Lehrermangel Pädagogische Unterrichtshilfen sollen Stundenausfall mindern
Sachsen-Anhalt findet nicht genügend Lehrkräfte für die Schulen. Besonders an den Sekundarschulen ist der Mangel groß. Eine neue Personalkategorie soll Abhilfe schaffen.

Magdeburg - 200 zusätzliche Kräfte sollen an den besonders stark gebeutelten Sekundar-, Gemeinschafts- und Gesamtschulen in Sachsen-Anhalt den Unterrichtsausfall mindern. Dafür wird eine neue Personalkategorie als Zwischenstufe zwischen Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeitern geschaffen. „Wir suchen pädagogische Unterrichtshilfen“, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). „Rund um den Fachunterricht sollen sie unterstützend wirken und mitwirken. Sie sind zu 60 Prozent im Unterricht eingesetzt und 40 Prozent im unterstützenden Bereich.“ Pro Schule werde mindestens eine solche Kraft gesucht. Die Ausschreibung der Stellen läuft bis zum 20. Juni. Zum neuen Schuljahr könnten die ersten Kräfte beginnen.
Die Unterrichtsversorgung ist an den Sekundarschulen im Vergleich zu anderen Schulformen wie Grundschulen und Gymnasien besonders niedrig. Laut dem Bildungsministerium lag sie zum jüngsten Stichtag 3. Februar bei 87,6 Prozent über alle Schulformen hinweg waren es 94,5 Prozent. Die Unterrichtsversorgung gibt an, wie viel von dem laut Lehrplan vorgesehenen Pflichtunterricht abgedeckt werden kann. Die Koalition hatte sich 103 Prozent als Ziel gesetzt, um Luft zu haben für Krankheitsfälle, Elternzeiten und Weiterbildungen.
Die Lehrkräfte sollten sich auf den Pflichtunterricht konzentrieren, so die Ministerin. Von den anderen Aufgaben sollten sie entlastet werden, damit so wenig Unterricht wie möglich ausfällt. Mit der Änderung des Schulgesetzes, die in Kürze den Landtag passieren soll, wird die neue Personalkategorie „pädagogische Unterrichtshilfen“ geschaffen und den Lehrkräften organisatorisch und rechtlich gleichgestellt, so das Ministerium.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Die Pädagogischen Unterrichtshilfen könnten im Unterricht eingesetzt werden, insbesondere bei der Beaufsichtigung, etwa wenn Lehrkräfte für Vertretungsfälle Aufgaben geben und eine Aufsicht nötig ist. „Es kommt auch immer darauf an, was sie mitbringen. Das ist auch Voraussetzung. Aber komplett zu sagen, du macht ab sofort Mathe-Unterricht, das ist jetzt nicht unser Ziel“, sagte Feußner. Zu den Aufgaben gehöre aber auch die Schulorganisation, Begleitung von Praxislerntagen und Klassenfahrten. „Es gibt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten“, sagte die Bildungsministerin. Das reiche bis zur Begleitung von Ganztagsangeboten an den Schulen.
„Die pädagogischen Unterrichtshilfen sind sechs Zeitstunden am Tag an der Schule. Und da wir ja eine solche Ausbildung nicht haben, werden sie besonders qualifiziert.“ Im ersten Jahr sei ein Unterrichtstag in der Woche für die Qualifizierung vorgesehen, so Feußner. Vorab gebe es einen zweiwöchigen Vorkurs. Nach einem Jahr Bewährungszeit sei eine Entfristung möglich.
Wer wird gesucht?
Bewerben können sich nur externe Kräfte, die noch nicht fest im staatlichen Schuldienst beschäftigt sind. Gesucht werden etwa Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Erzieher und Heilerziehungspfleger. Nötig ist eine mindestens dreijährige Berufserfahrung in der pädagogischen Arbeit mit Kindern. „Zuversichtlich macht mich, dass wir bei unserer letzten Ausschreibung für pädagogische Mitarbeiter sehr viele Bewerber hatten“, sagte Feußner. Dort sei die Bewerberlage besser als bei ausgebildeten Lehrkräften. Finanziert werden die Stellen aus Geldern, die wegen nicht besetzter Lehrerstellen nicht benötigt werden, so die Ministerin.
Kritik von der Linken: Nicht mehr als ein Lückenbüßer
Der Bildungsexperte der Linken-Landtagsfraktion, Thomas Lippmann, sagte, es sei wichtig, mehr Personal an die Schulen zu bekommen, dieses brauche aber eine entsprechende Lehr-Qualifikation. „Die Einführung der neuen Personalkategorie „Pädagogische Unterrichtshilfen“ ist nicht mehr als ein Lückenbüßer.“