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Energie Nach Stagnation wieder mehr Windrad-Projekte in Thüringen

Im ersten Halbjahr wurde in Thüringen kein einziges neues Windrad installiert. Nun sind eine Reihe von Projekten im Genehmigungsverfahren. Auch Brachflächen im Wald rücken als mögliche Standorte in den Blick.

Von dpa Aktualisiert: 03.10.2023, 12:21
Windenergieanlagen stehen auf einem Feld.
Windenergieanlagen stehen auf einem Feld. Marcus Brandt/dpa/Symbolbild

Erfurt - Die Zeit der Flaute scheint vorbei - es werden wieder mehr neue Windräder in Thüringen geplant. Derzeit liefen rund 30 Genehmigungsverfahren für mehr als 120 Windenergieanlagen, teilte das Thüringer Energieministerium auf Anfrage in Erfurt mit. Zwölf Windräder seien 2023 bisher genehmigt und fünf Anlagen neu gebaut worden. Nach dem Verfassungsgerichtsurteil, das das Thüringer Verbot von Windkraftanlagen im Wald gekippt hatte, stünden nun auch Brachflächen in Thüringens Wäldern im Blick.

Laut Ministerium drehen sich damit in Thüringen derzeit insgesamt 870 Windräder und erzeugen Strom. Im ersten Halbjahr war im Freistaat keine einzige Windkraftanlage neu installiert worden, hatte das Beratungsunternehmen Deutsche Windguard im Auftrag des Bundesverbands Windenergie und des Industrieverbands VDMA bei einer bundesweiten Studie ermittelt.

„Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat Bewegung gebracht“, sagte ein Sprecher des Energieministeriums. Die Thüringer Energieagentur wisse von Projektierern des Siegels Faire Wind Energie, die sich ein paar Dutzend Anlagen vorstellen könnten - aber noch kein Genehmigungsverfahren eröffnet hätten. In den Planungsgemeinschaften sei die Möglichkeit von Standorten auf Brachflächen im Wald aufgenommen worden und solle in den Regionalplänen berücksichtig werden.

Auch bei der Landesforstanstalt gibt es neue Überlegungen. „Zur Zeit wird zum Thema Windkraft im Wald bei Thüringenforst an Konzeptionen gearbeitet“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Es gebe Anfragen von Projektentwicklern. Noch habe der Vorstand der Landesforstanstalt aber keine Entscheidungen zur Waldnutzung für Windenergie getroffen.

„Neben noch ausstehenden grundlegenden Entscheidungen für das weitere Vorgehen von Thüringenforst im eigenen Wald müssen tatsächlich die Planungsgemeinschaften zunächst mit der Ausweisung von Windvorranggebieten im Wald erst die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau von Windkraftanlagen im Wald schaffen“, so der Sprecher der Landesforstanstalt. Etwa 40 Prozent der Waldfläche im Freistaat gehören dem Land.

Laut Ministerium stehen bisher vier Windenergieanlagen in Thüringen im Wald - zwei bei Gefell (Saale-Orla-Kreis) sowie zwei bei Auma-Weidatal (Landkreis Greiz).

Das Bundesverfassungsgericht hatte im November 2022 entschieden, dass das pauschale Verbot der Windenergienutzung im Thüringer Waldgesetz verfassungswidrig und damit nichtig ist. Vor allem die CDU, aber auch andere Oppositionsparteien hatten sich für das Verbot eingesetzt.

Unabhängig von dem Urteil sei die Verfügbarkeit von Flächen weiterhin ein Problem beim Windenergieausbau, erklärte der Ministeriumssprecher. Die Gemeinden könnten vom kommenden Jahr an auch jenseits der Regionalpläne planen. Derzeit seien die Regionalpläne aber „noch das Maß der Dinge“.

Anreize für mehr Windräder sollen durch das Windkraft-Beteiligungsgesetz geschaffen werden, das derzeit im Landtag liegt. Die Betreiber von Windrädern sollen mit dem Gesetz verpflichtet werden, dass die Kommunen in einem Radius von 2500 Metern um Windräder jeweils 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde erhalten. Der Anteil der Bürger solle bei 0,1 Cent pro Kilowattstunde erzeugtem Strom liegen.

Der Anteil der Windenergie-Standorte an der Landesfläche liegt in Thüringen bisher deutlich unter einem Prozent. Nach gesetzlichen Regelungen des Bundes müssten es in den nächsten Jahren 2,2 Prozent werden.