Satelliten statt Radios Raumfahrtfirma OHB baut künftig Satellitenteile in Sachsen
Erst Musikinstrumente, dann Radios, nun Teile für Satelliten: Das Raumfahrtunternehmen OHB übernimmt das Technisat-Werk in Sachsen. Die Bremer sehen dort gute Voraussetzungen für künftiges Wachstum.

Schöneck/Bremen - Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB baut seine Produktion in Deutschland aus und fertigt künftig auch in Sachsen. Dazu übernimmt es zum Jahreswechsel das Werk des Elektronikherstellers Technisat im Vogtland. „Wir wollen mehr Geschäft in Deutschland machen“, sagte OHB-Vorstandschef Marco Fuchs. Ziel sei es, unabhängiger von Lieferketten und insgesamt resilienter zu werden.
In Schöneck sollen künftig Elektronikteile für Satelliten hergestellt werden wie Leiterplatten, Kabelbäume und Verbindungsstücke. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Fuchs auf Nachfrage. OHB werde allen bisherigen Mitarbeitern ein Angebot machen. Der neue Standort biete zudem Wachstumspotenzial mit Blick auf weitere Investitionen und Jobs.
Kretschmer: „großartiges Signal“
Technisat hatte im Sommer angekündigt, sein Werk mit 70 Mitarbeitern im Vogtland zu schließen und die Produktion nach Polen zu verlagern. Begründet wurde der Schritt unter anderem mit hohen Energie- und Personalkosten. Diese Rahmenbedingungen machten es vor allem für mittelständische Unternehmen schwer, Produktionsstandorte in Deutschland wirtschaftlich zu halten.
Dass die Produktionsstätte erhalten bleibt und nun von OHB übernommen wird, sei ein „großartiges Signal“, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Die Menschen hier hätten stets ihre Wandlungsfähigkeit bewiesen. Gestartet war der Standort einst als Zigarrenfabrik, später wurden Musikinstrumente gebaut und seit Anfang der 1990er Jahre Unterhaltungselektronik wie Radios - in der Corona-Pandemie zeitweise auch Masken. Nun werde ein neuer Technologieschritt vollzogen.
„In der Raumfahrt boomt das Geschäft“, erklärte Fuchs. Sein Unternehmen sei seit einiger Zeit daran interessiert, nach Sachsen zu kommen. Die Option, nun in Schöneck Fuß zu fassen, habe sich kurzfristig ergeben und sei nicht von langer Hand geplant. Fuchs sprach von „Liebe auf den ersten Blick“. Der neue Standort biete für OHB auch eine Perspektive gen Osteuropa. Die Region gilt zudem als raumfahrtaffin, ist sie doch Heimat des ersten Deutschen im All, Sigmund Jähn. In dessen Geburtsort Morgenröthe-Rautenkranz ist eine große Ausstellung der Raumfahrt gewidmet.
Von der kleinen Hydraulikfirma zum Raumfahrtkonzern
OHB ist ein börsennotiertes Unternehmen mit rund 3.500 Mitarbeitern, vor allem an den Standorten Bremen und Oberpfaffenhofen bei München. Sie bauen Satelliten etwa für Navigation und Telekommunikation, Aufklärung und Wetterbeobachtung, aber auch Bauelemente für Trägerraketen. 2024 erzielte der Konzern einen Umsatz von gut 1 Milliarde Euro, fuhr aber vor Steuern einen Verlust von 820.000 Euro ein.
Hervorgegangen ist das Raumfahrtunternehmen nach eigenen Angaben aus einem kleinen Hydraulikunternehmen mit fünf Mitarbeitern 1981. Unter der Ägide der Unternehmerfamilie Fuchs wurde es in den folgenden Jahrzehnten zu einem Raumfahrtunternehmen um- und ausgebaut. Die Familie hält bis heute fast zwei Drittel der Aktien.
 
                 
                 
                