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Archäologie Rund 3.000 Jahre alte Siedlung in Wolmirstedt entdeckt

Eine Siedlung aus der späten Bronzezeit in Wolmirstedt zeigt, dass die Landschaft der Börde seit Jahrtausenden Menschen anzog. Funde zeugen von einem regen sozialen Leben der damaligen Bevölkerung.

Von dpa 23.07.2025, 15:38
Wo künftig ein Sportstadion steht, sind derzeit in Wolmirstedt Archäologen aktiv.
Wo künftig ein Sportstadion steht, sind derzeit in Wolmirstedt Archäologen aktiv. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Wolmirstedt - Eine rund 3.000 Jahre alte Siedlung haben Archäologen in Wolmirstedt (Landkreis Börde) entdeckt. Die archäologischen Arbeiten laufen im Vorfeld des Baus einer Sportanlage. „Einige Gebäude konnte über Pfostengruben nachgewiesen werden“, sagte Projektleiter und Referatsleiter Gebietsreferat Nord am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Götz Alper. „Bislang wurden rund 5.000 Quadratmeter Fläche untersucht und dabei 322 archäologische Befunde dokumentiert und über 1000 Funde geborgen.“

Rätselhafter Toter

Rätselhaft ist der Fund eines menschlichen Skelettes. Der Tote lag in einer Siedlungsgrube in Hocklage mit verdrehtem Kopf. Eigentlich wurden die Toten in der späten Bronzezeit auf Scheiterhaufen verbrannt und auf Urnengräberfeldern außerhalb der Siedlungen beigesetzt. Nur gelegentlich, wie hier in Wolmirstedt, gibt es Körperbestattungen. Bei dem Toten handelt es sich um einen erwachsenen, kräftigen Mann, der etwa 1,70 Meter groß war. An den Knochen konnten bei der ersten Sichtung keine Traumata oder Mangelerscheinungen festgestellt werden. Über die Motivation für derartige „irreguläre“ Bestattungen herrscht bislang Unklarheit. Es könnte sich um ein Zeugnis ritueller Handlungen handeln. Möglicherweise gab es mehrstufige Beisetzungsvorgänge.

Wohnhäuser, Wirtschaftsbauten und Speicher

In der Siedlung gab es ein größeres Wohnhaus sowie kleinere Wirtschaftsbauten und Speicherbauten. Das nicht vollständig erfasste zweischiffige Hauptgebäude war vier Meter breit und mehr als sechs Meter lang. Die sechspfostigen Speicherbauten hatten eine Größe von etwa zwei mal drei Meter. Hervorzuheben ist ein Gebäude von viermal 3,3 Meter Größe. „Eine Reihe von pyramidenförmigen Webgewichten lässt erkennen, dass es sich um ein Webhaus gehandelt hat“, sagte Alper. Auf einem stehenden Webstuhl wurden Stoffbahnen von ungefähr 60 Zentimeter Breite hergestellt. 
 

Wurden Sumpfschildkröten gegessen?

Am Grubenrand einer Ofengrube wurde neben einer Keramikscherben-Konzentration der Panzer einer Sumpfschildkröte freigelegt. „Laboruntersuchungen sollen klären, ob und wie das Tier zubereitet wurde“, sagte Alper. Zudem wurden Materialentnahmegruben zur Lehmgewinnung freigelegt. 

An Funden gab es unter anderem Vorratstöpfe und Kochtöpfe sowie teilweise verzierte Krüge und Tassen. Daneben kamen vereinzelt bronzene Ringe sowie Pfrieme aus Bronze und Knochen zutage. Überwiegend handelt es sich bei den gefundenen Tierknochen von Rind, Schwein, Schaf und Ziege um Speisereste.

Die Ausgrabungen des achtköpfigen Grabungsteams werden noch bis zum 15. Oktober 2025 andauern. Der Sportplatzbau wird im März 2026 starten.