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Natur Nachweis von 24 invasiven Arten in Thüringen

Sie tragen so harmlos klingende Namen wie Sonnenbarsch oder Götterbaum, sind aber für heimische Arten problematisch. In Thüringen breiten sich invasive Pflanzen und Tiere zum Teil rasant aus.

Von dpa 01.06.2025, 04:00
Der Riesen-Bärenklau hat sich in Thüringen in den vergangenen Jahrzehnten rasant ausgebreitet. (Archivbild)
Der Riesen-Bärenklau hat sich in Thüringen in den vergangenen Jahrzehnten rasant ausgebreitet. (Archivbild) Frank Molter/dpa

Erfurt - In Thüringen sind bislang 24 invasive Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen worden. Von diesen eingeschleppten Neulingen, die einheimische Pflanzen und Tiere verdrängen, gelten 16 als etabliert, wie das Umweltministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Viele der gebietsfremden Tiere im Freistaat seien sehr mobil und könnten sich daher gut ausbreiten. Das gelte beispielsweise für den Waschbären, nordamerikanische Krebsarten - wie Kamberkrebs, Signalkrebs und Marmorkrebs - sowie die Nilgans. 

Bei den Nilgänsen, die inzwischen flächendeckend im Freistaat vorkämen, sei mit einem weiteren Anwachsen der Bestände zu rechnen, hieß es. Den ersten Brutnachweis gab es in Thüringen im Jahr 2000. Inzwischen gibt es schätzungsweise bereits 500 bis 600 Brutpaare in Thüringen. Nilgänse sind dominant und aggressiv gegenüber anderen Vogelarten.

Bei fortschreitender Erwärmung der Gewässerökosysteme durch den Klimawandel sei etwa auch eine weitere Vermehrung des Sonnenbarschs wahrscheinlich. In Deutschland ist der Raubfisch bislang schwerpunktmäßig im Rhein-Neckargebiet verbreitet. Mehrere Nachweise und Orts-unspezifische Hinweise gebe es aber auch für Thüringen, hieß es aus dem Ministerium.

Wuchernde Wurzeln, verdrängte Vielfalt

Invasive Pflanzenarten produzierten große Samenmengen oder hätten lange überdauernde Wurzelsprosse, wie der Riesen-Bärenklau, der sich in Thüringen in den vergangenen Jahrzehnten rasant ausgebreitet habe. Dieser wachse besonders häufig an Flüssen und Bächen. Große Bestände gebe es jedoch auch in Acker- oder Wiesenbrachen, in Parkanlagen und an Verkehrswegen. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Giftpflanze kann bei Kontakt ernste gesundheitliche Folgen wie allergische Reaktionen auslösen.

Verbreitet habe sich im Freistaat etwa auch der aus China stammende Götterbaum, hieß es. Der Laubbaum mit den gefiederten Blättern sei vor allem in den Stadtgebieten von Erfurt, Jena und Weimar anzutreffen. Nachweise gebe es inzwischen aber auch in fast allen Thüringer Landkreisen. Probleme bereite ebenfalls das Orientalische Zackenschötchen, das sich in den vergangenen Jahren massiv in Thüringen verbreitet habe. Die aus Osteuropa und Sibirien stammende Pflanzenart sieht dem Raps zum Verwechseln ähnlich, ist sehr konkurrenzstark und gefährdet vor allem in artenreichen Grünlandlebensräumen die Biodiversität.

Wenn Anpassungsfähigkeit zur Bedrohung wird

Viele der invasiven Arten sind laut Ministerium grundsätzlich sehr anpassungsfähig, weshalb sie insbesondere auf klimatisch bedingte Veränderungen der Ökosysteme reagieren. Mit der Verdrängung einheimischer Arten gehe ein Verlust der biologischen Vielfalt einher. Doch nicht nur der Naturschutz, auch Wirtschaft und menschliche Gesundheit könnten durch invasive Arten Schaden nehmen, hieß es weiter.

Bei der Früherkennung einer wenig verbreiteten Art erfolge - so weit wie möglich - eine vollständige Beseitigung. Bei bereits weit verbreiteten Arten erfolge eine Eindämmung oder Populationskontrolle, um Neubesiedlungen zu verhindern. Während erstmals 2023 im Wartburgkreis die auch Wassersalat genannte Muschelblume und 2022 im Saale-Holzland-Kreis das Brasilianisches Tausendblatt nachgewiesen wurden, sind die invasive Ameisenart Tapinoma magnum und die Asiatische Hornisse bislang noch nicht in Thüringen gesichtet worden.