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Wohnen Nebenkostenproblem wird größer - Sozialwohnungen fehlen

Viele Mieter in Thüringen schauen sorgenvoll auf ihre Nebenkostenabrechnung. Das Problem könnte noch größer werden - auch das Fehlen der Sozialwohnungen, sagen Fachleute der Wohnungswirtschaft.

Von dpa Aktualisiert: 14.05.2025, 14:27
Nach wie vor werden in Thüringen zu wenige Sozialwohnungen gebaut. (Archivbild)
Nach wie vor werden in Thüringen zu wenige Sozialwohnungen gebaut. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Suhl - Nach einer Prognose des Thüringer Wohnungswirtschaftsverbands werden die Nebenkosten für Mieter in den kommenden Jahren auf das Niveau der Kaltmiete steigen. „Wir werden ein erhebliches Nebenkostenproblem bekommen, wenn nicht gegengesteuert wird“, sagte Verbandsdirektor Frank Emrich am Rand einer Verbandstagung in Suhl der Deutschen Presse-Agentur. 

Derzeit liege die Kaltmiete bei den kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsgesellschaften, die der Verband vertritt, im Schnitt bei 5,63 Euro pro Quadratmeter und Monat. Etwa jeder zweite Mieter in Thüringen wohnt bei einem der Verbandsunternehmen.

Die Nebenkosten pro Quadratmeter würden im Durchschnitt 3,16 Euro betragen - allerdings abhängig von den Energiepreisen mit großen regionalen Unterschieden. Auf die Energiekosten hätten die Wohnungsunternehmen wenig Einfluss angesichts der immensen Investitionen, die für die Energiewende nötig seien. „Wir stehen an einem Kipppunkt. Wenn es keine Veränderungen gibt, wird es spürbar teurer“, so Emrich.

Große regionale Unterschiede bei Heizungskosten 

Als Beispiel nannte Emrich die Spanne allein bei warmen Nebenkosten: In Gera würden dafür im Schnitt 1,36 Euro aufgerufen, in Sonneberg dagegen 2,33 Euro pro Quadratmeter. Hauptgrund seien unterschiedliche Energiekosten regionaler Versorger. Im Landesdurchschnitt lägen die warmen Nebenkosten bei den Wohnungen der im Verband organisierten Unternehmen bei 1,68 Euro pro Quadratmeter. „Schon jetzt haben wir viele Diskussionen, weil wir Mietern erklären müssen, warum ihre Nebenkostenvorauszahlungen steigen.“ 

Die Wohnungsgesellschaften versuchten, beim Energieeinkauf möglichst günstige Preise durch die hohe Abnahmemenge zu bekommen. Ein weiterer Punkt seien Gebäudedämmung und Heizungssteuerung. „Da sind wir gefordert.“ Laut Verband sind etwa 90 Prozent der vermieteten Wohnungen bereits energetisch saniert. Trotz der gestiegenen Nebenkosten gebe es keine gestiegene Zahl an Mietschuldnern. Das sei ein gutes Zeichen. Aber auch die staatliche Unterstützung für einen Teil der Mieter zeige Wirkung. 

Nach Angaben von Emrich hat die Wohnungswirtschaft Vorschläge gemacht, die staatliche Förderung für Dämmung, Fenster und Dächer zu verändern und aus ihrer Sicht effizienter zu machen. Da sei die Politik gefordert. Auch für einen sparsamen Energieverbrauch sollte es aus Sicht des Verbands Anreize für Mieter geben. 

Verband: Jährlich 1.000 neue Sozialwohnungen wären nötig 

Hohe Erwartungen habe die Wohnungswirtschaft an das von der Thüringer Landesregierung angekündigte „Wohnungsbauprogramm 2030“ und das Ziel, dass es bis zu diesem Zeitpunkt mehr Sozialwohnungen im Freistaat gibt als bisher. Derzeit würden pro Jahr in Thüringen im Durchschnitt 800 Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen, die Zahl der Sozialwohnungen sinke. „Um den Trend zu stoppen, müssen pro Jahr mindestens 1.000 Sozialwohnungen gebaut oder saniert werden.“ 

Dafür sind nach Schätzungen des Verbandsdirektors pro Jahr rund 150 Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln nötig. „Derzeit haben wir 70 Millionen Euro. Und die Vergabe des Geldes ist so langsam und komplex geregelt, dass nur ein Teil ankommt.“

Hohe Baupreise und Mieten in den Städten 

Nach Verbandsangaben wurden 2024 nur 48,9 Millionen Euro in Neubauprojekte gesteckt - das niedrigste Niveau seit vielen Jahren. Der Bau einer Wohnung in Thüringens großen Städte koste inzwischen etwa 4.500 Euro pro Quadratmeter. Sozialverträgliche Mieten seien bei diesen Kosten nicht mehr möglich - sie müssten bei 17,50 pro Quadratmeter liegen. Pläne der Regierung zur Wohnraumförderung für Menschen mit mittleren Einkommen würden von den Wohnungsunternehmen unterstützt. 

Der Verband vertritt nach eigenen Angaben insgesamt 234 Unternehmen, darunter 185 Wohnungsgesellschaften, die etwa 265.000 Wohnungen in Thüringen vermieten.