Aufarbeitung zum NSU-Terror NSU-Dokumentationszentrum in Chemnitz bleibt
Im Kulturhauptstadtjahr hat in Chemnitz ein Dokumentationszentrum zum NSU-Terror eröffnet. Seither hat es mehr als 13.000 Besucher gezählt. Die Erinnerungsarbeit soll 2026 fortgeführt werden.

Chemnitz - Das Dokumentationszentrum zu den NSU-Verbrechen in Chemnitz hat seit der Eröffnung im Mai mehr als 13.000 Besucher gezählt und bleibt über das Kulturhauptstadtjahr hinaus erhalten. Dazu wird eine neue Trägerstruktur geschaffen. Der Freistaat habe im aktuellen Doppelhaushalt Geld für das Projekt bereitgestellt, um die Finanzierung 2026 zu sichern, teilten die Träger der Einrichtung mit.
„Das Dokumentationszentrum ist ein wichtiger Lern- und Begegnungsort, der Verantwortung und Dialog fördert“, konstatierte Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU) in einer Mitteilung. Es leiste eine wichtige Arbeit, die über die Stadt Chemnitz hinaus strahle. „Seine Weiterführung und Professionalisierung ist ein Gewinn für Chemnitz, Sachsen und der Entwicklung einer neuen Perspektive auf Erinnerung, Aufarbeitung und unsere heutige Gesellschaft.“
Neue Trägergesellschaft übernimmt zum Jahreswechsel
Zum Jahreswechsel soll den Angaben zufolge eine neue gemeinnützige GmbH Träger der Einrichtung werden, deren Gesellschafter die bisherigen Vereine des Konsortiums sind. „Mit der Ausgründung sorgen wir für Kontinuität in der politischen Bildung zum NSU-Komplex“, sagte Nora Krzywinski, eine der drei bisherigen Leiter des Zentrums. Das Projekt wird von den Organisationen ASA-FF, RAA Sachsen und der Initiative Offene Gesellschaft getragen.
Sachsens war einst Rückzugsort der rechtsextremen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Hier lebte das aus Thüringen stammende Kerntrio jahrelang unbehelligt, hatte zahlreiche Unterstützer und organisierte seine Mordserie an mindestens zehn Menschen - Opfer waren acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Zudem ist das Trio für etliche Raubüberfälle und Bombenanschläge verantwortlich.
Juristische Aufarbeitung des NSU geht weiter
Erst vor kurzem hat ein weiterer Prozess zum NSU begonnen: Am Oberlandesgericht Dresden wird gegen eine mutmaßliche Vertraute der Terroristin Beate Zschäpe verhandelt, der unter anderem Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen wird.
Die neue Organisationsform sei als Zwischenschritt hin zu einer Stiftung gedacht, hieß es. Fachexperten aus dem bisherigen Team sollen die inhaltliche Arbeit fortführen. Das Zentrum versteht sich als Erinnerungs- und Bildungsort. Dazu gehören eine Ausstellung, ein Archiv und regelmäßige Veranstaltungen. Ziel ist es, die Erinnerung an die Opfer wach zu halten und die Aufarbeitung des rechten Terrors und des Versagens von Sicherheitsbehörden zu forcieren.