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Mobbing an der Schule Mobbing gegen Lehrer? - Abgeordnete wollen Akteneinsicht

Ist ein homosexueller Lehrer an einer Berliner Grundschule monatelang gemobbt worden? Abgeordnete aller Parteien im Landesparlament wollen sich das genauer ansehen.

Von dpa Aktualisiert: 18.06.2025, 15:54
Zahlreiche Abgeordnete wollen wissen, was an der Carl-Bolle-Grundschule tatsächlich los war. (Archivbild)
Zahlreiche Abgeordnete wollen wissen, was an der Carl-Bolle-Grundschule tatsächlich los war. (Archivbild) Soeren Stache/dpa

Berlin - Abgeordnete aller fünf Fraktionen im Landesparlament wollen sich die Akten zum Fall des homosexuellen Lehrers einer Berliner Grundschule ansehen, der nach eigenen Angaben monatelang gemobbt wurde. Parteiübergreifend gibt es weiteren Aufklärungsbedarf, wie eine dpa-Umfrage zeigt. 

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hatte dazu aufgefordert, sich einen Überblick zur Aktenlage zu verschaffen. Die Möglichkeit dazu besteht am 30. Juni. Im Anschluss ist ein Gespräch der Abgeordneten mit der Senatorin geplant. 

Für die CDU wollen die Bildungsexperten der Fraktion, Sandra Khalatbari und Lars Bocian, sowie die queerpolitische Sprecherin Lisa Knack in die Akten gucken. Für die SPD sollen das die queerpolitische Sprecherin Wiebke Neumann und der bildungspolitische Sprecher Marcel Hopp übernehmen. 

Bei der Grünen-Fraktion sind es der schulpolitische Sprecher Louis Krüger, die Sprecherin für Antidiskriminierung, Tuba Bozkurt, und Taylan Kurt, in dessen Wahlkreis die Schule liegt. Für die Linke ist Bildungsexpertin Franziska Brychcy vorgesehen, für die AfD der bildungspolitische Sprecher Tommy Tabor. 

An der Schule ist der Lehrer Oziel Inácio-Stech nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden.

Bildungssenatorin nennt den Fall komplex

Er ist dort als pädagogische Unterrichtshilfe beschäftigt und beklagt zudem Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin. Er kritisierte Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung und sprach in dem Zusammenhang von einem „kompletten Systemversagen“.

Bildungssenatorin Günther-Wünsch hatte Anfang Juni im Bildungsausschuss zu dem Thema Stellung genommen und darauf hingewiesen, der Fall sei komplex. Den Vorwurf, es habe im Umgang mit der Lehrkraft kollektives Versagen gegeben, wies sie zurück. 

Aus Sicht der Grünen-Fraktion gibt es weiter zahlreiche offene Fragen. „Es besteht an verschiedenen Stellen noch Aufklärungsbedarf“, sagte ihr Abgeordneter Krüger. „Hat die Senatorin einen Fehler gemacht, als sie ein Schreiben an sie nicht gelesen, sondern einfach weitergegeben hat?“, nannte der Parlamentarier als Beispiel.

Haben Beschwerdestrukturen versagt?

Er wolle auch wissen, wie es sein könne, dass eine Beschwerde von jemandem bearbeitet werde, dem in derselben Beschwerde Befangenheit vorgeworfen worden sei. 

Außerdem müsse geklärt werden, welche Beschwerdestrukturen versagt hätten. „Für mich sind da nach wie vor viele, viele Fragen offen, ich habe das Gefühl, es werden immer mehr“, sagte Krüger.

Auch die beiden SPD-Abgeordneten haben bereits Akteneinsicht beantragt. „Wir werden da hingehen zu dem Termin“, sagte Marcel Hopp. Er habe nicht das Gefühl, dass es in den vergangenen Wochen ausreichend Aufklärung von der Bildungssenatorin gegeben habe. „Bis auf den Hinweis, dass wir Akteneinsicht beantragen können - was wir vorher auch schon wussten.“ 

„Wir müssen uns da ein Bild machen“

Linke-Abgeordnete Franziska Brychcy sagte, es stehe im Raum, dass weder die Schulleitung noch die Schulaufsicht und die Bildungsverwaltung der Lehrkraft Hilfe angeboten hätten. „Und das über mindestens anderthalb Jahre. Wir müssen uns da ein Bild machen.“

Die Bildungssenatorin habe in dieser Sache jedenfalls keine Sensibilität gezeigt. „Was mich so irritiert ist, dass sie nicht sagt "Mensch, da ist was schiefgelaufen"“, sagte Brychcy. Es müsse auch geklärt werden, welche Maßnahmen notwendig seien, damit sich so ein Fall nicht wiederhole.