1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Arbeit als Rentner: Mehr als 63.000 Rentner in Sachsen gehen zur Arbeit

Jetzt live!

Arbeit als Rentner Mehr als 63.000 Rentner in Sachsen gehen zur Arbeit

Für viele Menschen gibt es mit Eintritt ins Rentenalter keinen Ruhestand. Sie bessern mit einem Job ihre Rente auf. Dass Leute mit über 80 Jahren noch zur Arbeit müssen, hält das BSW für skandalös.

Von dpa 23.08.2025, 11:39
In Sachsen gehen noch mehr als 63.000 Rentner zur Arbeit. (Symbolbild)
In Sachsen gehen noch mehr als 63.000 Rentner zur Arbeit. (Symbolbild) Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Dresden - In Sachsen gehen immer mehr Frauen und Männer nach Eintritt ins Rentenalter einer Arbeit nach. Ende 2024 waren insgesamt 63.424 Rentnerinnen und Rentner in Sachsen erwerbstätig, geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Sächsischen Landtag hervor. Mehr als 9.000 Betroffene befanden sich sogar schon in der Altersgruppe zwischen 75 und 85 Jahren.

BSW hält Notwendigkeit einer Arbeit im hohen Alter für skandalös

„Dass Menschen mit über 70 oder gar 85 Jahren noch arbeiten müssen, ist ein sozialpolitischer Skandal. Statt über ein höheres Renteneintrittsalter zu reden, brauchen wir endlich existenzsichernde Renten“, sagte BSW-Fraktionschefin Sabine Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur. In Sachsen zeige sich schon seit Jahren ein klarer und besorgniserregender Trend: „Immer mehr Menschen über der Regelaltersgrenze sind gezwungen, weiterzuarbeiten.“

Insgesamt sei die Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter zwischen 2020 und 2024 um 11,5 Prozent gestiegen, erklärte Zimmermann. „Seit 2005 hat sich ihre Zahl sogar mehr als verdoppelt.“ Für immer mehr Menschen reiche die gesetzliche Rente angesichts steigender Preise nicht mehr aus.

Viele Senioren müssen trotz jahrzehntelanger Arbeit weiter schuften

„Die Inflationsrate lag auch im Juli 2025 bei plus 2,0 Prozent, angetrieben vor allem durch teurere Dienstleistungen und hohe Lebensmittelpreise. Gleichzeitig belasten steigende Mieten und Nebenkosten die Haushalte massiv. Für viele Seniorinnen und Senioren bedeutet das: Sie müssen trotz jahrzehntelanger Arbeit weiter schuften“, sagte Zimmermann.

Die BSW-Politikerin verwies auf eine Statistik des Statistischen Bundesamtes, wonach die Ausgaben für Sozialhilfe um 14,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr stiegen, maßgeblich durch die deutliche Zunahme der Kosten für die Grundsicherung im Alter. In Sachsen hätten im März 2025 bereits 19.920 Menschen über der Regelaltersgrenze entsprechende Leistungen erhalten – mehr als doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren.

BSW empfindet soziales Jahr für Rentner als Verhöhnung

Zimmermann ging auch auf eine Idee des Ökonomen Marcel Fratzscher ein. Der Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung hatte ein verpflichtendes soziales Jahr auch für Rentner vorgeschlagen, um die Last des demografischen Wandels gerechter zu verteilen. „Die jetzigen Rentner haben zum Teil bis zu 60 Arbeitsjahren auf dem Buckel und haben bereits ihren Beitrag zu Wohlstand und Gesellschaft geleistet.“ Der Vorschlag sei eine Verhöhnung älterer Menschen.

„Das BSW lehnt jede weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters entschieden ab. Arbeit bis 70 oder gar 85 ist unzumutbar und widerspricht dem Recht auf einen würdevollen Ruhestand“, betonte Zimmermann. Stattdessen brauche man eine grundlegende Reform der Rentenversicherung nach österreichischem Vorbild, die auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einbezieht.

„Renten bis 2.000 Euro müssen steuerfrei gestellt werden, um die Kaufkraft der älteren Generation zu stärken“, lautet eine Forderung des BSW. Gleichzeitig brauche man Maßnahmen zur Begrenzung der Lebenshaltungskosten und massive Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, damit Wohnen im Alter nicht länger zum Armutsrisiko wird.