Erntebilanz „Mit blauem Augen“: Landwirte verzeichnen mäßige Ernte
Brandenburgs Bauern erleben seit Jahren einen Rückgang der Erntefläche. Für viele Betriebe lohnen sich einige Kulturen nicht mehr. Auch in diesem Jahr zeichnet sich eine schwächere Ernte ab.

Teltow - Brandenburgs Landwirte sind nach eigenen Angaben nur knapp an einer desaströsen Ernte vorbeigeschrammt. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. Mit der Erntemenge könnten die Bauern nach den schwierigen Witterungsverhältnissen zufrieden sein.
Unterdurchschnittliche Ernte
Man rechne in Brandenburg mit einer Getreideernte von etwa 2,2 Millionen Tonnen, ergänzte Wendorff. Damit liege man zwar fünf Prozent über dem Wert des Vorjahres, aber rund sechs Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre. Den Landwirten habe zunächst die intensive Trockenheit ab Februar Sorgen bereitet. Trotzdem sei der Erntebeginn Ende Juni zeitlich im Plan gelegen. Dann verhagelten jedoch lange Regenperioden die Ernte.
Der Niederschlag habe deutliche Spuren auf dem erntereifen Getreide hinterlassen. Mit jedem Niederschlag verschlechtere sich oft die Qualität des Getreides, erklärte Wendorff. Zwischen Back- und Futterqualität läge etwa ein 25-prozentiger Preisunterschied. „Das macht die Situation noch angespannter.“
„Weltmarktpreise der 90er Jahre“
Letztlich sei „eine eigentlich absehbare Katastrophe“ ausgeblieben, führte der Bauernpräsident aus. Katastrophal sei hingegen die Preissituation auf dem Getreidemarkt. „Wir haben derzeit Weltmarktpreise der 90er Jahre“, so Wendorff. Für einen rentablen Ackerbau sei das ohne EU-Fördermittel nicht ausreichend. Es gebe keine Branche, die mit den Preisen der 90er Jahre am Markt bestehen könnte. Es seien nicht die Rohstoffe, die maßgeblich für die gestiegenen Lebensmittelpreise in den Supermärkten seien, betonte Wendorff. Es seien die großen Handelsketten.
Bauernpräsident: Macht der Handelsketten sehr groß
Zwar gebe es per Gesetz die Verpflichtung der Handelsketten, die Produzenten angemessen zu bezahlen. „Aber versuchen sie mal ihren Partner anzuzeigen“, sagte Wendorff. „Dann sind sie raus aus dem Geschäft.“ Er sehe eine große Machtkonzentration. „Wir bekommen den Gedanken, der gut ist, nicht umgesetzt“, sagte der Landwirt mit Blick auf Gesetze, die Landwirte vor unfairen Praktiken der Handelsketten schützen sollen.
Immerhin müsse man nicht über Dürreentschädigungen sprechen, sagte Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD). Sie sehe dennoch die prekäre Lage. Es hätten sich Resistenzen gegen einige Wirkstoffe entwickelt. Zudem plane die EU, den Finanzrahmen für die Agrarsubventionen einzuschränken. Angesichts der Einschränkungen bei Düngemitteln und Schädlingsbekämpfern müsse es möglich sein, etwa alternative Wirkstoffe schneller zuzulassen.