Sicht wäre es, wenn alle einzahlten, also auch Beamte und Selbstständige, betonte Maier.

Ein pauschales Anheben der Altersgrenze für den Renteneintritt sei seiner Ansicht nach kein guter Ansatz. „Das ist nicht fair.“ Es gebe Berufe, in denen es nicht so leicht möglich sei, noch länger zu arbeiten.

Bis Mitte des kommenden Jahres soll eine Rentenkommission Vorschläge erarbeiten, wie die Alterssicherung in Deutschland langfristig gestaltet werden kann. Ein derzeit kursierender Vorschlag ist, den Eintritt in die Rente nicht mehr nur am Alter festzumachen, sondern vor allem an den Arbeitsjahren. Auch Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) hatte sich offen dafür gezeigt.